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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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eine besondere Beschäftigung, und seine Beschäftigung mit dem<br />

Unendlichen, Empfinden, Glauben, Wissen einzelner, unmittelbarer,<br />

einfacher Akt, nicht ein Akt des Übergehens. Wie das Endliche und<br />

Unendliche beziehungslos sind, so auch <strong>die</strong> Akte des Geistes, seine<br />

Erfüllungen mit <strong>die</strong>sen Bestimmungen, Erfüllungen nur mit dem einen<br />

oder dem anderen, beziehungslos aufeinander. Wenn sie auch gleichzeitig<br />

sein können, mit dem Unendlichen auch Endliches im Bewußtsein ist, so<br />

sind sie nur Vermischungen; es sind zwei für sich bestehende Tätigkeiten,<br />

<strong>die</strong> sich einander nicht vermitteln. [302 Der Sprung <strong>vom</strong> Endlichen ins<br />

Unendliche beweist für <strong>Hegel</strong> bereits <strong>die</strong> unvermittelte Getrenntheit<br />

beider; zwar ist <strong>die</strong> Scheinhaftigkeit <strong>die</strong>ser Unmittelbarkeit, mit der sich<br />

der Sprung vermittelt und begründet, in und durch eine radikale<br />

Getrenntheit von Endlichkeit und Unendlichkeit, letztlich wohl <strong>die</strong> von<br />

Natur und Geist. <strong>Hegel</strong> denkt an <strong>die</strong> Gnosis, <strong>die</strong> bekanntlich nicht ansteht,<br />

das Endliche für Schein und Nichtigkeit zu erklären. Durch<br />

beziehungslosen Sprung wird von <strong>die</strong>ser in <strong>die</strong> andere Welt gesprungen,<br />

von der relativen und bloßen Scheinwelt in <strong>die</strong> einzig wirkliche und<br />

wahrhafte.<br />

Die schizophrene Verhaltensweise des gnostischen Bewußtseins ist<br />

bekannt: obwohl das Diesseits als Schein und Nichts erkannt und<br />

verachtet wird, wird zugleich in ihm und mit ihm nach dessen<br />

Realitätslogik gehandelt und gedacht; denn man wisse ja, daß es ein Feld<br />

des Unwahren und bloßen Scheins sei; das Bewußtsein scheint sich nur<br />

äußerlich, nur um äußerlicher, eben weltlicher und <strong>die</strong>sseitiger Vorteile<br />

willen anzupassen, in Wahrheit hat es keine Wahl: es kann in <strong>die</strong>ser Welt<br />

nur <strong>über</strong>leben, wenn es wenigstens restbeständlich mit dessen Logos<br />

mitlebt.]<br />

Die Wiederholung, <strong>die</strong> in <strong>die</strong>ser Vorstellung von der gewöhnlichen<br />

Scheidung des Endlichen und Unendlichen liegt, ist schon angedeutet, -<br />

von jener Trennung, durch welche das Endliche für sich auf einer Seite<br />

und das Unendliche auf der anderen gegen<strong>über</strong>gehalten und das erstere<br />

nicht weniger auf <strong>die</strong>se Weise für absolut erklärt wird, - der Dualismus,<br />

der in weiterer Bestimmung der Manichäismus ist. [303 Gerade <strong>die</strong><br />

abstrakte Verabsolutierung des manichäischen Jenseits erzeugt eine<br />

abstrakte (also ebenso radikale) Verabsolutierung des Diesseits. Der<br />

Dualismus bedingt also sowohl den unmittelbaren Sprung, das<br />

unmittelbare Wissen, das Auseinanderfallen in zwei Grundakte und auch<br />

<strong>die</strong> unzähligen Vermischungen dessen (Endlich und Unendlich), was durch<br />

<strong>die</strong> strikte Trennung gerade „rein“ erhalten bleiben sollte: das eine wahre<br />

und nur jenseitige Unendliche.]<br />

Daß aber das Endliche absolut sei, <strong>die</strong>s wollen <strong>die</strong>jenigen selbst nicht, <strong>die</strong><br />

solches Verhältnis festsetzen; aber sie können jener Konsequenz nicht<br />

entgehen, welche keine erst aus jener Behauptung gezogene Konsequenz,<br />

sondern <strong>die</strong> direkte Behauptung selbst ist, daß das Endliche in keiner<br />

Verbindung mit dem Unendlichen, kein Übergang von jenem zu <strong>die</strong>sem<br />

möglich sei, das eine schlechthin von dem anderen geschieden sei. Wird<br />

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