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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Den obigen inneren Gegensatz könnte man als jenen von Geborgenheit<br />

und Entborgenheit verstehen, wobei aber stets wieder <strong>die</strong> polare Relation<br />

sich herausbildet oder doch herausbilden soll. Im Kühnsten gedacht: <strong>die</strong><br />

totale Vermittlung aller Gegensätze geleistet, alles erkannt und<br />

durchschaut, dennoch: auch <strong>die</strong>ses Resultat hätte wieder eine<br />

Voraussetzung, nämlich <strong>die</strong>, daß es zur Unmittelbarkeit, zur „bewußtlosen<br />

Unmittelbarkeit“ zusammengehen könnte und müßte.<br />

Diese Rückkehr in ein stets doch wieder vorausgesetztes Sein, worin jede<br />

Reflexion gleichsam ihren absoluten Widerpart hat, <strong>über</strong> den sie sich<br />

wieder erhebt, den sie wieder zerteilt, um auf höherer bzw. tieferer Ebene<br />

wieder ein Sein, eine Unmittelbarkeit zu werden, von <strong>die</strong>ser umfangen zu<br />

werden, <strong>die</strong>ses Widerspiel von Werden und Sein, setzt natürlich voraus,<br />

daß ein stets und immer schon vorauszusetzendes Sein vorausliegend<br />

voraus ist.<br />

Es ist der vorausgehende Gott, um es so zu formulieren, und jetzt gewinnt<br />

jene Post-fest-Position der Philosophie, von der vorhin <strong>die</strong> Rede war, eine<br />

neue Bedeutung. Wenn <strong>die</strong>s aber gilt, dann ist inmitten der nie zu<br />

beruhigenden Tätigkeit des Geistes deren Gegenteil stets schon da: <strong>die</strong><br />

absolute Ruhe des Alles-Getanhabens.<br />

Ich setze voraus, setze <strong>die</strong> Voraussetzung als gesetzte, hebe sie als<br />

Voraussetzung auf; <strong>die</strong> aufgehobene aber setzt sich als neue<br />

Voraussetzung, denn meine Reflexion hat doch nicht <strong>die</strong> ganze<br />

Voraussetzung setzen können, weil das Sein in der Voraussetzung ein<br />

unendliches Sein ist.<br />

Wäre dem übrigens nicht so, gälte <strong>die</strong> totale Selbsterzeugung und<br />

Selbsterschaffung des Menschen durch und in seiner Reflexion - der<br />

Irrtum Sartres. Nicht zufällig liegt seiner Reflexion daher <strong>die</strong><br />

Voraussetzung in Gestalt eines unendlichen Nichts voraus und zugrunde,<br />

<strong>die</strong> am Ende, das aber stets nichtend gegenwärtig ist, jede absolute<br />

Reflexion verschlingt und vernichtet. Die Reflexion kam aus dem Nichts<br />

und verschwindet wieder in <strong>die</strong>ses, und was war, war nicht mehr als ein<br />

Stück absurder Freiheit und Selbstinszenierung.<br />

An <strong>die</strong>ser Fehlkonstruktion wird ersichtlich, wie entscheidend in der<br />

<strong>Hegel</strong>schen Negativität <strong>die</strong> Positivität des Seins vorausgesetzt bleibt.<br />

Damit wissen wir aber, daß jedes absolute System der Vernunft, das sich<br />

geschichtlich manifestieren mag, stets wieder eine Voraussetzung haben<br />

muß, <strong>die</strong> es nicht einholen kann, weil das Sein prinzipiell nicht einholbar<br />

ist.<br />

Unter „Sein“ verstehe ich hier das Sein des absoluten Geistes, versteht<br />

sich, nicht <strong>die</strong> Abstraktion <strong>vom</strong> Anfang der Logik, <strong>die</strong> aber gleichwohl ein -<br />

abstraktes - Bild <strong>die</strong>ser Totalität gibt, das sich in der Idee – des Systems<br />

aller Vernunftbestimmungen - erfüllt, also wiederum als Unmittelbarkeit<br />

Resultat wird. Es ist also keine „systematische“, keine totale<br />

Selbsterzeugung möglich, keine absolute Selbstorganisation unserer<br />

Vernunft und irgendeiner Welt; jegliche hat einen Seinsakt außer ihr und<br />

ihrer Selbstorganisation vorausgesetzt, jede Selbstorganisation ist<br />

zugleich theonome Vororganisation. ]<br />

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