Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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estimmen ab; <strong>die</strong>se Vielfalt scheint einerseits nur unserem Denken,<br />
andererseits aber auch den Dingen und der Welt selbst anzugehören.<br />
Wie <strong>die</strong> Welt als <strong>Dasein</strong> bestimmt, so ist <strong>die</strong> Bestimmheit <strong>die</strong>ses <strong>Dasein</strong>s<br />
nur unter der Voraussetzung einer vorausliegenden Unbestimmtheit, in<br />
der <strong>die</strong> Bestimmbarkeit der Bestimmtheit von <strong>Dasein</strong> zu Da-Sein erfolgt,<br />
möglich. Freilich <strong>über</strong>rascht hier <strong>die</strong> Aussage <strong>Hegel</strong>s, daß das Abstraktere<br />
(das bestimmungslose Sein) <strong>die</strong> Wahrheit des (bestimmten) <strong>Dasein</strong>s sein<br />
soll.<br />
Denn <strong>die</strong> Wahrheit ist in der <strong>Hegel</strong>schen Selbstdeduktion des Begriffes<br />
stets der konkretere Grund in der Entwicklung des Begriffes. Aber der<br />
Verweis auf <strong>die</strong> Philosophie der Eleaten gesteht <strong>die</strong> Abstraktheit des Seins<br />
sogleich auch wieder (korrigierend) zu: Gott, nur als Sein bestimmt, <strong>die</strong>s<br />
ergibt eine bestimmungslose Bestimmtheit, <strong>die</strong> „abstrakteste<br />
Bestimmung“, nach <strong>Hegel</strong>s Definition <strong>die</strong> unwahrste Stufe des Begriffes<br />
von Etwas.]<br />
Am schlagendsten läßt sich an <strong>die</strong>se Abstraktion für den vorhin gemachten<br />
Unterschied von innerem Denken an sich und von dem Herausstellen der<br />
Gedanken ins Bewußtsein erinnern; welchem Individuum geht nicht das<br />
Wort Sein aus dem Munde (das Wetter ist schön! wo bist du? usf. ins<br />
Unendliche), in wessen vorstellender Tätigkeit findet sich also <strong>die</strong>se reine<br />
Gedankenbestimmung nicht? - aber eingehüllt in den konkreten Inhalt<br />
(das Wetter usf. ins Unendliche), von welchem allein das Bewußtsein in<br />
solchem Vorstellen erfüllt ist, von dem es also allein weiß. Einen<br />
unendlichen Unterschied von solchem Besitze und Gebrauche der<br />
Denkbestimmung "Sein" macht es, sie für sich zu fixieren und als das<br />
Letzte, als das Absolute wenigstens mit oder ohne weiter einen Gott, wie<br />
<strong>die</strong> Eleaten, zu wissen. [208 Allerdings ist keine Vorstellung möglich, wenn<br />
nicht der Begriff den Vorhang dazu hochgezogen und den Boden der<br />
Bühne bereitet hat. <strong>Hegel</strong> fragt ultimativ: liefert mir das Beispiel einer<br />
Vorstellung, <strong>die</strong> <strong>vom</strong> Vorstellenden als existent vorgestellt wird, und der<br />
zugleich <strong>die</strong> Bestimmung ‚Sein’ nicht inhärieren soll.<br />
Weil das vorstellende Bewusstsein jedoch von der konkreten Blütenvielfalt<br />
der Realität absorbiert wird, <strong>über</strong>sieht es Stengel und Stempel im<br />
innersten Inneren der schönen Blume Welt; nicht so der Eleatismus der<br />
Eleaten: das Sein sei, und alles Nichtsein sei gar nicht; folglich sei dem<br />
<strong>Dasein</strong> lediglich ein Schein von Sein, wenn <strong>über</strong>haupt, gegönnt.<br />
Daß aber der „unendliche Unterschied“ zwischen Vorstellen und<br />
Philosophieren (<strong>über</strong> <strong>die</strong> Welt, Gott und den Menschen) nur zunächst darin<br />
liegt, daß <strong>die</strong> Denkungsart der Philosophie sich auf <strong>die</strong> abstrakten<br />
Gedankenbestimmungen und deren eigene Konkretion (Selbstentwicklung<br />
ihres Inhaltes) zu konzentriere vermag, wird niemand bestreiten, auch<br />
dann nicht, wenn er konstatieren muß, daß gleichwohl Streit ist unter den<br />
Philosophen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Konzentration auf den Kreis der<br />
Vernunftbestimmungen üben.<br />
„Sein“ als abstrakteste Bestimmung der Vernunft, als sozusagen<br />
bewegungsloseste Bewegung innerhalb des Vernunftbegriffes, lässt ein<br />
Absolutes resultieren, das als Gegenteil seiner selbst aktuieren muß: da<br />
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