Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Die nächste Art, in welcher sich <strong>die</strong> Zurückführung der mehreren<br />
Bestimmungen Gottes, <strong>die</strong> sich aus den mehreren <strong>Beweise</strong>n ergeben, auf<br />
den einen und als in sich einig zu fassenden Begriff darbietet, ist das<br />
Gewöhnliche, daß sie auf eine, wie man es nennt, höhere Einheit, d. h.<br />
eine abstraktere und, da <strong>die</strong> Einheit Gottes <strong>die</strong> höchste ist, auf <strong>die</strong> hiermit<br />
abstrakteste Einheit zurückgeführt werden sollen. [168 Die angesprochene<br />
Rückführung auf <strong>die</strong> höhere, also abstraktere Einheit setzt schon voraus,<br />
daß sie aus <strong>die</strong>ser heraus- oder herabgeführt wurde. Dieses Gegenteil von<br />
Re-Duktion, also <strong>die</strong> Ex-Duktion, ist es, <strong>die</strong> <strong>Hegel</strong> beantragt und als<br />
unabdingbar behauptet, soll das Niveau einseitiger Abstraktionslogik<br />
<strong>über</strong>wunden werden.<br />
Auf <strong>die</strong>se Weise müssten sich <strong>die</strong> „mehreren“ <strong>Beweise</strong> als exduzierte<br />
<strong>Beweise</strong> beweisen lassen, - in einem Deduktionsvorgang, dem <strong>die</strong> logische<br />
Qualität Selbsterschließung als Selbstbeweisung zukommt. Daran ist<br />
bereits ersichtlich, daß das Erste oder Abstrakteste, das Höchste und<br />
Anfangende undsofort nicht mehr ein durch höhere Begriffe und Prämissen<br />
beweisbares Axiom sein kann, sondern ein „Selbst-Axiom“, um es paradox<br />
zu benennen. Die Selbstevidenz, <strong>die</strong> das sich erschließende Erste<br />
beantragt, kann nur <strong>vom</strong> Esel nicht erkannt werden.]<br />
Die abstrakteste Einheit aber ist <strong>die</strong> Einheit selbst; es ergäbe sich daher<br />
für <strong>die</strong> Idee Gottes nur <strong>die</strong>s, daß er <strong>die</strong> Einheit sei um <strong>die</strong>s als ein Subjekt<br />
oder Seiendes wenigstens auszudrücken: etwa der Eine, was aber nur<br />
gegen Viele gestellt ist, so daß auch der Eine in ihm selbst noch von den<br />
Vielen Prädikat sein könnte, also als Einheit in ihm selbst: etwa eher das<br />
Eine oder auch das Sein. [169 Die Reduktion würde, als methodisches<br />
Prinzip totalisiert, auf <strong>die</strong> leere, letztlich sogar numerische Identität<br />
führen, auf <strong>die</strong> Eins als 1; und Pythagoras hätte <strong>über</strong> <strong>die</strong> Philosophien des<br />
Begriffes und <strong>die</strong> Theologien des Geistes triumphiert. Die Einheit als<br />
einfache Einheit, <strong>die</strong> keinen Unterschied trüge, wäre eine leere<br />
Selbstbeziehung als Kern eines Subjektes, an das aller Inhalt, das Viele,<br />
von außen herangetragen würde.<br />
Umgekehrt scheint es dadurch möglich und ermöglicht, <strong>die</strong>s Eine oder<br />
Einssein allen Vielen als Prädikat zu prädizieren, und aus der<br />
abstraktesten und leersten Einheit ist im Handumdrehen und<br />
Gedankenumschlagen <strong>die</strong> vielfältigste geworden: in beiden Fällen ist <strong>die</strong><br />
wahre und erfüllte, sich explizierende und zu sich zurückkehrende Einheit<br />
verloren und durch Abstraktion von ihr vernichtet.<br />
Wird aber das Eine als das Sein selbst behauptet, verschwindet aller<br />
Unterschied in der Identität eines Unbestimmtseins, das seine Identität<br />
nicht aussagen kann. Auch hier erfolgt also jenes Umschlagen, das eine<br />
undurchschaute Aporie zum Vorschein bringt, - wem sie nicht erscheint,<br />
wer sie nicht durchschaut, wird ihr Opfer, er muß sich <strong>vom</strong> aporetischen<br />
Umschlagen schlagen lassen.]<br />
Aber mit solcher Abstraktion der Bestimmung kommen wir nur auf das<br />
zurück, daß von Gott nur abstrakt das Sein in den <strong>Beweise</strong>n des <strong>Dasein</strong>s<br />
Gottes das Resultat wäre oder, was dasselbe ist, daß Gott selbst nur das<br />
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