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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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wie umgekehrt ihrer Bedingtheit, Beschränktheit, Abhängigkeit zurück.<br />

[225 <strong>Hegel</strong> aporetisiert <strong>die</strong> Selbständigkeit des Reiches der Gesetze als<br />

vermeintlich einzig nichtkontingenter Weltwelt. In welchem Status von<br />

„Welt“ stehen eigentlich <strong>die</strong> Gesetze <strong>die</strong>ser Welt, vornehmlich: <strong>die</strong><br />

Naturgesetze? Inwiefern kann man sie als „Abstraktionen“ interpretieren?<br />

(Nicht zur Freude der empirischen Wissenschaft.)<br />

Zeigt sich im Reich der Zufälligkeit (etwa der Mutationen) ein Gesetz,<br />

(etwa der Selektion)kann <strong>die</strong>ses nur als äußerliche Notwendigkeit wirken,<br />

<strong>die</strong> selbst wieder einer anderen Notwendigkeit qua Bedingung sich<br />

verdankt. Daher <strong>die</strong> Vorstellung mechanischer Verkettung im<br />

„Zusammenhang“ von Evolution: <strong>die</strong> Evolutionstheorie kann <strong>die</strong>sem Zirkel<br />

nicht entgehen, wenn sie dessen Aporie nicht durchschaut. Alles „Innere“<br />

ist durch ein „Äußeres“ verursacht; aber alles „Äußere“ ist wieder durch<br />

ein anderes „Äußeres“ verursacht.<br />

Die Notwendigkeit kann doch nicht dem Reich der Gesetze reserviert<br />

bleiben, sie verbliebe dort eine abstrakte Notwendigkeit; nur das Gesetzte<br />

des Gesetzes, nur <strong>die</strong> Kraft seiner Durchführung im Herzen der Dinge,<br />

beweist das Gesetz als Setzendes, als sich vollstreckende Macht<br />

notwendiger Gesetze.]<br />

Im Zusammenhange von Ursachen und Wirkungen findet sich nicht nur<br />

<strong>die</strong> Befriedigung, welche in der leeren, beziehungslosen Vereinzelung der<br />

Dinge, <strong>die</strong> eben darum zufällige genannt werden, vermißt wird; sondern<br />

auch <strong>die</strong> unbestimmte Abstraktion, wenn man sagt: Dinge, das Unstete<br />

derselben verschwindet in <strong>die</strong>sem Verhältnisse der Notwendigkeit, in der<br />

sie zu Ursachen, ursprünglichen Sachen, Substanzen, <strong>die</strong> wirksam und<br />

bestimmt sind, werden.<br />

Aber in den Zusammenhängen <strong>die</strong>ses Kreises sind <strong>die</strong> Ursachen selbst<br />

endliche, - als Ursachen anfangend, so ist ihr Sein wieder vereinzelt und<br />

darum zufällig, oder nicht vereinzelt, so sind sie Wirkungen, damit nicht<br />

selbständig, durch ein Anderes gesetzt. Reihen von Ursachen und<br />

Wirkungen sind teils zufällig gegeneinander; teils, für sich ins sogenannte<br />

Unendliche fortgesetzt, enthalten sie in ihrem Inhalte lauter solche Stellen<br />

und Existenzen, deren jede für sich endlich ist, und das, was dem<br />

Zusammenhang der Reihe den Halt geben sollte, das Unendliche, ist nicht<br />

nur ein Jenseits, sondern bloß ein Negatives, dessen Sinn selbst nur<br />

relativ und bedingt durch das ist, was von ihm negiert werden soll, eben<br />

damit aber nicht negiert wird. [226 Die Befriedigtheit des kausalen<br />

Weltbildes erklärt sich aus dem Sinnanspruch von Kausalität: wo alles mit<br />

rechten und recht verursachten Dingen zugeht, ist alles durch rechte<br />

Ursachen rechtens verursacht. Alle Leere, alle Sinnlosigkeit scheint<br />

verschwunden, jedes Ding steht an seinem Platze als einem durch <strong>die</strong><br />

allgemeine Kausalität angewiesenen; <strong>die</strong>se („schöne“) Vorstellung<br />

verdankt sich dem schon analysierten Induktionsschluß: aus vielen<br />

Beispielen „erfolgreicher“ Platzanweisungen wird geschlossen, daß<br />

universale Kausalität regiere; mithin eine Abstraktion, nicht ein wirkliches<br />

Prinzip weltbildbildender Weltorganisation.<br />

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