Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Interesse, das Subjekt für sich selbst zu bestimmen, um so mehr, da hier<br />
das Prädikat des Satzes, als welches sonst <strong>die</strong> eigentliche Bestimmung des<br />
Subjekts angeben soll, eben das, was <strong>die</strong>ses sei, nur das trockne Sein<br />
enthält, Gott aber sogleich mehr für uns ist als nur das Sein. Und<br />
umgekehrt, eben weil er ein unendlich reicherer, anderer Inhalt ist als nur<br />
Sein, ist das Interesse, demselben <strong>die</strong>se Bestimmung als eine davon<br />
verschiedene hinzuzufügen. [115 <strong>Hegel</strong> hat Mühe, in <strong>die</strong> Analyse des<br />
Inhaltes hineinzukommen, <strong>vom</strong> Sein geht er wieder zur Vorstellung des<br />
Inhaltes <strong>über</strong>, dann zu einer Satzkonstruktion des unmittelbaren Glaubens<br />
und Annehmens einer Gottes-Existenz.<br />
„Gott ist seiend“ ist allerdings der unbedingte Voraussetzungs-Satz jeder<br />
Religion. Da der Inhalt <strong>die</strong>ser Voraussetzung jedoch nur durch den Inhalt<br />
des Vorausgesetzten erwiesen werden kann, ein tautologischer Satz, der<br />
auf <strong>die</strong> Tautologie des Satzes „Gott ist“ reagiert, erhebt sich <strong>die</strong> Frage, wie<br />
durch Analyse <strong>die</strong>ses Satzes „das Subjekt für sich selbst zu bestimmen“<br />
sei.<br />
Wir halten bei der Frage beziehungsweise bei dem Vorwurf der<br />
Subreption: wird das Sein Gottes bereits im Obersatz aller Schlüsse <strong>über</strong><br />
ein mögliches (zu beweisendes) <strong>Dasein</strong> Gottes vorausgesetzt, sei eben<br />
<strong>die</strong>se Voraussetzung eine willkürlich gemachte, eine durch keinen höheren<br />
(Inhalts)Satz vorausgesetzte.<br />
Daß Gott aber „sogleich“ mehr für uns sei, als das bloße Sein, referiert auf<br />
das Schlagende der schlagenden Erfahrung des religiösen Vorstellens. Das<br />
„uns“ inklu<strong>die</strong>rt also, daß sich <strong>Hegel</strong> nie als Glaubenden vergisst, daß er<br />
<strong>vom</strong> Glauben als der Grundlage des Denkens <strong>über</strong> den Glauben ausgeht.<br />
Und im Zirkel des Glaubens den Zirkel des (Selbst)Denkens des Glaubens<br />
finden und auslegen, ist das Ziel seiner spekulativen Erhebung.<br />
Dies scheint ein unkritisches Verhalten zu sein, weil doch - nach erklärter<br />
Maxime selbsterklärter Aufklärung - nichts, rein gar nichts dürfe<br />
vorausgesetzt werden, wenn <strong>die</strong> Existenz Gottes voraussetzungslos soll<br />
bewiesen werden. Damit aber unterstellt <strong>die</strong> Aufklärung eben <strong>die</strong>se<br />
Voraussetzung - das Nichts - als unbedingte Bedingung für den Vollzug<br />
des gesuchten <strong>Beweise</strong>s der Existenz Gottes.<br />
Nun ist aber <strong>die</strong>se Aufklärung selbst nur denkbar und existent als<br />
Negation des Glaubens, also des religiösen Bewusstseins, eine<br />
Voraussetzung mithin, <strong>die</strong> als Negation gesetzt ein Wechselspiel zweier<br />
Setzungen sogleich („schlagend“) ergibt: Nichts oder Gott sind <strong>die</strong> beiden<br />
Voraussetzungen der menschlichen Existenz, des menschlichen Denkens<br />
(nicht nur <strong>über</strong> Gott.) Aufklärung steht also immer mit dem Rücken<br />
sowohl zum Nichts wie zur positiven Religion (welcher auch immer).<br />
Dar<strong>über</strong> muß sie sich aufgeklärt haben, um nicht unvernünftige Ansprüche<br />
an ihren Status und ihr Denken zu erheben.<br />
Der Aufklärungsstandpunkt denkt daher voraussetzungslos (<strong>vom</strong> Nichts an<br />
Voraussetzungen) her: wenn nicht einmal das Sein Gottes evident ist,<br />
dann besteht an der (schlagartigen) These, daß er ein „unendlicher<br />
reicher, anderer Inhalt“ sei, berechtigter Zweifel. Der Inhalt sei nun der<br />
unendliche Reichtum, der vollkommene eines Seins, <strong>über</strong> das<br />
vollkommenerer Reichtum nicht könne gedacht werden - <strong>die</strong>s der<br />
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