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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Dies zeigt sich an der schlechten Unendlichkeit der Kausalität, sofern sie<br />

als Erstes und Letztes „von allem“ genommen wird. Als verursachend ist<br />

das Ding (und <strong>die</strong> Eigenschaft) vereinzelt; als selbst verursacht ist es nicht<br />

vereinzelt; da sein Verursachen aber dasselbe bewirkt, was an ihm<br />

bewirkt wurde und <strong>die</strong> Vereinzelung aufhob, ist unendliches Setzen und<br />

Aufheben des Verursachens und Wirkens, des Vereinzelns und<br />

Universalisierens, des Verzufälligens und Vernotwendigens, des Anfangens<br />

und des Aufhörens.<br />

Kein wahres Unendliches in <strong>die</strong>ser unendliche Kette, ein bloß negatives<br />

Unendliches, ein permanentes innerweltliches Transzen<strong>die</strong>ren, das keine<br />

Rückkehr in irgendeinen absoluten Halt erlaubte und ermöglichte. Die<br />

Relativität und Endlichkeit soll zwar negiert und <strong>über</strong>wunden werden, aber<br />

indem <strong>die</strong>s versucht wird, und es wird in jedem Augenblick versucht, wird<br />

es zugleich verunmöglicht.]<br />

Aber <strong>über</strong> <strong>die</strong>sen Haufen von Zufälligkeiten, <strong>über</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit,<br />

welche in denselben eingeschlossen nur eine äußerliche und relative, und<br />

<strong>über</strong> das Unendliche, das nur ein Negatives ist, erhebt sich der Geist zu<br />

einer Notwendigkeit, <strong>die</strong> nicht mehr <strong>über</strong> sich hinausgeht, sondern es an<br />

und für sich, in sich geschlossen, vollkommen in sich bestimmt ist und von<br />

der alle anderen Bestimmungen gesetzt und abhängig sind. [227 Und<br />

eben <strong>die</strong>se Erhebung ist unstatthaft und bloße Illusion, - erklärt jener<br />

Verstand des empirischen Forschens, der <strong>die</strong> mechanische Kausalität als<br />

Letztes und Erstes für und in aller Welt erhoben hat. Dagegen kann <strong>die</strong><br />

philosophische Vernunft behaupten, <strong>die</strong>ser Standpunkt des Verstandes sei<br />

Illusion, und sie sei ermöglicht und notwendig, weil ihm der Geist fehle.<br />

Nur der Geist kann sich zum Geist, in dem <strong>die</strong> abstrakte Relation zu<br />

abstrakten Gesetzen ebenso <strong>über</strong>wunden ist wie das endlose Verursachen<br />

und Bewirken, erheben.<br />

Wieder stehen zwei Weltbildbildner einander gegen<strong>über</strong>, und wieder ist<br />

jene Asymmetrie zu beobachten, <strong>die</strong> vorhin beschrieben wurde: der<br />

Verstand kann der Vernunft durchsichtig werden als endlicher Standpunkt;<br />

<strong>die</strong> Vernunft kann dem Verstand nur als Illusion und „Metaphysik“<br />

(unmöglicher Dinge) erscheinen.<br />

Die im Kontingenzbeweis erschlossene Notwendigkeit kann also nicht jene<br />

sein, <strong>die</strong> das mechanistische Weltbild umtreibt und (de)formiert; sie muß<br />

jene andere sein, <strong>die</strong> als Grund ihrer selbst nicht mehr transzen<strong>die</strong>rbar ist.<br />

Sie ist <strong>die</strong> Transzendenz selbst, <strong>die</strong> aber <strong>die</strong> Welt nicht außer sich,<br />

sondern in sich hat, obwohl sie nicht darin aufgeht, <strong>die</strong>se Welt in sich zu<br />

haben. Sie muß „an und für sich“ sowie „in sich geschlossen“ und daher<br />

„vollkommen in sich bestimmt“ sein. Aus ihr fließen alle Gesetze und<br />

Kausalitäten <strong>die</strong>ser Welt, in sie kehren alle wieder zurück.]<br />

Dies mögen in ungefährer Vorstellung oder noch konzentrierter <strong>die</strong><br />

wesentlichen Gedankenmomente im Innern des Menschengeistes sein, in<br />

der Vernunft, welche nicht methodisch und förmlich zum Bewußtsein ihres<br />

innerlichen Prozesses, noch weniger zu der Untersuchung jener<br />

Gedankenbestimmungen, <strong>die</strong> er durchläuft, und ihres Zusammenhanges<br />

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