Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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nach kaum verstehbar, wenn man nicht verstanden hat, was nach <strong>Hegel</strong><br />
<strong>die</strong> „Natur des Begriffes“ ist.<br />
<strong>Hegel</strong>s Problem, den Wortausdruck „Widerspruch“ einmal positiv, das<br />
anderemal negativ, einmal als Konstitution des sprechenden Begriffes, das<br />
anderemal als Verunmöglichen eben <strong>die</strong>ses (Wider)Sprechens anzusetzen,<br />
führt auch an <strong>die</strong>ser Stelle zur Kalamität, daß Etwas (der Zufall, das<br />
Nichts, <strong>die</strong> Abstraktion undsofort) „der (konkrete) Widerspruch“ und<br />
zugleich „gar nicht der Widerspruch“ sein soll.<br />
Und ein allgemeiner Satz, der behauptet: „So richtig <strong>die</strong>s ist, so unrichtig<br />
ist es zugleich“ beweist schon durch seine Erklärungsbedürftigkeit seine<br />
unmittelbare Unverständlichkeit, er widerspricht sich selbst und ist daher<br />
genötigt mitzuteilen, in welcher Beziehung Richtigkeit, in welcher anderen<br />
Beziehung Unrichtigkeit vorliegt.<br />
Andererseits sind es gerade <strong>die</strong> Endlichkeiten der <strong>Hegel</strong>schen Sprache, <strong>die</strong><br />
ein gelingendes Eindringen in sein Denken mitermöglichen. Man muß das<br />
Hindernis <strong>über</strong>steigen und <strong>über</strong>stiegen haben, um zu sehen und sehen zu<br />
können, wohin der Weg führt. Ohne das Hindernis hätte man gar nicht<br />
bemerkt, welche Richtung der Weg zu nehmen gesonnen ist.]<br />
Nichts widerspricht sich nicht, es ist identisch mit sich; es erfüllt daher<br />
den logischen Satz, daß etwas sich nicht widersprechen solle,<br />
vollkommen, oder wenn <strong>die</strong>ser Satz so ausgesprochen wird: nichts soll<br />
sich widersprechen, so ist <strong>die</strong>s nur ein Sollen, das keinen Erfolg hat, denn<br />
Nichts tut das nicht, was es soll, es widerspricht sich nämlich nicht. [327<br />
(Auffällig, daß wir <strong>die</strong> Pfade der Gottesbeweise wieder einmal verloren<br />
haben. Aber wir dürfen uns trösten, indem wir dem Denker vertrauen:<br />
<strong>Hegel</strong>s Umwege gehören gewiß doch wohl zum Gesamtweg, zum Weg<br />
aller Wege…)<br />
Würde sich das Nichts widersprechen, könnte es nicht als Kategorie in<br />
Dienst genommen werden, es wäre ein flatum vocis, <strong>die</strong> Erregung eines<br />
höheren Schwachsinns, dessen teilhaftig zu sein, <strong>die</strong> Philosophie ohnehin<br />
immer unter Verdacht steht. Wenn es sich nicht widerspricht, ist es also<br />
identisch mit sich: ein Schluß, dem nur widersprochen werden könnte,<br />
wenn das, was sich nicht widerspricht, nicht existent sein könnte, -<br />
wohlgemerkt: sein könnte, nicht ist: Denn es ist Vieles, das möglich, aber<br />
nicht wirklich ist, - es ist möglich, weil es sich nicht widerspricht, aber es<br />
muß darum noch nicht wirklich sein.<br />
Das Nichts ist aber nicht bloß (widerspruchsfrei) möglich, und daher ist <strong>die</strong><br />
Frage: ist denn das Nichts <strong>über</strong>haupt? (wie und wodurch kann seine<br />
Existenz bewiesen werden), eine Frage, <strong>die</strong> voraussetzt, daß man a)in der<br />
Vernunft ohne Sein (drauflos)schließen könnte, daß man folglich <strong>die</strong><br />
Kategorien der Vernunft als formale, als leere und insofern als<br />
nichtseiende, als fiktive undsofort dequalifizieren könnte.<br />
Im Modus philosophischer Gewitztheit könnte man daher sagen: das<br />
Nichts darf sich aristotelisch nicht widersprechen, aber es muß sich<br />
hegelisch widersprechen, - wie vorhin gezeigt.]<br />
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