Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Vorstellen oder Denken der absoluten Substanz wäre noch ein Zuviel, das<br />
selbst zu verschwinden hätte. [182 Wäre <strong>die</strong> Erhebung nur als subjektive,<br />
wäre sie entweder das Verschwinden in der Substanz oder das stete<br />
Wiedererzeugen des Scheingegensatzes von absolutem und endlichem<br />
Schein. (Hieran hängt <strong>die</strong> Frage, wie das ‚Einssein’ von Vater und Sohn zu<br />
verstehen ist.)<br />
<strong>Hegel</strong> moniert, daß unter <strong>die</strong>ser Vorstellung und Einseitigkeit (der des<br />
verscheinenden Scheinens) ein wirkliches Offenbaren und Sich-<br />
Manifestieren der Substanz (Gottes) nicht nötig wäre und auch nicht<br />
gedacht werden kann. Indem nur Nichts hervorgeht und Nichts<br />
zurückkehrt, ist weder Hervorgehen noch Zurückkehren. (Auch <strong>die</strong>se<br />
Relationen sind religiös durchdekliniert, - etwa im Buddhismus.)]<br />
Wird aber das Reflexionsverhältnis noch erhalten, das Erheben der<br />
Frömmigkeit zu ihm in dem Sinne, daß <strong>die</strong> Religion als solche, d. h. somit<br />
das Subjektive für sich das Seiende, Selbständige bleibt, so ist das<br />
zunächst Selbständige, zu dem sie das Erheben ist, nur ein von ihr<br />
Produziertes, Vorgestelltes, Postuliertes oder Gedachtes, Geglaubtes, - ein<br />
Schein, nicht wahrhaft ein Selbständiges, das aus sich selbst anfängt, nur<br />
<strong>die</strong> vorgestellte Substanz, <strong>die</strong> sich nicht erschließt und eben damit nicht<br />
<strong>die</strong> Tätigkeit ist, als welche allein in das subjektive Erheben als solches<br />
fällt; es würde nicht gewußt und anerkannt, daß Gott der Geist ist, der<br />
jenes Erheben zu ihm, jene Religion im Menschen selbst erweckt. [183<br />
Im Reflexionsverhältnis - auch der Glaube gehört ihm an - kann der<br />
Gegenstand (Gott) nur postuliert werden, weil der Schein <strong>die</strong><br />
Grundkategorie des Verhältnisses sein muß. Dieser mag als objektiver sich<br />
setzen, etwa im Glauben und dessen Zeugnissen und deren Ur-<br />
Offenbarungen von Geist, er bleibt auf das Zeugnis der Vor-Glaubenden<br />
und der Zustimmung der Nach-Glaubenden angewiesen; und aus dem<br />
Scheinen des Zeugnisses ergibt sich <strong>die</strong> endlose Mehrheit ihrer<br />
Deutungen.<br />
Ebenso ist ein postulierter Gott, und mag das Postulat eines der<br />
praktischen Vernunft sein, kein seiender, sondern immer nur einer, der<br />
sein kann oder auch nicht. Denn das, was nur der Möglichkeit nach sein<br />
kann, das kann derselben Möglichkeit nach auch nicht sein. Ob aber das<br />
Sein und <strong>Dasein</strong> Gottes Wirklichkeit ist, kann nicht bewiesen und nicht<br />
vorausgesetzt werden. (Eine nur postulierende Vernunft ist eine nur<br />
postulierende. Ein Basketballer, der sein Können, den Korb zu treffen und<br />
zu füllen, postuliert, dem können wir glauben, - oder auch nicht. Ist der<br />
Korb geworfen und gefüllt, bedarf es keiner Postulate.)<br />
Von <strong>die</strong>sem Vernunftglauben an einen postulierten Gott kann daher<br />
ebenso Abschied genommen werden wie von einem Gott, der <strong>vom</strong><br />
Glauben des endlichen Geistes abhängt. Darin beweist sich das Subjektive<br />
als ein Selbständiges, das in rigid kollektiven Religionen daher unter<br />
strenger Kontrolle gehalten werden muß. Dem (stets subjektiven) Subjekt<br />
ist nicht zu trauen, es könnte das Vertrauen in seinen Glauben an <strong>die</strong><br />
Satzungen und Inhalte seiner Religion, und mögen es <strong>die</strong> „heiligsten“ sein,<br />
jederzeit verlieren.<br />
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