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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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nicht vorhanden ist, daß er <strong>die</strong>sen Übergang wirklich macht, daß durch<br />

jenen Verstand, der <strong>die</strong>se absolute Scheidung behauptet, <strong>die</strong><br />

Menschenbrust es sich nicht nehmen läßt, eine solche Kluft nicht gelten zu<br />

lassen, sondern <strong>die</strong>sen Übergang in der Erhebung zu Gott wirklich macht.<br />

[292 <strong>Hegel</strong> verweist aus dem Begriff auf <strong>die</strong> Realität des Geistes, in<br />

dessen religiöser Erhebung praktiziert werde, was unmöglich praktiziert<br />

werden könnte, wäre nicht in unserer Vernunft <strong>die</strong> Bedingung der<br />

Möglichkeit dazu vorgegeben. In der Tat verweist das religiöse<br />

Bewusstsein nicht auf ein Wunder, nicht auf eine Auserwählung für<br />

Auserwählte, wenn es <strong>die</strong> Erhebung und Versöhnung als möglich und auch<br />

notwendig bestimmt; vielmehr sei es für alle Menschen zugänglich und<br />

erstrebenswert. Freilich wird hier <strong>die</strong> Frage der religiösen Differenz<br />

innerhalb der Religionen nicht erörtert.<br />

Gibt es viele und einander widersprechende Erhebungen des endlichen<br />

Menschen in den unendlichen Gott, so kann dasselbe (<strong>die</strong>se unbestimmte<br />

Vielheit) nicht für <strong>die</strong> Vernunft, nicht für <strong>die</strong> denkende Erhebung des<br />

endlichen in das unendliche Denken der Vernunft Gottes gelten. Ein<br />

wichtiger, nicht bloß religiöser und auch nicht bloß philosophischer Punkt,<br />

sondern vor allem ein zentraler weltgeschichtlicher Punkt.<br />

Die Menschheit muß und mußte an <strong>die</strong>sen kritischen Punkt geraten, weil<br />

ihre Religionen durch <strong>die</strong> menschheitliche „Globalisierung“ einander<br />

berühren und durchdringen. Alle Religionen vergleichen sich in <strong>die</strong>ser<br />

Krise nicht nur mit- und untereinander, sie vergleichen sich, ob sie wollen<br />

oder nicht, immer auch mit der Vernunft, mit deren<br />

Gedankenbestimmungen, <strong>die</strong> alles durchdringen, auch <strong>die</strong> religiöse<br />

Erhebung.]<br />

Darauf ist aber <strong>die</strong> Antwort fertig: das Faktum <strong>die</strong>ser Erhebung<br />

zugegeben, so ist <strong>die</strong>s ein Übergang des Geistes, aber nicht an sich, nicht<br />

ein Übergang in den Begriffen oder gar der Begriffe selbst, und zwar<br />

darum nicht, weil eben im Begriffe das Sein des Endlichen sein eigenes<br />

Sein und nicht das Sein eines Anderen sei. Wenn wir so das endliche Sein<br />

nur in Beziehung auf sich selbst stehend nehmen, so ist es nur für sich,<br />

nicht Sein für Anderes; es ist damit der Veränderung entnommen, ist<br />

unveränderlich, absolut. So ist es mit <strong>die</strong>sen sogenannten Begriffen<br />

beschaffen. [293 Faßt man <strong>die</strong> Übergänge (des Endlichen ins Unendliche<br />

und des Unendlichen ins Endliche) zusammen, <strong>die</strong> <strong>Hegel</strong> hier andeutet, so<br />

ergibt sich a) der Übergang des Geistes beziehungsweise im Geist; <strong>die</strong>ser<br />

ist keiner nur in Begriffen, keiner nur im Denken, er ist keiner (nur) im<br />

„An Sich“ des Denkens und der Vernunft; b) der Übergang in der Vernunft<br />

und deren Begriffen selbst, <strong>die</strong>s wäre also der „ansichseiende Übergang“;<br />

und <strong>die</strong>ser wird nochmals unterschieden von c) unserem Denken, sofern<br />

es den vorgedachten Übergang „in den Begriffen selbst“ nachdenkt. In<br />

<strong>Hegel</strong>schen Begriffen gedacht haben wir also zwei Gestalten des<br />

anundfürsichseienden Überganges: a) jenen im (religiösen) Geist und b)<br />

jenen in unserem (Nach)Denken der Vernunft.<br />

Die Grundthese <strong>Hegel</strong>s, daß das Sein des Endlichen kein Sein sui generis<br />

sein könne, weil der Begriff des Endlichen nicht durch sich gedacht werden<br />

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