Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Ist also das Aufzeigen ein „freies“ Demonstrieren, kann <strong>die</strong> Frage nach der<br />
Herkunft und nach der Einheit des Demonstrierten (der vielen<br />
Eigenschaften am Subjekt Sache) im Grunde nur abgewiesen werden,<br />
indem sie entweder nicht vernommen wird, somit nur unbewusst und<br />
ungewusst abgewiesen wird, oder sie wird bewusst abgewiesen, weil man<br />
beispielsweise das Rhetorische des Demonstrierens für den höchsten<br />
Zugang zur Sache erklärt hat. Aus welchem Prinzip? Aus welchem Begriff<br />
(von Rhetorik und Sache)?<br />
Die Konsequenz der Logik des Demonstrierens und Beschreibens von<br />
Eigenschaften ist unerbittlich: unendliche sind möglich und wirklich, Gott<br />
ist das Ding unendlicher Eigenschaften, unendlicher Kräfte, unendlicher<br />
Engel, unendlicher Prädikate. Doch hatte <strong>Hegel</strong> eben vorhin noch erklärt,<br />
daß <strong>die</strong>se Unendlichkeit gerechtfertigt sei im Reich der Erfahrung, nicht in<br />
der des Gedankens. (Bei der Unendlichnamigkeit kann im Grunde alles<br />
und nichts als (Gottes)Beweismittel <strong>die</strong>nen; und es hat dazu auch<br />
ge<strong>die</strong>nt.)<br />
Wieder erhebt sich <strong>die</strong> Frage nach der Relation von Begriff und dessen<br />
Realität einerseits und Begriff als Idee und deren Realität - in Natur und<br />
Geschichte, ohnehin, wenn gilt, daß auch der einfache Begriff sich zu einer<br />
„Mehrheit“ von Begriffen (und somit Namen) erschließt. Wie ist <strong>die</strong>se<br />
„kleine“ Mehrheit auf jene „große“ Mehrheit bezogen?]<br />
Wie aber von der unendlichen Menge der Ausgangspunkte gesagt worden<br />
ist, daß sie durch den Gedanken in einfache Kategorien zusammengefaßt<br />
werden, so tritt hier noch mehr das Bedürfnis ein, <strong>die</strong> Mehrheit von<br />
Eigenschaften auf wenigere oder um so mehr auf einen Begriff zu<br />
reduzieren, da Gott ein Begriff, der wesentlich in sich einige, untrennbare<br />
Begriff ist, während wir von den endlichen Gegenständen zugeben, daß<br />
wohl jeder für sich auch nur ein Subjekt, ein Individuum, d. i. ein<br />
Ungeteiltes ist, Begriff ist, <strong>die</strong>se Einheit [aber] doch eine in sich<br />
mannigfaltige, nur aus vielem, gegeneinander Äußerlichen<br />
zusammengesetzte, trennbare, selbst auch sich in ihrer Existenz<br />
widerstreitende Einheit ist. [163 Die Zusammenfassung des Vielen in <strong>die</strong><br />
Einheit der Kategorie bedingt, daß in der Kategorie das Kriterium der<br />
Wahrheit und Notwendigkeit <strong>die</strong>ser Zusammenfassung liegen muß. Die<br />
reductio in unum ist aber nicht eine bloß gedachte, nicht eine von uns<br />
(zwecks besserer Übersicht oder zu sonstigen Zwecken) ersonnene;<br />
vielmehr gilt: das vielfach Seiende ist in seinem Begriff existierend, daher<br />
kann es auch durch und in seiner Kategorie begriffen werden. Aber <strong>die</strong>s<br />
wirft unhintergehbar <strong>die</strong> Frage nach der ontologischen Hierarchie im Reich<br />
der Kategorien auf. Ist also Philosophie definierbar als Verwalterin der<br />
Kriterien, muß sie dar<strong>über</strong> Rechenschaft geben, - geradezu<br />
„buchhalterisch.“<br />
<strong>Hegel</strong>s Gleichsetzung von Gott und Begriff scheint problematisch zu sein,<br />
weil sie eine Gleichsetzung von Vernunft und Gott setzt, <strong>die</strong> erst noch<br />
ausgewiesen und bewiesen sein muß. Diese Ausweisung wird zunächst nur<br />
versichert und vorausgesetzt. - Daß Gott in jedem Falle sein Begriff sein<br />
muß, versteht sich; das Gedachtwerdenkönnen Gottes bestreitet auch <strong>die</strong><br />
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