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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Wäre aber (unser) Denken nicht <strong>die</strong> letzte Instanz bei der Beurteilung der<br />

(kontingenten oder nichtkontingenten)Inhalte, müssten Erste und Letzte<br />

Anschauungen oder (Ur)Worte und Sätze, Riten und Kulte,<br />

Symbole und Fetische undsofort - und damit immer deren Institutionen<br />

samt führendem Personal - an <strong>die</strong> Stelle des Denkens treten. Dies führt(e)<br />

besonders in Schriftreligionen zu einer Fetischisierung des Wortlautes der<br />

angesagten Inhalte und damit zu einer Verunreinigung und Verblödung<br />

des religiösen Denkens, das sich vorvernünftig setzt, weil es sich ein<br />

höheres Recht <strong>über</strong> dem Recht des Denkens anmaßen muß. Ein<br />

Verhängnis nicht nur der Religionsgeschichte.]<br />

Siebente Vorlesung<br />

I. - Daß wir <strong>die</strong> Erhebung des Geistes zu Gott denkend fassen wollen, <strong>die</strong>s<br />

legt uns eine formelle Bestimmung vor, der wir sogleich bei dem ersten<br />

Hinblick darauf, wie das <strong>Beweise</strong>n <strong>vom</strong> <strong>Dasein</strong> Gottes verfährt, begegnen<br />

und <strong>die</strong> zunächst ins Auge zu nehmen ist. Die denkende Betrachtung ist<br />

ein Auslegen, eine Unterscheidung der Momente dessen, was wir nach der<br />

nächsten Erfahrung in uns etwa auf einen Schlag vollbringen. Bei dem<br />

Glauben, daß Gott ist, gerät <strong>die</strong>ses Auseinanderlegen sogleich darauf, was<br />

schon beiläufig berührt und hier näher vorzunehmen ist; es zu<br />

unterscheiden, was Gott ist, von dem, daß er ist. Gott ist; was ist denn<br />

<strong>die</strong>s, was sein soll? [114 Merkwürdig krauses Formulieren <strong>Hegel</strong>s; was in<br />

der (religiösen)Erfahrung auf einen Schlag geschehe, daß wird durch das<br />

erkennende Denken des Inhaltes <strong>die</strong>ser („schlagenden“)Erfahrung<br />

analysiert, in deren Elemente und Unterschiede auseinandergelegt. Das<br />

Schlagende wird geschlachtet, könnte man kurzweilig bemerken.<br />

Daß Gott ist, ist allerdings eine formelle Bestimmung, denn zu sein ist eine<br />

Form des Inhaltes, <strong>die</strong> gegen <strong>die</strong> Form Nicht-Sein gestellt ist. Aus beiden<br />

Formen erfolgt noch kein Beweis für <strong>die</strong> Existenz des Inhaltes, sie sind<br />

zunächst nur behauptet. Bezieht sich das „Formelle“ auf das Denken<br />

<strong>über</strong>haupt, dann gilt <strong>die</strong> Einheit von Inhalt und Form auch hier: weil der<br />

Inhalt vorerst nur formell gefasst wird, ist auch das Denken vorerst nur<br />

formell.<br />

Man sieht <strong>die</strong> Schwierigkeit spekulativer Theologie: sie kann nicht mit<br />

Heiligen Worten und Sätzen beginnen, sie hat nur <strong>die</strong> Versicherung<br />

(Hypothese, Annahme, „Glauben“), daß ein Gott sei; aber das Daß-Sein<br />

enthält noch kein Was-Sein, oder vielmehr: das Daß-Sein ist nur das<br />

Gehaltensein des Inhaltes in der Form des <strong>Dasein</strong>s.<br />

An <strong>Hegel</strong>s Abstraktions-Ansatz ist der traditionelle des ontologischen<br />

Gottesbeweises: daß das vollkommene Wesen Gottes, um vollkommen zu<br />

sein, sein Sein und <strong>Dasein</strong> nicht ausschließen könne, vorerst nur abstrakt<br />

wiederzuerkennen.]<br />

II. - Gott ist zunächst eine Vorstellung, ein Name. Von den zwei<br />

Bestimmungen, Gott und Sein, <strong>die</strong> der Satz enthält, ist das erste<br />

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