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Das Hörspiel. Dramaturgie und Geschichte - Mediaculture online

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interessantesten <strong>und</strong> besten hält, in denen die größte Quantität an Hörbarem<br />

zusammengedrängt ist, natürlich an sinnlosem Hörbaren, durch das die Imagination in<br />

keiner Weise bewegt wird. Und tatsächlich findet Knilli aus solchen Gründen z. B. die<br />

<strong>Hörspiel</strong>e Heinz Oskar Wuttigs besser als diejenigen Eichs, obwohl er beteuert: »Nur eine<br />

Mengenrechnung könnte entscheiden, wie sich im einzelnen Geräusch-, Ton- <strong>und</strong><br />

Sprachanteile verteilen!« Er nimmt die prozentuale Verteilung von sinnhaften <strong>und</strong> nicht<br />

sinnhaften Daten als Kriterium <strong>und</strong> gibt den sinnlosen den Vorzug.<br />

Leider wird, trotz etwa h<strong>und</strong>ert Seiten Text, weder durch eine klare Beschreibung noch<br />

durch ein Beispiel, dem Knilli uneingeschränkt zustimmt, genau deutlich, was denn nun<br />

eigentlich mit dem »Schallspiel« gemeint ist. Vorsichtshalber wird gelegentlich vom<br />

»künftigen Totalhörspiel« gesprochen, denn auch Zukunft hat den Vorteil, sich zum<br />

Mythos machen zu lassen, <strong>und</strong> Liebhaber des Totalen sind auf Mythen angewiesen. So<br />

müssen wir denn selbst versuchen, uns Knillis genaue Meinung auszudenken; die Sache<br />

ist gerade durch ihren törichten, zerstörerischen Radikalismus lichtreich <strong>und</strong> wichtig<br />

genug.<br />

Er will einen »realen Spielvorgang«, keinen nur »eingebildeten« <strong>und</strong> »spirituellen«. Ihn<br />

ärgert es, daß alle Experten seit Pongs <strong>und</strong> Kolb immer wieder behaupten, die Bühne des<br />

<strong>Hörspiel</strong>s sei im Hörer. Er meint, »die Schallvorgänge füllen, von einer einzigen Quelle,<br />

dem Radiogerät, kommend ... das Zimmer des Zuhörers. Deshalb ist es unsinnig, von<br />

›eindimensionalem‹ Hörfunk zu sprechen. Der traditionelle Hörfunk steuert zwar<br />

›einkanalig‹ seine Lautsprecher, diese erzeugen aber dreidimensionale Hörgegenstände.«<br />

»Hörgegenstände« sind eine Erfindung Knillis, so etwas gibt es nicht <strong>und</strong> wird es nie<br />

geben. In Wirklichkeit gibt es nur Schallwellen, die wir als Töne, Worte, Geräusche hören<br />

<strong>und</strong> die sich im dreidimensionalen Raum natürlich dreidimensional ausbreiten. <strong>Das</strong><br />

bedeutet aber nicht, daß die Töne, Worte, Geräusche selbst »dreidimensional« sind. Sie<br />

sind hörbar <strong>und</strong> haben verschiedene hörbare Kennzeichen an sich, die wir registrieren:<br />

erstens die Charakteristik des Raums, in den sie, den Lautsprecher verlassend,<br />

hineingespielt werden, zweitens, wie jeder Anfänger in der Akustik weiß, vor allem<br />

bestimmte Merkmale jenes Raums, in dem sie jenseits des Sendevorgangs erzeugt<br />

worden sind. Auch dieser Raum ist dreidimensional <strong>und</strong> hat seine Charakteristik den<br />

Tönen, Geräuschen, Worten aufgeprägt, aber diese Charakteristik ist nach dem<br />

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