Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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<strong>Hegel</strong>s und der Tradition des ontologischen Gottesbeweises: ist es<br />
möglich, notwendig und vielleicht gar wirklich, <strong>die</strong>se absolute Vermittlung<br />
auch absolut zu vermitteln? - Anrüchiger Ruf des Gottesbeweises)]<br />
IX. - Aber umgekehrt liegt darin schon das andere Faktum selbst, daß<br />
ebenso nichts ist, was nur ausschließlich ein Vermitteltes wäre. Nehmen<br />
wir vor uns, was unter der Unmittelbarkeit verstanden wird, so soll sie<br />
ohne allen Unterschied, als durch welchen sogleich Vermittlung gesetzt ist,<br />
in sich sein; sie ist <strong>die</strong> einfache Beziehung auf sich selbst, so ist sie in<br />
ihrer selbst unmittelbaren Weise nur Sein. Alles Wissen nun, vermitteltes<br />
oder unmittelbares, wie <strong>über</strong>haupt alles andere, ist wenigstens; und daß<br />
es ist, ist selbst das Wenigste, das Abstrakteste, was man von irgend<br />
etwas sagen kann; wenn es auch nur subjektiv wie Glauben, Wissen ist,<br />
so ist es, kommt ihm das Sein zu, ebenso wie dem Gegenstande, der nur<br />
im Glauben, Wissen ist, ein solches Sein zukommt. Dies ist eine sehr<br />
einfache Einsicht; aber man kann gegen <strong>die</strong> Philosophie, eben um <strong>die</strong>ser<br />
Einfachheit selbst willen, ungeduldig werden, daß, indem von <strong>die</strong>ser Fülle<br />
und Wärme, welche der Glaube ist, vielmehr weg- und zu solchen<br />
Abstraktionen wie Sein, Unmittelbarkeit <strong>über</strong>gegangen werde. Aber in der<br />
Tat ist <strong>die</strong>s nicht Schuld der Philosophie; sondern jene Behauptung des<br />
Glaubens und unmittelbaren Wissens ist es, <strong>die</strong> sich auf <strong>die</strong>se<br />
Abstraktionen setzt. Darein, daß der Glaube nicht vermitteltes Wissen sei,<br />
darein wird der ganze Wert der Sache und <strong>die</strong> Entscheidung <strong>über</strong> sie<br />
gelegt. Aber wir kommen auch zum Inhalt oder können vielmehr<br />
gleichfalls nur zum Verhältnisse eines Inhalts, zum Wissen kommen. [56<br />
Was nur ein Vermitteltes wäre, wäre wohl ein Etwas, das seine<br />
Vermittlung stets wieder auflösen und wie Sisyphos <strong>die</strong> Arbeit der<br />
Vermittlung wieder anfangen müßte; ein Etwas, das keines wäre, weshalb<br />
es auch kein Vermitteltes w ä r e. Daher gilt unbedingt: nur das<br />
Unmittelbare ist Vermitteltes und umgekehrt.<br />
In den logischen Stufen des Logos: was nur ein Einzelnes wäre, könnte<br />
<strong>die</strong>s nicht sein, weil es nur in seinem Allgemeinen als Einzelnes möglich;<br />
was nur Werden wäre, wäre nicht Sein, folglich könnte es nicht als<br />
Werden sein; was nur Grund wäre ohne Begründetes, für welches es<br />
Grund ist, wäre nicht Grund; was nur Ursache wäre ohne Wirkung, für<br />
welche es Ursache ist, das wäre nicht Ursache; was nur Unbedingtes ohne<br />
Bedingungen, in denen es Unbedingtes ist, das wäre nicht Unbedingtes;<br />
was nur Identität wäre ohne Unterschied, gegen welchen es allein<br />
Identität sein kann, wäre nicht Identität undsofort.<br />
Die gewöhnlichen Forderungen des vorstellenden Bewußtseins nach einem<br />
einfachen Denken, Sprechen, Darstellen usf., enthalten <strong>die</strong> scheinbar<br />
unmittelbare und einfache Forderung, das Denken möge einfach und<br />
unmittelbar sein; gemeint ist eine gemeinte Unmittelbarkeit ohne<br />
Vermittlung, ein Einfaches, das nicht ein Zweifaches sein sollte.<br />
Da es aber Einfaches durch sich und in sich sein soll, ist mit <strong>die</strong>sem „Sich“<br />
sogleich das Uneinfache des Einfachen gesetzt, ein Unterschied, der sich<br />
aber dem Vorstellen verbirgt, weil es etwas erwartet, was nicht sein kann;<br />
es ist ein abstraktes Bewußtsein, das sich selbst wohl für das konkrete<br />
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