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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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weitere Bergwerksgeschichte – nur daß diesmal das Abgeschnittensein im unterirdischen<br />

Dunkel nicht zu Gewissenserweckung <strong>und</strong> Existenzerhellung dient, sondern zur<br />

Entdeckung des schon lange flüchtigen, mörderischen Bergwerksdirektors. In seinem<br />

Einleitungstext sieht Mayer kühn »die höchste Krönung der Idee <strong>Hörspiel</strong> voraus«, deren<br />

Ausführung er sich ausdrücklich vorbehält: »nicht ein Sender, die ganze Welt wird zu den<br />

Mitwirkenden gehören, Funkfestspiele in einer Weltsprache werden abgehalten, für zwei<br />

St<strong>und</strong>en wird die Welt zu einem Festspielhaus, <strong>und</strong> jede andere Sendung schweigt.«<br />

Demgegenüber verlangt Wilhelm Fladt im Nachwort zu seinem Heimat- <strong>und</strong> Liebesstück<br />

Traumlinde: »Auf Handlungsgeräusche ist großer Wert zu legen« <strong>und</strong> »am Aktbeginn ist<br />

stets die Szenerie anzusagen«. So gibt es also kein Problem, bis auf die Frage, warum<br />

die Jury dies als <strong>Hörspiel</strong> gelten ließ. Auch Dr. Funkius von Alfred Auerbach ist nicht ganz<br />

ohne Naivität, nur ist sie hier nicht heimatselig, sondern weltanschaulich: der<br />

Radioheilige, Gegner des Dr. Spectator, ist »mit dem Plan beschäftigt, jedes Geräusch<br />

auf Erden zu tilgen«, er sagt: »Wir können die Stimmen im Weltäther nicht vernehmen,<br />

weil zu viel Lärm auf der Erde ist«, er weiß: »Allen Geschöpfen ward das Auge, dem<br />

Menschen allein das Wort«. Solche Aperçus aber stehen nicht im Vorwort, sondern im<br />

<strong>Hörspiel</strong>. Dr. Funkius will schließlich, »selbst als Antenne dienend« – dies ein mit<br />

frommem Schauder erlebtes Phänomen der frühen Bastelzeit, daß man den eigenen<br />

Körper als Antenne anschalten konnte -, die erste »Weltraumsendung« herstellen. Dabei<br />

hat der Autor im Vorwort bekannt, daß das <strong>Hörspiel</strong> nur »Innenerlebnisse von Mensch zu<br />

Mensch« tragen könne, »äußere Geschehnisse zu geben, ist nicht sein Wesen«. Er<br />

empfindet genau richtig, wenn er als »Instrumentierung des <strong>Hörspiel</strong>s: Gefühlswelt,<br />

Gedankenkraft, Phantastik, Musik« bezeichnet. Am Anfang seiner Vorrede heißt es: »Es<br />

gibt viel weniger Menschen, die imstande sind, ein Drama im reinen Hören mitzuerleben,<br />

als es Menschen gibt, die im Zuschauen aufnehmen können. Film ist Massenkost,<br />

<strong>Hörspiel</strong> für die wenigen.« Wieviel schöne <strong>und</strong> richtige Einsicht bei wie wenig<br />

Gestaltungskraft!<br />

Bleiben noch die beiden letzten Stücke. Die Wette der Venus ist das Werk eines<br />

Operettenlibrettisten, Günter Bibo, <strong>und</strong> voller halbseidener Effekte. Es lohnt nicht mehr als<br />

diese Erwähnung. Auch das <strong>Hörspiel</strong> Rudolf Leonhards, Wettlauf, ist heute nicht mehr<br />

aufführbar. Seine Handlung – im Stadion, mit naturalistischen »Chor«texten der<br />

Tribünenbesucher, mit einem Ansager, zwei Liebespaaren <strong>und</strong> einem dunkel orakelnden<br />

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