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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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verschwindet. Eigentlich dürfen wir - und müssen oft sogar - nur in den<br />

Bereichen des subästhetischen Geschmackes, also bei Speisen, Gerüchen<br />

und sonstigen Vorlieben im Reich des Angenehmen und Unangenehmen<br />

nach unserem subjektiven Gefühl entscheiden; nur was mir als <strong>die</strong>sem<br />

Einzelnen schmeckt, dafür soll und muß ich mich entscheiden. Daher das<br />

Essen das Subjektivste; und gerade an ihm soll das Heilige und<br />

Allgemeine manifest werden, - solange der Mensch noch in <strong>die</strong>ser<br />

unerkannten Falle seiner natürlichen Selbstliebe existiert.<br />

Daher das Problem des Abendmahls für ein modernes Ich, das von<br />

Reflexivität durchdrungen ist und dem Gefühl und Gedanke stets getrennt<br />

werden. Bei den anderen, den höheren Inhalten verkehrt sich hingegen<br />

Substanz und Attribut am Gegenstand, wenn <strong>die</strong>se Gefühlsverkehrung<br />

vorgenommen wird; der Inhalt wird zu einem das Gefühlsleben nährenden<br />

Stoff, und nur <strong>die</strong>s ist dann das Substantielle, nicht <strong>die</strong> Substanz der<br />

Sache, nicht <strong>die</strong> Wahrheit des Inhaltes selbst.<br />

Durchgängig ist zum Beispiel <strong>die</strong> U-Musik unterm „feeling turn“ nach<br />

<strong>die</strong>ser Verkehrung gemacht, bedurft, genossen. Extrem dürfte das<br />

Verkehrte <strong>die</strong>ses Verkehrens in den psychischen Krankheiten akut werden,<br />

- in der Neurose wird eine bestimmte Angst vor einer unbestimmten<br />

Quelle im Ich als Lust erfahren; und obwohl Leiden damit fürs Ich<br />

verbunden ist, läßt das Ich nicht von <strong>die</strong>ser Gefühlsumklammerung los.<br />

Was das Ich umklammert, von dem wird es zugleich umklammert.<br />

Daß es ein „fixierter Zustand“ sei, <strong>über</strong>treibt oder vielmehr untertreibt<br />

<strong>Hegel</strong>; denn fixierte Zustände sind im Geist, auch und gerade als<br />

Gefühlsleben, nicht realisierbar. Noch der fixierteste Gefühlsfetisch ist den<br />

Tagesabläufen, den Begegnungen, den (Stimmungs)Änderungen auch im<br />

Subjekt selbst undsofort unterworfen.<br />

Für <strong>Hegel</strong> steht hinter <strong>die</strong>ser Reflexion vor allem der Vorwurf eines<br />

Verhinderns oder Versagens: weil das Ich sich als empfindendes als<br />

Sache, als Ziel der Inhaltsbegegnung vorschiebt, hebt es den Inhalt in sich<br />

hinein, aber in sich als schlechte Form, statt daß es sich als ganzes in den<br />

Inhalt aufhöbe. Das Ich widerstreitet somit seiner Verallgemeinerung, es<br />

verhindert, daß es ein allgemeines Ich wird, indem es das Allgemeine, das<br />

<strong>die</strong>se Universalisierung ermöglichen soll, vereinzelt, aber schlecht<br />

vereinzelt: in eine unwürdige und das Allgemeine als Allgemeines<br />

vernichtende Form herunterbringt.]<br />

IX. - In der sogenannten Ironie, <strong>die</strong> damit verwandt ist, ist Ich selbst<br />

abstrakter [Zustand,] nur in der Beziehung auf sich selbst; es steht im<br />

Unterschiede seiner selbst von dem Inhalt, als reines Bewußtsein seiner<br />

selbst getrennt von ihm. Im Gefühlsleben ist das Subjekt mehr in der<br />

angegebenen Identität mit dem Inhalte; es ist in ihm bestimmtes<br />

Bewußtsein und bleibt so als <strong>die</strong>ses Ich-selbst sich Gegenstand und<br />

Zweck, - als religiöses Ich-selbst ist es sich Zweck. Dieses Ich-selbst ist<br />

sich Gegenstand und Zweck <strong>über</strong>haupt, in dem Ausdrucke <strong>über</strong>haupt, daß<br />

Ich selig werde, und insofern <strong>die</strong>se Seligkeit durch den Glauben an <strong>die</strong><br />

Wahrheit vermittelt ist, daß Ich von der Wahrheit erfüllt, von ihr<br />

durchdrungen sei. [70 Diese Gegen<strong>über</strong>stellung von a) Ironie und b)<br />

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