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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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unbestimmte Weben und Hegen, ein Abgrund unersättlicher<br />

<strong>Dasein</strong>saufnahme.<br />

Der Inhalt geht zwar ganz in das Ich hinein, aber im Gefühl verschwindet<br />

er sodann auch als Inhalt, weil erstens <strong>die</strong> Intensität des Gefühls vergeht<br />

und weil zweitens andere Inhalte an das Bewußtsein und sein Fühlen<br />

herangebracht werden. Die Welt des Glaubens ist und soll sein in <strong>die</strong>sem<br />

Sinne stets auch eine Welt changierender Gefühle, changierend sowohl an<br />

jedem einzelnen Inhalt wie auch von einem zum anderen. <strong>Hegel</strong> <strong>über</strong>treibt<br />

hier - aus naheliegenden Gründen - <strong>die</strong> Positionierung eines „einfachen<br />

Selbstes“, das erst und nur in seinem Gefühlsleben bei sich zuhause wäre.<br />

Die einfache Frage, wie denn Gefühle bewegen und bewegt werden?, hebt<br />

<strong>die</strong>se Vereinfachung aus ihren Angeln. Die Identität des Gefühls entgeht<br />

nicht <strong>Hegel</strong>s anderer Seite der Definition von Gefühl - das unbestimmte<br />

Weben und Schweben des Geistes zu sein. - Prinzipiell gilt gleichwohl, daß<br />

alle Inhalte von Welt und Selbst in alle Formen des Geistes (Denken,<br />

Wille, Gedächtnis, Vorstellung, Anschauen, Vorstellung, Gefühl undsofort)<br />

eingehen können, wenn sie in <strong>die</strong>se eingehen können.<br />

Diese Tautologie drückt <strong>die</strong> Bedingtheit, <strong>die</strong> partikulare Zuständigkeit der<br />

verschiedenen Formen für verschiedene Inhalte aus; nicht anschaubare<br />

Realien etwa können nicht angeschaut, sie können nur gedacht werden;<br />

und abstrakte Dinge, <strong>die</strong> nicht als Gefühle in uns sein sollen, können nur<br />

als gefühllose Gefühle in uns gefühlt werden: 2+2=4.<br />

Das Ich selbst als solches kann nicht Gegenstand des Gefühls werden, weil<br />

ich mich immer nur in einem Zustand meines Ichs empfinden kann. - In<br />

der modernen Welt wird an das Gefühlsleben als solches fast nur mehr in<br />

der Musik appelliert; Appelle <strong>die</strong>ser Art sind auch aus den Predigten fast<br />

verschwunden, erst bei der Musik wird uns auch in der Kirche warm ums<br />

Herz.<br />

Ein Gefühl soll und muß zwar subjektiv <strong>über</strong>zeugend sein, aber es kann<br />

auch nur mich <strong>über</strong>zeugen. Einem anderen Ich kann und soll ich meine<br />

Gefühle, also meine Art, einen Inhalt in meinem Innersten zu haben, nicht<br />

aufdrängen, schon weil ich nicht weiß, von wannen und wie er darein<br />

gekommen. Gefühle als Gefühle kommunizieren - ohne Wort, Bild und<br />

Gedanke - liefe auf eine Kommunikation tierischer Einsamkeit hinaus.<br />

(Diese darzustellen und zu kommunizieren, ist eine der <strong>über</strong>legenen<br />

Fähigkeiten des modernen (Kunst)Films weit <strong>über</strong> alle vormodernen<br />

Künste, auch <strong>die</strong> der Literatur, hinaus.)]<br />

II. - Gegen <strong>die</strong> Religion soll der Mensch nichts für sich zurückbehalten,<br />

denn sie ist <strong>die</strong> innerste Region der Wahrheit; so soll sie nicht nur <strong>die</strong>s<br />

noch abstrakte Ich, welches selbst als Glauben noch Wissen ist, sondern<br />

das konkrete Ich in seiner einfachen, das Alles desselben in sich<br />

befassenden Persönlichkeit besitzen; das Gefühl ist <strong>die</strong>se in sich<br />

ungetrennte Innigkeit. Das Gefühl wird jedoch mit der Bestimmtheit<br />

verstanden, daß es etwas Einzelnes, einen einzelnen Moment Dauerndes,<br />

sowie ein Einzelnes in der Abwechslung mit anderem nach ihm oder neben<br />

ihm sei; das Herz hingegen bezeich<strong>net</strong> <strong>die</strong> umfassende Einheit der Gefühle<br />

nach ihrer Menge wie nach der Dauer; es ist der Grund, der ihre<br />

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