Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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seiner im Menschen, das Sichwissen des Menschen in Gott vorgetragen<br />
ist, betrifft unmittelbar den Gesichtspunkt, der soeben angedeutet<br />
worden, in spekulativer Gründlichkeit mit Beleuchtung der falschen<br />
Verständnisse, <strong>die</strong> dar<strong>über</strong> gegen <strong>die</strong> Philosophie wie gegen das<br />
Christentum erhoben worden. [85 * Göschel konstatiert, daß <strong>Hegel</strong>s<br />
Aussage „Das Sein Gottes und das Wissen Gottes ist eins“ heftige und<br />
vielfache Empörung hervorgerufen habe. Denn <strong>die</strong> Behauptung <strong>die</strong>ser<br />
Identität führe zu einer Selbstvergötterung des Menschen, da <strong>die</strong>ser,<br />
indem der behaupte, Gott zu wissen, behaupte, Gott zu sein.<br />
Zur Widerlegung setzt Göschel den Begriff von Wissen und Sein in <strong>die</strong><br />
Form mehrerer quasimathematischer Gleichungen:<br />
1. Wissen = Sein<br />
2. Wissen Gottes = Sein Gottes<br />
3. Wissen Gottes in sich = Sein Gottes in sich<br />
4. Wissen Gottes in mir = Sein Gottes in mir<br />
5. Wissen meiner in Gott = Sein meiner in Gott<br />
In der vierten und fünften Gleichung finde sich, so Göschel, sowohl der<br />
Unterschied des Sein wie auch des Wissens von Gott und Mensch<br />
ausformuliert. Denn es sei ein Unterschied zwischen dem Sein Gottes in<br />
ihm und dem Sein Gottes in mir; ebenso einer zwischen: wie Gott in sich<br />
und in mir zu Bewußtsein komme.<br />
Damit wäre gesichert, daß zwischen der Selbstbeziehung Gottes in sich,<br />
seinem Sich-Wissen und Sich-Sein, das identisch ist, und seiner<br />
Selbstbeziehung in mir, in der Sich-Wissen und Sich-Sein getrennt sind,<br />
ein Unterschied ist.<br />
In der fünften Gleichung verändere sich das Subjekt des Seins und<br />
Wissens; denn nur sofern Ich mich in Gott weiß, bin ich auch in ihm, und<br />
nur wenn ich in ihm bin, weiß ich mich in ihm, ein Urteil, das ein drittes<br />
Element oder Glied erheische, in dem und durch das <strong>die</strong> behauptete<br />
Identität begründet behauptet werden könne.<br />
Die Wahrheit, daß ich mich in Gott weiß, sei von der Voraussetzung, daß<br />
ich Gott selbst weiß, abhängig; ebenso gewiß gilt: daß ich mich weder<br />
erkennen noch in Gott wissen kann, „wenn ich Gott selbst nicht weiß.“<br />
Daher sei durch <strong>die</strong>se Vermittlung <strong>die</strong> Verbindung hergestellt: Sich in Gott<br />
wissen und Gott wissen ist gleich, <strong>die</strong> Identität beider Sätze begründet.<br />
Denn, so Göschel: Gott weiß ich nur, insofern ich mich in Gott weiß, und<br />
in Gott weiß ich mich nur, sofern ich Gott weiß.<br />
Daher sei, auf dem Grund <strong>die</strong>ser Identität, ebenso Identität zwischen In-<br />
Gott-Sein und Gott-Wissen, weil eben In-Gott-Sein und Sich-in-Gott-<br />
Wissen identische sei.<br />
Niemand könne <strong>die</strong> drei Glieder der absoluten Gleichung trennen: a)In-<br />
Gott-Sein, b) Sich-in-Gott-Wissen und c) Gott-Wissen. - Und daher sei<br />
bewiesen, daß kein Selbstvergötterung behauptet, sondern der Beweis<br />
gedacht wurde, daß im Menschen das Gott-Wissen nicht das Gott-Sein(des<br />
Menschen) sondern einzig und allein das In-Gott-Sein voraussetze.<br />
Schlagend, wie Göschel im folgenden das Verfahren des Verstandes, bei<br />
Beurteilung des genannten <strong>Beweise</strong>s, beobachtet und beurteilt. Dieser,<br />
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