Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Notwendigkeit aus deren Zufälligkeit erklären. „Die Evolution“ soll<br />
einerseits absoluter Grund, ein absolutes Sein als absolutes Werden sein,<br />
<strong>die</strong>s der hypothetische Blick des Evolutionstheoretikers auf ein Ganzes,<br />
das er als wirkliche Wirklichkeit erblickt zu haben glaubt; andererseits<br />
arbeitet <strong>die</strong>se Gottheit mit Wasser: aus Zufall und Notwendigkeit werden<br />
<strong>die</strong> ungeheuerlichsten Dinge erscheinend und verschwindend gemacht.<br />
Und das innere Erblicken geht von <strong>die</strong>ser Seite zu jener und von jener<br />
wieder zu <strong>die</strong>ser zurück, es scheint ein Schluß geschlossen, eine<br />
geschlossene Welt eines sich erschließenden Absoluten erkannt worden<br />
zu sein. - Der Afteridealismus <strong>die</strong>ses Denkens ist erschließbar.]<br />
Der andere Beweis geht von dem Sein aus, insofern es sich nach Zweckbeziehungen<br />
bestimmt findet, und schließt auf einen weisen Urheber<br />
<strong>die</strong>ses Seins, - der teleologische Beweis <strong>vom</strong> <strong>Dasein</strong> Gottes. [191 Das<br />
Sein <strong>die</strong>ser Welt ist doch nicht nur zufällig und hinfällig; sogar Sinniges<br />
bietet sich dar, man glaubt es kaum: Zwecke und Mittel, - <strong>die</strong> Antilope<br />
<strong>die</strong>nt dem Löwen als Vor-, Haupt- und Nachspeise. Wer oder was hat <strong>die</strong>s<br />
eingerichtet und zugelassen? Darf Nützlichkeit, weil lebenserhaltend und<br />
lebenstragend, als ontologische verabsolutiert werden?<br />
In der Evolutionstheorie findet sich <strong>die</strong> Sinnigkeit der Zweck-Mittel-<br />
Relation in der Kategorie der Selektion, einer Unterscheidung, <strong>die</strong><br />
Siegreiche von Verlierern scheidet, indem sie letztere verscheiden lässt.<br />
Indem der Stärkste <strong>über</strong>lebt, hat er sich als Nützlichster der Nützlichen<br />
bewiesen, - auf Zeit, denn das fatum der Selektion kann ihn jederzeit<br />
richten.]<br />
Indem noch <strong>die</strong> andere Seite hinzukommt, welche den Begriff Gottes zum<br />
Ausgangspunkt macht und auf das Sein desselben schließt - der<br />
ontologische Beweis -, so sind es, indem wir uns von <strong>die</strong>ser Angabe leiten<br />
lassen, drei <strong>Beweise</strong>, <strong>die</strong> wir, und nicht weniger deren Kritik, durch welche<br />
sie als abgetan in Vergessenheit gestellt worden sind, zu betrachten<br />
haben. [192 Die Einteilung ist erfolgt; - drei <strong>Beweise</strong> ergeben sich dem<br />
endlichen Schein endlicher Reflexion, und <strong>die</strong>se sollen, trotz ihrer<br />
„Zertrümmerung“ durch Kant, aus den Trümmern ihres Vergessenseins<br />
wieder erinnert werden.]<br />
Zehnte Vorlesung<br />
Die erste Seite der zu betrachtenden <strong>Beweise</strong> macht <strong>die</strong> Welt <strong>über</strong>haupt,<br />
und zwar zunächst <strong>die</strong> Zufälligkeit derselben zu ihrer Voraussetzung. Der<br />
Ausgangspunkt sind <strong>die</strong> empirischen Dinge und das Ganze <strong>die</strong>ser Dinge,<br />
<strong>die</strong> Welt. Das Ganze hat, je nachdem es bestimmt ist, allerdings einen<br />
Vorzug vor seinen Teilen, das Ganze nämlich als <strong>die</strong> alle Teile umfassende<br />
und sie bestimmende Einheit, wie schon das Ganze eines Hauses, noch<br />
mehr das Ganze, das als für sich seiende Einheit ist, wie <strong>die</strong> Seele des<br />
lebendigen Körpers. [193 Die Annahme, <strong>die</strong>se Welt sei durch Zufall<br />
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