Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Es versteht sich, daß <strong>die</strong>ses Handeln noch nicht zu Ende ist; aber <strong>die</strong>se<br />
Frage ist, da es um besondere und einzelne Handlungsinhalte geht, also<br />
um absolute besondere und einzelne, in <strong>die</strong>ser Konkretion zu stellen:<br />
welche Inhalte wurden in ihrem Anundfürsichsein bereits zu Inhalten<br />
menschlichen Handelns und menschheitlicher Realität, welche anderen<br />
noch nicht?<br />
Das Kleine Einmaleins ist in seiner universalen Inhaltlichkeit erhandelt;<br />
dennoch und gerade deswegen verschwindet es nicht, sondern bleibt in<br />
universaler „Anwendung“ begriffen und existierend; der Inhalt einer<br />
menschheitlichen Sittlichkeit hingegen als Inhalt einer wirklich global<br />
vereinten Menschheit muß noch gefunden und erkämpft werden.<br />
Auch hier gilt: es ist nur innerlich, was auch äußerlich, und es ist nur<br />
äußerlich, was auch innerlich ist. Eine nichtgetane Realität ist für den<br />
Geist eine noch nicht vorhandene Realität.]<br />
XIV. - Wenn wir so zwischen dem, weil es in <strong>die</strong> Sache vertieft und<br />
versenkt ist, unbefangenen Herzen und dem in der Reflexion auf sich<br />
selbst befangenen unterschieden haben, so macht der Unterschied das<br />
Verhältnis zum Gehalte aus. In sich und damit außer <strong>die</strong>sem Gehalte sich<br />
haltend, ist <strong>die</strong>ses Herz von sich in einem äußerlichen und zufälligen<br />
Verhältnisse zu demselben; <strong>die</strong>ser Zusammenhang, der darauf führt, aus<br />
seinem Gefühl Recht zu sprechen und das Gesetz zu geben, ist früher<br />
schon erwähnt worden. Die Subjektivität setzt der Objektivität des<br />
Handelns, d. i. dem Handeln aus dem wahrhaften Gehalt, das Gefühl und<br />
<strong>die</strong>sem Gehalt und dem denkenden Erkennen desselben das unmittelbare<br />
Wissen entgegen. [75 Wer mit sich befangen, der ist noch nicht<br />
unbefangen von sich in seiner Sache; <strong>die</strong>se verlangt <strong>die</strong> totale<br />
Selbstunbefangenheit des Ichs, dessen Tod mitten im Leben. Die Reflexion<br />
des Inhaltes soll <strong>die</strong> absolute Reflexion des Ichs werden, - stets denkend<br />
und handelnd, denn auch das Denken ist real nur als schauendes<br />
Sprachhandeln möglich. Nur jenes Ich hat daher Interesse an seiner<br />
Substantialität, das in einer Sache von allgemeinem Wert jede<br />
Selbstfesselung an seine ichbezogene Herrschaft abschüttelt.<br />
Gemeinhin wird aber der Ausdruck „Selbstentfesselung“ des Ichs in genau<br />
gegenteiligem Sinne verstanden: das Ich lasse seine Ich-Sau aus sich<br />
heraus; <strong>die</strong>s ist dann meistens nichts weiter als ein unsachlicher und<br />
unverarbeiteter Inhalt, ein sich in der Sache nicht verdaut habendes Ich.<br />
Wie sich jemand zu seinem Gehalt verhält, das macht daher bereits<br />
fünfzig Prozent seines Gehaltes aus, obwohl man sagen könnte, das Wie<br />
des Verhaltens sei doch etwas bloß Formales, eine Frage der Methode und<br />
Strategie. Doch ist keine Strategie möglich, <strong>die</strong> als bestimmte nicht den<br />
Inhalt einbezöge, auf dessen Kampffeld sie agieren möchte.<br />
In dem Gesagten liegt auch, daß <strong>die</strong> Sache Gottes seine totale<br />
Unbefangenheit in allem Seienden ist, weil sein wahres Sein <strong>die</strong> genannte<br />
Forderung, nicht an sich als substanzloses Wesen zu hängen, absolut<br />
erfüllt. Er ist vollkommen sein Anderes und dadurch er selbst und <strong>die</strong>ser<br />
Prozeß als sein Sein. Er ist vollkommenes Mitteilen und Mitgeteiltsein<br />
zugleich, - total befangene Unbefangenheit.<br />
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