Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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eigens erwähnt werden. Und dennoch steht hinter <strong>Hegel</strong>s Erörterungen <strong>die</strong><br />
Sehnsucht nach einer mystischen Hochzeit von Liebe und Weisheit, weil<br />
das Wissen um das Absolute in dessen Gefühl im (menschlichen) Herzen<br />
<strong>über</strong>gehen soll können. Die einfache Form des Gefühls - anfangs<br />
geistlogisch bestimmt nur gegen deren Nachbarformen - soll am Ende<br />
seiner Geistesphilosophie, und von <strong>die</strong>sem her ist deren Ganzes zu<br />
verstehen, selbstverständlich den absoluten Geist als ebenso<br />
verstandenen wie empfundenen Inhalt in sich aufnehmen.<br />
Zwar kann auch „Freude“ und „Trauer“ einer formellen Definition<br />
unterzogen werden, aber jede reale Freude ist stets eine an und <strong>über</strong> und<br />
in etwas (Inhalt), ist nur als bestimmte (Inhalts)Freude Inhalt eines Ichs,<br />
nicht ist Freude als Freude <strong>über</strong>haupt in Ich und Wir möglich und wirklich.<br />
(Kontra Schopenhauers Irrtum, <strong>die</strong> Musik drücke „allgemeine Gefühle“,<br />
nicht bestimmte aus.) Sich-Freuen, Trauern, Sich-Wehmüten, Sich-<br />
Fürchten undsofort sind, als reale Gefühle, inhaltsbestimmte Gefühle, und<br />
<strong>die</strong> Artbegriffe der Gefühle sind umso triftiger, je tiefer sie das bloß<br />
Formelle bloßer Formunterschiede <strong>über</strong>wunden haben.<br />
Zwar gibt es den Unterschied von weiblichem und männlichem Fühlen (an<br />
identischen Inhalten) ohne Zweifel, auch den von kindlichem und<br />
greisenhaftem undsofort; aber wiederum kommt <strong>die</strong>sem Unterschied nur<br />
ein formeller Wahrheitswert, somit nur ein Richtigkeitswert zu; es ist<br />
richtig, daß Frauen an und zu Kleidern tiefere und bleibendere<br />
Gefühlsbeziehungen aufbauen als Männer - Ausnahmen bestätigen <strong>die</strong><br />
Regel; und ähnlich liegen <strong>die</strong> Dinge (des Gefühls und Herzens) beim<br />
Unterschied der National- und anderer Kollektivcharaktere.<br />
Gänzlich unbefriedigend sind formelle Definitionen von Freude und Trauer<br />
durch fixierte Merkmale oder einfache Negationen: Freude sei Nichttrauer<br />
und Trauer Nichtfreude; Freude sei eine andere - „raschere“ - Bewegung<br />
des Gemüts als Trauer; Freude stoße mehr Adrenalin ab undsofort.]<br />
V. - Das Gefühl gibt sich als eine subjektive Form kund, wie etwas in mir<br />
ist, wie ich das Subjekt von etwas bin; <strong>die</strong>se Form ist das Einfache, in aller<br />
Verschiedenheit des Inhalts sich Gleichbleibende, an sich daher<br />
Unbestimmte, <strong>die</strong> Abstraktion meiner Vereinzelung. Die Bestimmtheit<br />
desselben dagegen ist zunächst unterschieden <strong>über</strong>haupt, das<br />
gegeneinander Ungleiche, Mannigfaltige. Sie muß eben darum für sich von<br />
der allgemeinen Form, deren Bestimmtheit sie ist, unterschieden und für<br />
sich betrachtet werden; sie hat <strong>die</strong> Gestalt des Inhalts, der (on his own<br />
merits) auf seinen eigenen Wert gestellt, für sich beurteilt werden muß;<br />
auf <strong>die</strong>sen Wert kommt es für den Wert des Gefühls an. Dieser Inhalt muß<br />
zum voraus, unabhängig <strong>vom</strong> Gefühl, wahrhaft sein, wie <strong>die</strong> Religion für<br />
sich wahrhaft ist; - er ist das in sich Notwendige und Allgemeine, <strong>die</strong><br />
Sache, welche sich zu einem Reiche von Wahrheiten wie von Gesetzen,<br />
wie zu einem Reiche der Kenntnis derselben und ihres letzten Grundes,<br />
Gottes entwickelt. [66 Gewöhnlicherweise hält man das Fühlen und<br />
Empfinden für <strong>die</strong> bestimmteste Art und Weise, als Mensch lebendig,<br />
gegenwärtig, anteilig zu sein. Grund ist wohl der, daß wir uns im Fühlen<br />
der Inhalte in der gedankenlosesten Weise immer auch selbst empfinden,<br />
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