Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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endlichen in das unendliche Denken qua Erkennen zugleich <strong>die</strong><br />
Subjektivität desselben in derselben Objektivität miterhebt. Womit in<br />
strenger Komplementarität <strong>die</strong> unendliche Natur Gottes sich verendliche,<br />
sich zu uns Endliche verhalte. Aber indem das Subjektive dabei nur seine<br />
Einseitigkeit verlieren soll, scheint es lediglich eine Zweiseitigkeit zu<br />
gewinnen, also <strong>die</strong> Einheit von Endlichkeit und Unendlichkeit, ohne darin<br />
<strong>die</strong> eine Seite des Ganzen, <strong>die</strong> Endlichkeit, vollends abschütteln zu<br />
können.]<br />
VII. - Aber ein Übelstand des Einleitenden und Vorläufigen, das doch<br />
gefordert wird, ist auch <strong>die</strong>ser, daß es durch <strong>die</strong> wirkliche Abhandlung des<br />
Gegenstandes <strong>über</strong>flüssig wird. Doch ist zum voraus anzugeben, daß es<br />
hier nicht <strong>die</strong> Absicht sein kann, unsere Abhandlung bis zu <strong>die</strong>ser mit ihr<br />
aufs nächste zusammenhängenden Erörterung des Selbstbewußtseins<br />
Gottes und des Verhältnisses seines Wissens von sich zum Wissen seiner<br />
in und durch den Menschengeist fortzuführen. [84 Der Übelstand des<br />
Einleitens werde durch den Nichtübelstand des Ausführens <strong>über</strong>flüssig?<br />
Wer den Berg bestiegen hat, der muß ihn nicht mehr besteigen, er hat <strong>die</strong><br />
Mühe und das Gelingen hinter sich, er weiß, wo und wie und wohin der<br />
Weg sich bewegt. Aber keine Besteigung ohne Anstieg…<br />
Man bemerkt, daß <strong>Hegel</strong> eigentlich nicht einleiten möchte und doch nicht<br />
umhin kann „vorläufig“ zu denken und zu sprechen. Doch müsste auch<br />
das einleitende Sich-Annähern an das wahre Erkennen schon ein Teil der<br />
Erhebung in das unendliche Erkennen sein, - denkt unser endlicher<br />
Verstand, von dem <strong>Hegel</strong> denken muß, daß er zugleich der noch<br />
unerkannte unendliche sei.<br />
Daß <strong>Hegel</strong> hier <strong>die</strong> Kategorie eines „Selbstbewusstseins“ (Wissens) Gottes<br />
einführt, das sich im Wissen des Menschengeistes wisse, zugleich aber<br />
dar<strong>über</strong> nicht ausführend dozieren möchte, obwohl <strong>die</strong>s eine „aufs nächste<br />
zusammenhängende Erörterung“ sei, ist bemerkenswert. Auf <strong>die</strong>sen<br />
Abbruch wird noch zurückzukommen sein.]<br />
VIII. - Ohne auf <strong>die</strong> abstrakteren systematischen Ausführungen, <strong>die</strong> in<br />
meinen anderen Schriften <strong>über</strong> <strong>die</strong>sen Gegenstand gegeben sind, hier zu<br />
provozieren, kann ich dar<strong>über</strong> auf eine neuerliche, höchst merkwürdige<br />
Schrift verweisen: Aphorismen <strong>über</strong> Nichtwissen und absolutes Wissen im<br />
Verhältnisse zur christlichen Glaubenserkenntnis, von C. F. Göschel*. Sie<br />
nimmt Rücksicht auf meine philosophischen Darstellungen und enthält<br />
ebensoviel Gründlichkeit im christlichen Glauben als Tiefe in der<br />
spekulativen Philosophie. Sie beleuchtet alle Gesichtspunkte und<br />
Wendungen, welche der Verstand gegen das erkennende Christentum<br />
aufbringt, und beantwortet <strong>die</strong> Einwürfe und Gegenreden, welche <strong>die</strong><br />
Theorie des Nichtwissens gegen <strong>die</strong> Philosophie aufgestellt hat; sie zeigt<br />
insbesondere auch den Mißverstand und Unverstand auf, den das fromme<br />
Bewußtsein sich zuschulden kommen läßt, indem es sich auf <strong>die</strong> Seite des<br />
aufklärenden Verstandes in dem Prinzipe des Nichtwissens schlägt und so<br />
mit demselben gemeinschaftliche Sache gegen <strong>die</strong> spekulative Philosophie<br />
macht. Was daselbst <strong>über</strong> das Selbstbewußtsein Gottes, das Sichwissen<br />
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