Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Das heroische Individuum, an das <strong>Hegel</strong> hier erinnert - und noch heute ist<br />
jede führende Weltmacht mangels realer Weltgesetze für alle politischen<br />
Weltmächte notwendigerweise ein heroisches Individuum (etwa <strong>die</strong> USA) -<br />
setzt, mangels erhandelter universaler Inhalte, aus sich selbst heraus,<br />
was heute als Recht, als Wahrheit, als Schönheit undsofort gelten soll;<br />
wohl scheint daher auch der moderne Künstler ein heroisches Individuum<br />
zu sein, aber <strong>die</strong>ser Schein ist historisch hinfällig.<br />
Er agiert lediglich im erfolgten Gewesensein der universalen Inhalte, und<br />
in einer Illusion, wenn er denn meint, eigene Schönheitsgesetze und -<br />
realitäten kreieren zu können, eine andere Art von Universalität in <strong>die</strong>se<br />
Welt, also eine Gegenwelt setzen zu können.<br />
In der Geschichte der heroischen Individuen war wohl „das Gefühl“ eine<br />
Entscheidungskomponente; aber der Inhalt war doch auch hier das<br />
Problem; meist wurde aus Verzweiflung heroisch gehandelt und<br />
entschieden. Das Heroische ist stets Reaktion auf Aktion und umgekehrt.<br />
Shakespeare. - Die Identität von Gefühl und unmittelbarem Wissen wurde<br />
bereits behandelt.]<br />
XV. - Wir setzen aber hier <strong>die</strong> Betrachtung des Handelns auf <strong>die</strong> Seite und<br />
bemerken dar<strong>über</strong> nur <strong>die</strong>s, daß eben <strong>die</strong>ser Gehalt, <strong>die</strong> Gesetze des<br />
Rechts und der Sittlichkeit, <strong>die</strong> Gebote Gottes, ihrer Natur nach das in sich<br />
Allgemeine sind und darum in der Region des Denkens ihre Wurzel und<br />
Stand haben. Wenn zuweilen <strong>die</strong> Gesetze des Rechts und der Sittlichkeit<br />
nur als Gebote der Willkür Gottes - <strong>die</strong>s wäre in der Tat der Unvernunft<br />
Gottes - angesehen werden, so hätte es zu weit hin, um von da aus<br />
anfangen zu wollen; aber das Feststellen, <strong>die</strong> Untersuchung, wie <strong>die</strong><br />
Überzeugung des Subjekts von der Wahrheit der Bestimmungen, <strong>die</strong> ihm<br />
als <strong>die</strong> Grundlagen seines Handelns gelten sollen, ist denkendes Erkennen.<br />
Indem das unbefangene Herz ihnen zu eigen ist, seine Einsicht sei noch so<br />
unentwickelt und <strong>die</strong> Prätention derselben auf Selbständigkeit ihm noch<br />
fremd, <strong>die</strong> Autorität vielmehr noch der Weg, auf dem es zu denselben<br />
gekommen ist, so ist <strong>die</strong>ser Teil des Herzens, in welchem sie eingepflanzt<br />
sind, nur <strong>die</strong> Stätte des denkenden Bewußtseins, denn sie selbst sind <strong>die</strong><br />
Gedanken des Handelns, <strong>die</strong> in sich allgemeinen Grundsätze. [76 Die<br />
Gesetze des Handelns, <strong>die</strong> in den Gesetzen von Recht und Gesellschaft<br />
Realität gewinnen, und dazu zählt <strong>Hegel</strong> salopp auch <strong>die</strong> Gebote Gottes,<br />
als ob <strong>die</strong>se mit jenen umstandslos identisch wären, gehen auf ihren<br />
Begriff zurück, in dem sie gründen; <strong>die</strong>s ist ihr Allgemeines, das an ihnen<br />
selbst besondert und vereinzelt ist. Es sind daher allgemeine Gesetze, <strong>die</strong><br />
zugleich ganz bestimmte sind, andere gegen andere, identische in einem<br />
Ganzen von Gesetzen.<br />
Es versteht sich, daß hier nicht einer geschichtslosen Ontologie des<br />
menschlich-geschichtlichen Handelns aus ewigen Gesetzen das Wort<br />
geredet wird. Schon verschiedene Religionen haben verschiedene göttliche<br />
Gebote, wie erst verschiedene Kulturen je andere Gesetze von Recht und<br />
Gesellschaft. Die „Region des Denkens“ ist nur ein anderer Ausdruck für<br />
den in sich erfüllten Begriff; offensichtlich eine Region, <strong>die</strong> a) in ihrer<br />
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