Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Wenn aber thetisch gesagt wird: nichts, was ist, widerspricht sich, so hat<br />
es damit unmittelbar seine Richtigkeit, denn das Subjekt <strong>die</strong>ses Satzes ist<br />
ein Nichts, was aber ist; aber Nichts selbst als solches ist nur einfach, <strong>die</strong><br />
eine Bestimmung, <strong>die</strong> sich selbst gleich ist, sich nicht widerspricht. [328<br />
Der Unterschied zwischen Nichts als Kategorie, und „Nichts, was ist“, ist<br />
un<strong>über</strong>sehbar: Alles ist nicht Nichts, - in ihren Verklausulierungsmethoden<br />
ist <strong>die</strong> deutsche Sprache durchaus ominös, - im guten wie im schlechten<br />
Sinne. Sofern auch das Nichts in den Rang eines Satzsubjektes aufsteigen<br />
kann und muß, von dem Prädikate aussagbar sind, etwa: es (das Nichts)<br />
ist, oder es ist nicht, es ist schwarz oder blau oder auch farblos undsofort,<br />
darf es sich durch Selbstwidersprechen nicht in Luft aufgelöst haben, ehe<br />
<strong>die</strong>se Prädikate das Zentrum, den Punkt seines Subjektseins erreicht<br />
haben. Auch das Nichts, wenn Subjekt, wenn Begriff, wenn Kategorie,<br />
muß alle seine Prädikate mit sich herumschleppen, wie der Weise das<br />
Seine an weisen Begriffen.<br />
Macht man sich mit dem Verstand irre durch den Hinweis, im Falle von<br />
Nichts ist aber auch wirklich nur Nichts, nicht Etwas, somit kein Subjekt<br />
Subjekt, gerät man in den seit alters bekannten Strudel gewisser Aporien,<br />
<strong>die</strong> seit Parmenides und Zenon der Philosophie zum Teil zurecht den<br />
Vorwurf eingebracht haben, an Kursen in höherer Schwachsinnigkeit<br />
interessiert zu sein.]<br />
So nur treibt <strong>die</strong> Auflösung des Widerspruches in Nichts, wie sie der<br />
Verstand macht, sich im Leeren oder näher im Widerspruche selbst<br />
herum, der durch solche Auflösung sich in der Tat als noch bestehend, als<br />
unaufgelöst kundgibt. Daß der Widerspruch so noch unaufgelöst ist, ist<br />
eben <strong>die</strong>s, daß der Inhalt, das Zufällige, nur erst in seiner Negation-in-sich<br />
gesetzt ist, noch nicht in der Affirmation, welche in <strong>die</strong>ser Auflösung, da<br />
sie nicht das abstrakte Nichts ist, enthalten sein muß. Das Zufällige selbst<br />
ist freilich zunächst, wie es sich der Vorstellung präsentiert, ein<br />
Affirmatives; es ist ein <strong>Dasein</strong>, Existenz, es ist <strong>die</strong> Welt, - Affirmation,<br />
Realität, oder wie man es nennen will, genug und dr<strong>über</strong>. [329 Die beiden<br />
verständigen Auflösungen lauten: Nichts ist gar nicht, was sich als Nichts<br />
vermeint und anbietet, das ist nichts als (!) ein Auswurf irrationalen<br />
(unverständigen)Denkens; oder: alles ist eigentlich Nichts und nichts als<br />
Nichts - <strong>die</strong> (totalitär gnostische) Abstraktion des Sophisten Gorgias.<br />
<strong>Hegel</strong> kommt wieder auf den Begriffsinhalt der Zufälligkeit zurück.<br />
Auch <strong>die</strong> Zufälligkeit darf nicht als ein sich (sinnlos) widersprechender<br />
Begriff gefasst werden, hingegen sehr wohl und unhintergehbar als<br />
vernünftiger Selbst-Wider-Spruch, als Selbstaufhebung, <strong>die</strong> nicht zu<br />
Nichts, sondern zum Grund-Begriff der Zufälligkeit führt, um <strong>die</strong>se zu<br />
begründen. (Ähnlich wie Nichts nicht in sich, sondern in Sein begründet<br />
sein muß. Die Konstruktion einer nur negativistischen Vernunft ist eine<br />
moderne Spielart der antiken Gnosis und Sophistik.) Eine nur Negative<br />
Dialektik ist eine sinnwidrige und sinnvernichtende, - eine nur zufällige,<br />
<strong>die</strong> des juste milieu und seines Jargons.]<br />
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