Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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phantasierender verhimmelt er ein Jenseits, das seiner Abstraktion<br />
entstammt. Daher <strong>Hegel</strong>s Formel <strong>vom</strong> „albernen Respekt“ zutreffend und<br />
treffend.<br />
In <strong>die</strong>ser doppelten Verhaltensweise des endlichen Verstandes liegt auch<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit begründet, Wundererzählungen mit „größtem“ Verstand<br />
einer („größtmöglichen“) „verständigen“ Exegese zu unterziehen.<br />
Unserem Verstand ist nicht zu trauen, wenn er sich ohne Vernunft ins<br />
Gelände der Wirklichkeit begibt.]<br />
Der Geist ist unsterblich, er ist ewig; er ist <strong>die</strong>s eben dadurch, daß er<br />
unendlich ist, daß er nicht solche Endlichkeit des Raumes, <strong>die</strong>ser fünf Fuß<br />
Höhe, zwei Fuß Breite und Dicke des Körpers, nicht das Jetzt der Zeit, sein<br />
Erkennen nicht ein Inhalt in ihm von <strong>die</strong>sen unzähligen Mücken und sein<br />
Wollen, seine Freiheit nicht <strong>die</strong> unendliche Menge von Widerständen noch<br />
von Zwecken und Tätigkeiten ist, welche solche Widerstände und<br />
Hindernisse gegen sich erfahren. Die Unendlichkeit des Geistes ist sein<br />
Insichsein, abstrakt sein reines Insichsein, und <strong>die</strong>s ist sein Denken, und<br />
<strong>die</strong>ses abstrakte Denken ist eine wirkliche, gegenwärtige Unendlichkeit,<br />
und sein konkretes Insichsein ist, daß <strong>die</strong>s Denken Geist ist. [317 Da der<br />
Geist <strong>über</strong> <strong>die</strong> Endlichkeit von Raum, Zeit, Erkennen, Zwecksetzung und<br />
Handlungsvollzügen hinaus sei, sei er in sich durch seine eigene<br />
Unendlichkeit (absolut) bestimmt. Nicht zufällig muß <strong>Hegel</strong> an <strong>die</strong>ser<br />
Stelle <strong>die</strong> Differenz von Begriff und Geist ansprechen: das Denken des<br />
Unendlichen sei nur das abstrakte Insichsein der Unendlichkeit des<br />
Geistes, was für ein konkretes sozusagen noch hoffen lässt…<br />
In welcher Weise aber das abstrakte <strong>vom</strong> konkreten Insichsein<br />
unterschieden ist oder sei, wird an <strong>die</strong>ser Stelle nicht ausgesprochen. Daß<br />
das Denken, wenn es denkt, nicht denken kann, ohne zugleich Geist und<br />
geistiger Vollzug zu sein, versteht sich, denn <strong>die</strong> Alternativen: natürlichmaterieller<br />
Vollzug oder Scheinvollzug einer Chimäre sind keine<br />
möglichen, sind selbst Chimäre.<br />
Dennoch wird <strong>die</strong> Differenz eines nur abstrakt insichseienden Denkens und<br />
eines nicht nur abstrakt, sondern konkret insichseienden Denkens in der<br />
„Unendlichkeit des Geistes“ behauptet. Deutet man <strong>die</strong> Konkretion selbst<br />
unendlich: dann verfügt das Denken (des Denkens) <strong>über</strong> ein unendliches<br />
Subjekt, in dem es gedacht wird, auch wenn es sein eigenes Gedachtsein<br />
sein muß, weil Gott nicht als nachdenkend kann gedacht werden; deutet<br />
man <strong>die</strong> Konkretion hingegen endlich: erst im Nachdenken des Menschen<br />
komme das Denken des Denken zu sich, erst in <strong>die</strong>sem Nachdenken<br />
ereigne sich der unendliche Geist, dann hätten wir eine Verendlichung des<br />
Geistes vorgenommen, <strong>die</strong> der eingangs getätigten These von der<br />
Unsterblichkeit des Geistes widersprochen hätte.<br />
Ergo muß der absolute Geist als seine eigene Verendlichung gedacht<br />
werden, und <strong>die</strong>se als Bedingung der Möglichkeit jener Erhebung des<br />
Endlichen in den Unendlichen, <strong>die</strong> im Grunde aller Gottesbeweise rumort.]<br />
Von der absoluten Scheidung der beiden Seiten sind wir also auf deren<br />
Zusammenhang zurückgekommen, in Ansehung dessen es keinen<br />
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