Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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ist von <strong>die</strong>ser Art der Mitteilung, daß es sich verbreitet und anderem<br />
hingibt, ohne an ihm selbst vermindert zu sein und etwas zu verlieren;<br />
noch mehr ist <strong>die</strong> Natur des Geistes, selbst ganz in dem Besitze des<br />
Seinigen zu bleiben, indem er in dessen Besitz andere setzt. [93 <strong>Hegel</strong><br />
erzählt seine gemütlichen Erzählungen weiter, um sein Publikum bei<br />
(Einleitungs)Laune zu halten. - Merkwürdig sein „ohne uns zu berufen“:<br />
denn es ergäbe sich aus der Erkenntnis dessen, worauf sich der Glaube<br />
beruft ohnehin; aber damit erfolgt sehr wohl eine indirekte Berufung. Für<br />
seinen Zweck freilich genügt es, das Gelten von der Genese zu trennen<br />
und geltend zu machen, daß der Nicht-Neid Gottes zu postulieren sei.<br />
Die Frage: „wie sollte er sich nicht mitteilen“ unterschlägt freilich, daß ein<br />
vollständiges Mitgeteiltsein in gewissem Sinne das Ende von<br />
Religionsgeschichte und auch von Menschheitsgeschichte behaupten<br />
würde. Ist Gott der sich mitteilende Gott, liegt weiters <strong>die</strong> Versuchung<br />
nahe, <strong>die</strong>s Mitteilen als reines Mitteilen zu verabsolutieren, nicht den<br />
Inhalt dessen anzugeben, was mitgeteilt wird. In <strong>Hegel</strong>s Konzept ist schon<br />
<strong>die</strong> Existenz (das Daßsein) jedes endlichen Geistes eine Mitteilung des<br />
absoluten. Wieder zeigt sich <strong>die</strong> Einheit von Theorie (Denken, Sprechen)<br />
und Praxis (Tun, <strong>Dasein</strong>) in Gott.<br />
Der Vergleich des Lichtes mit dem emanierenden Wesen des Geistes,<br />
traditioneller Lichtmetaphysik entnommen, könnte in unserer heutigen<br />
Welt sogleich durch <strong>die</strong> „Wellen-Korpuskel-Natur“ des Lichtes in Frage<br />
gestellt werden. Nach unseren wissenschaftlichen Vorstellungen zerfällt<br />
das Licht „am Ende“ seiner Reise in kleine und kleinste Teilchen, in<br />
Atomteilchen, etwa Neutrinos, <strong>die</strong> alles durchdringen und somit beweisen,<br />
„woraus“ das Licht zusammengesetzt ist. Es ist Materie, bewegte, eine<br />
Materie, <strong>die</strong> sich wohl mitteilt, in <strong>die</strong>ser Mitteilung aber auch vergeht und<br />
sich zerstört, sich opfert und verschwindet.<br />
Allein <strong>die</strong> perennierende Kraft der Lichtquelle garantiert - „fürs erste“ - <strong>die</strong><br />
fortgesetzte und kontinuierliche, niemals unterbrochene Mitteilung des<br />
kosmischen (Sonnen)Lichtes. Doch immerhin hält <strong>Hegel</strong>s „noch mehr“<br />
auch <strong>die</strong>sen Unterschied - zwischen materieller und geistiger Mitteilung -<br />
fest: das materielle Mitteilen des physischen Lichtes <strong>die</strong>nte nur als<br />
Gleichnis für das geistige des geistigen, und der Unterschied liegt in der<br />
„Selbständigkeit des Anundfürsichseins“, also darin, daß der mitgeteilte<br />
absolute Geist in steter Rückkehr in sich selbst verbleibt, weshalb <strong>die</strong><br />
spekulative Einheit einer „steten Rückkehr“ zu erkennen ist: es ist eine<br />
Rückkehr, <strong>die</strong> keine ist, eine immer schon zurückgekehrte Rückkehr. Die<br />
Sprache unserer Wortnamen stößt an ihre Grenze.<br />
Abermals scheint <strong>Hegel</strong> vorauszusetzen, daß aller Inhalt des Gottes „ganz<br />
heraus“ ist, ganz der Menschheit mitgeteilt wurde, und <strong>die</strong>ser<br />
Voraussetzung kann natürlich nicht damit begeg<strong>net</strong> werden, daß nicht alle<br />
Menschen <strong>die</strong> christliche Mitteilung, welche <strong>die</strong> vollständige wäre, teilen.<br />
Denn <strong>die</strong>se „Taubheit“ - aller nichtchristlichen Religionen und aller<br />
atheistischen Mentalitäten - geht nicht zu Lasten eines neidischen Gottes,<br />
der sich nicht mitteilen möchte oder könnte.<br />
Dennoch liegt auch hier das Problem der „Totalität“ voraus, - inwiefern<br />
eine theologische Philosophie behaupten kann, <strong>die</strong> Totalität Gottes sei<br />
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