Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Zusammenhänge und Gründe bewusst; auch ihres Zusammenhanges<br />
(„Boden“) mit den Wesen und Realien der Wirklichkeiten von Geist und<br />
Natur; und keine Frage, mit jener Geläufigkeit tritt auch <strong>die</strong> Gefahr einer<br />
Übergeläufigkeit ein, einer Virtuosisierung des Denkens, <strong>die</strong> dazu führen<br />
kann, nicht nur den Boden mit dem Wohnzimmer, sondern auch neue,<br />
niegewesene Wohnzimmer und Böden sich auszudenken und vor allem:<br />
den Anspruch des Denkens ins Omnipotente zu erheben.]<br />
Wenn wir nun der Fassung des inneren Ganges des Geistes in Gedanken<br />
und den Momenten desselben nähertreten, so ist von dem ersten<br />
Ausgangspunkte schon bemerkt worden, daß er eine<br />
Gedankenbestimmung ist, nämlich <strong>über</strong>haupt <strong>die</strong> Zufälligkeit der<br />
weltlichen Dinge; so liegt <strong>die</strong> erste Form der Erhebung geschichtlich in<br />
dem sogenannten kosmologischen <strong>Beweise</strong> <strong>vom</strong> <strong>Dasein</strong> Gottes vor. Von<br />
dem Ausgangspunkt ist gleichfalls angegeben worden, daß von der<br />
Bestimmtheit desselben auch <strong>die</strong> Bestimmtheit des Zieles, zu dem wir uns<br />
erheben, abhängt. [206 <strong>Hegel</strong> verwechselt oder setzt gleich:<br />
kosmologischen und kausalen Gottesbeweis; der erstgenannte geht nicht<br />
eigentlich von der Zufälligkeit der Welt, sondern von der Bewegung der<br />
Welt (ex parte motus) aus, um daraus <strong>die</strong> Existenz Gottes aufzuweisen.<br />
(Zufälligkeit und Bewegung der Welt können kontaminiert werden.)<br />
Im kausalen Gottesbeweis wird von der kontingenten Verfasstheit der<br />
Welt-Dinge und der Welt auf deren nichtkontingente Ursache und<br />
Begründung geschlossen. Ist <strong>die</strong> Welt verursacht, kann nicht eine endlose<br />
Reihe von Ursachen als Weltursache möglich sein, weil eine endlose<br />
Ursache nicht als Ursache möglich ist. Die causa prima muß eine sein, sie<br />
muß daher eine erste und absolute, eine nichtkontingente, eine nicht<br />
wieder verursachte Ursache sein. Der unbewegte Beweger erschien als<br />
Begründer und Verursacher der Bewegung einer bewegten Welt.<br />
Gewiß, <strong>die</strong>se Argumentation liegt auch dem kosmologischen Beweis<br />
zugrunde, doch sollte der Genauigkeit halber zwischen beiden genau<br />
unterschieden werden. Der Beweis aus der Kontingenz schließt aus einer<br />
Welt, <strong>die</strong> als kontingente auch nicht sein könnte, nun aber ist, darauf, daß<br />
<strong>die</strong>ses Sein sich einem nichtkontingenten Sein, das unmöglich nicht sein<br />
kann, verdanke. Alle Kontingenz gründet in Nichtkontingenz. Gott ist<br />
realisierte Nichtkontingenz.]<br />
Die weltlichen Dinge können noch anders bestimmt sein, so ergäbe sich<br />
auch für das Resultat, das Wahre, eine andere Bestimmung, -<br />
Unterschiede, <strong>die</strong> dem wenig gebildeten Denken gleichgültiger sein<br />
können, aber <strong>die</strong> auf dem Boden des Denkens, auf den wir uns versetzt,<br />
das sind, um was es zu tun und wor<strong>über</strong> Rechenschaft zu geben ist. Wenn<br />
<strong>die</strong> Dinge also als daseiend <strong>über</strong>haupt bestimmt würden, so könnte <strong>vom</strong><br />
<strong>Dasein</strong> als bestimmtem Sein gezeigt werden, daß seine Wahrheit das Sein<br />
selbst das bestimmungs-, das grenzenlose Sein ist. Gott wäre so nur als<br />
das Sein bestimmt, - <strong>die</strong> abstrakteste Bestimmung, mit der <strong>die</strong> Eleaten<br />
bekanntlich angefangen haben. [207 Von der Vielfalt der<br />
Bestimmbarkeiten von Welt hänge <strong>die</strong> Art und Weise, das Ziel (Gott) zu<br />
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