Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Möglichkeit) erfolgen. Das „Fortschreiten“ von einer Bestimmung zur<br />
anderen ist für <strong>die</strong> Mathematik nicht Problem; denn sie nimmt a) aus der<br />
Anschauung auf, was da ist, b) reduziert <strong>die</strong> Vielfalt ihren Axiomen gemäß<br />
und c) vermischt <strong>die</strong>se Momente ihren Interessen gemäß. Die<br />
Selbsterzeugung der Sache aus ihrem Begriff ist kein Thema für <strong>die</strong><br />
Einzelwissenschaft.<br />
Dies ist natürlich im Reich der Theologie nicht anders; ihre Voraussetzung<br />
ist ein Inhalt, der vorhanden, geschichtlich und gegenwärtig vorhanden;<br />
<strong>über</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit <strong>die</strong>ses Vorhanden-Geworden-Seins wird nicht<br />
immanent reflektiert; es könnte auch nicht gewesen, nicht geworden sein;<br />
nun ist es aber geworden, also wird <strong>die</strong> Voraussetzung akzeptiert. Weder<br />
wird ein allgemeiner Begriff von Religion noch einer von Geist oder Gott<br />
universal angesetzt.]<br />
VI. - Außer dem eigentlichen <strong>Beweise</strong>n, dessen wesentliche<br />
Beschaffenheit, da nur <strong>die</strong>se für den Zweck unserer Betrachtung nötig ist,<br />
herausgehoben worden, wird <strong>Beweise</strong>n ferner noch im Gebiete des<br />
endlichen Wissens auch das genannt, was näher nur ein Weisen ist - das<br />
Aufzeigen einer Vorstellung, eines Satzes, Gesetzes usf. in der Erfahrung<br />
<strong>über</strong>haupt. [33 Hier also doch der Verweis auf <strong>die</strong> Beweishaftigkeit aller<br />
Bewußtseinsstufen; es ist für den Rapidfan aus seiner Erfahrung bewiesen,<br />
daß Rapid seine Religion ist undsofort.<br />
Alle Urteile des ästhetischen Geschmackes sind Erfahrungsbeweise, - sie<br />
teilen <strong>die</strong> Partikularität des in <strong>die</strong>ser Weise urteilenden Bewußtseins. Und<br />
ein höheres Wissen ist im Reich der Künste, sofern sie nicht begriffen<br />
werden müssen, keineswegs erforderlich, - im Gegenteil, es lebe der<br />
kollektive Wahn der Hitparade.]<br />
VII. - Das historische <strong>Beweise</strong>n brauchen wir für den Gesichtspunkt, aus<br />
dem wir das Erkennen hier betrachten, nicht besonders anzuführen; es<br />
beruht seinem Stoffe nach gleichfalls auf Erfahrung oder vielmehr<br />
Wahrnehmung; es macht von einer Seite keinen Unterschied, daß es auf<br />
fremde Wahrnehmungen und <strong>die</strong> Zeugnisse von denselben hinweist. Das<br />
Räsonnement, das der eigene Verstand <strong>über</strong> den objektiven<br />
Zusammenhang der Begebenheiten und Handlungen macht, sowie seine<br />
Kritik der Zeugnisse hat in seinem Schließen jene Daten zu<br />
Voraussetzungen und Grundlagen. Insofern aber Räsonnement und Kritik<br />
<strong>die</strong> andere wesentliche Seite des historischen <strong>Beweise</strong>ns ausmacht, so<br />
behandelt es <strong>die</strong> Daten als Vorstellungen anderer; das Subjektive tritt so<br />
sogleich in den Stoff ein, und gleichfalls subjektive Tätigkeit ist das<br />
Schließen und Verbinden jenes Stoffes, so daß der Gang und <strong>die</strong><br />
Geschäftigkeit des Erkennens noch ganz andere Ingre<strong>die</strong>nzien hat als der<br />
Gang der Begebenheiten selbst. [34 Das historische <strong>Beweise</strong>n, das sich<br />
meist sogar „voraussetzungslos“ glaubt, wenn es „absolut stichhältige“<br />
Dokumente vorliegen hat, ist eigentlich eine Abart des<br />
Erfahrungsbeweises, der sich den Dünkel des „Wissenschaftlichen“<br />
anheften darf. Über <strong>die</strong> Unmöglichkeit, ein wahrer und objektiver und<br />
daher voraussetzungsloser Zeitzeuge sein zu können, sollte Einsicht<br />
bestehen. Was der historistische Verstand als vermeintliche „Objektivität“<br />
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