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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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abstrakte Eine oder Sein, das leere Wesen des Verstandes wäre, dem sich<br />

<strong>die</strong> konkrete Vorstellung Gottes, <strong>die</strong> durch solche abstrakte Bestimmung<br />

nicht befriedigt [wird], gegen<strong>über</strong>stellte. [170 In der Reduktion auf das<br />

Sein oder Ur-Sein, das allem Inhalt vorgängig wäre, sei es erkennbar, sei<br />

es nicht, in <strong>die</strong>ser Beschwörung eines Wesens, von dem nicht gesagt<br />

werden kann, was in ihm sei, weil <strong>die</strong>s schon durch <strong>die</strong> Definition<br />

verunmöglicht wird, treffen sich abstrakter Verstand und verkehrter<br />

Mystizismus desselben Verstandes, eine der deutschen Philosophie seit<br />

Heidegger nicht unbekannte Einstellung.<br />

Daß <strong>vom</strong> einen und reinen Sein, das von keinem Inhalt befleckt sei, kein<br />

Weg führt zu allem, was Religion und Theologie, aber auch <strong>die</strong> vormaligen<br />

philosophischen Gottesbeweise <strong>über</strong> das erfüllte Sein Gottes mitteilten,<br />

versteht sich. Das Wesen des Deismus ist <strong>die</strong> Konstruktion eines Denkens<br />

der Aufklärung, <strong>die</strong> ihren Verstandesbegriff von Vernunfteinheit mit deren<br />

Vernunftbegriff gleichsetzte und dadurch verwechselte.]<br />

Aber nicht nur ist <strong>die</strong> Vorstellung dadurch unbefriedigt, sondern <strong>die</strong> Natur<br />

des Begriffes selbst, welche, wie sie im allgemeinen angegeben worden,<br />

sich als an ihr selbst konkret zeigt und, was als Verschiedenheit und<br />

Mehrheit von Bestimmungen äußerlich erscheint, nur <strong>die</strong> in sich bleibende<br />

Entwicklung von ihren Momenten ist. [171 Die Frage, ob <strong>die</strong> <strong>Hegel</strong>sche<br />

Vernunftkonzeption des Gottesbegriffes <strong>die</strong> Bedürfnisse der „konkreten<br />

Vorstellung Gottes“ im religiösen Bewusstsein besser Genüge tun kann,<br />

stellt sich unwillkürlich. Der Nachweis, daß allein <strong>die</strong> spekulative Vernunft<br />

den Mysterien der göttlichen Trinität soll beigehen können, wäre allerdings<br />

für <strong>die</strong> Hebung des Niveaus des theologischen Denkens von Nutzen.<br />

Für <strong>Hegel</strong> ist freilich <strong>die</strong> Beziehung auf <strong>die</strong> Vorstellung sekundär; zuerst<br />

und zuletzt müsse der Vernunft selbst, der „Natur des Begriffes“, Genüge<br />

getan werden. Diese entwickle sich aus sich selbst zu dem, was ihr<br />

erfülltes Wesen sei; und in <strong>die</strong>ser Selbstentwicklung zu sich selbst seien<br />

daher notwendige Glieder des Ganzen realisiert, nicht mehr eine<br />

„Mehrheit“ von Bestimmungen. Entwickelt sich auf <strong>die</strong>se Weise das Sein<br />

des Begriffes zu seinem <strong>Dasein</strong>, oder der Begriff des Seins zu seiner<br />

Realität, ist nach dem Imperativ des spekulativ-vernünftigen Denkens der<br />

Sache Genüge getan.]<br />

Es ist denn so <strong>die</strong> innere Notwendigkeit der Vernunft, welche in dem<br />

denkenden Geiste wirksam ist und in ihm <strong>die</strong>se Mehrheit von<br />

Bestimmungen hervortreibt; nur indem <strong>die</strong>ses Denken <strong>die</strong> Natur des<br />

Begriffes selbst und damit <strong>die</strong> Natur ihres Verhältnisses und <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit des Zusammenhanges derselben noch nicht erfaßt hat,<br />

erscheinen sie, <strong>die</strong> an sich Stufen der Entwicklung sind, nur als eine<br />

zufällige, aufeinanderfolgende, außereinanderfallende Mehrheit, wie <strong>die</strong>ses<br />

Denken auch innerhalb einer jeden <strong>die</strong>ser Bestimmungen <strong>die</strong> Natur des<br />

Überganges, welcher <strong>Beweise</strong>n heißt, nur so auffaßt, daß <strong>die</strong><br />

Bestimmungen in ihrem Zusammenhange doch außereinander bleiben und<br />

sich nur als selbständige miteinander vermitteln, [dagegen] nicht <strong>die</strong><br />

Vermittlung mit sich selbst als das wahrhafte letzte Verhältnis in solchem<br />

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