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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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zu helfen sein; aber <strong>die</strong> Relation Geist-Begriff ist <strong>die</strong> crux, an der <strong>die</strong><br />

Sache laboriert.<br />

Daß wir keinen Begriff von Geist vernünftig setzen können, wenn wir nicht<br />

<strong>über</strong> den Begriff des Begriffes Bescheid wissen, dürfte unbestreitbar sein;<br />

aber eben darum erhebt sich abermals <strong>die</strong> Frage: ist deshalb Geist und<br />

Begriff dasselbe? Ist der Begriff auch der Realgrund von Geist? Wenn aber<br />

eine Einheit <strong>die</strong>ser beiden sei, was zu vermuten steht, wenn wir einen<br />

„würdigen“ Vorstellungsbegriff von Gott visieren, dann lautet <strong>die</strong> letzte<br />

Frage: wie ist <strong>die</strong>se Einheit bestellt; <strong>die</strong> ewige und anundfürsichseiende<br />

Einheit von Geist und Begriff, von Gott und Vernunft, - auch: von ganzem<br />

Geist und denkendem Geist. Und <strong>die</strong>ses „auch“ eröff<strong>net</strong> den<br />

philosophischen Abgrund des <strong>Hegel</strong>schen Systems.]<br />

Achte Vorlesung<br />

In der vorigen Vorlesung sind <strong>die</strong> spekulativen Grundbestimmungen, <strong>die</strong><br />

Natur des Begriffs, dessen Entwicklung zu der Vielheit von Bestimmungen<br />

und Gestaltungen betreffend, angegeben worden. Wenn wir nach unserer<br />

Aufgabe zurücksehen, so begeg<strong>net</strong> uns sogleich auch eine Mehrheit; es<br />

findet sich, daß es mehrere <strong>Beweise</strong> <strong>vom</strong> <strong>Dasein</strong> Gottes gibt, - eine<br />

äußerliche empirische Mehrheit, Verschiedenheit, wie sie sich zunächst<br />

auch nach dem geschichtlichen Entstehen darbietet, <strong>die</strong> nichts mit den<br />

Unterscheidungen, welche sich aus der Entwicklung des Begriffs ergeben,<br />

zu tun hat und <strong>die</strong> wir sonach, wie wir sie unmittelbar vorfinden,<br />

aufnehmen. [144 Differenz von empirischer: historisch-kontingenter<br />

„Mehrheit“ und jener im Begriff immanenten „Mehrheit.“ Leichter<br />

Widerspruch zwischen „zunächst“ und „nichts zu tun haben.“ Denn das<br />

„Zunächst“ urgiert doch <strong>die</strong> Rückführmöglichkeit der historischen Mehrheit<br />

(vieler Gottesbeweise und Beweisarten) auf <strong>die</strong> spekulative Mehrheit und<br />

Selbstbestimmung des Begriffes.<br />

Vermutlich sind <strong>die</strong> Grenzen im Empirischen fließend; aber basale<br />

empirische Gegensätze („Mehrheiten“) müssen nichtempirische<br />

Prinzipiengegensätze zur Voraussetzung haben. - Hätte der Begriff (<strong>die</strong><br />

Vernunft) <strong>die</strong> Geschichte (auch der Religion, auch der Gottesbeweise,<br />

somit auch der Theologie) völlig außer sich, könnte er nicht als Vernunft<br />

der und in der Geschichte behauptet werden.<br />

Die „Natur des Begriffes“ zu kennen, <strong>die</strong>s ist eine auch und insbesondere<br />

im aktuellen Religionsstreit unabdingbare Pflicht, - sollte man meinen.<br />

Man bedenke etwa <strong>die</strong> Auseinandersetzungen um den Gegensatz von<br />

Vernunft und Glauben innerhalb des Christentums und innerhalb jeder<br />

seiner Konfessionen; man bedenke, wichtiger noch, <strong>die</strong><br />

Auseinandersetzung innerhalb des Islams zwischen seiner bis heute<br />

obsiegenden Scharia-Richtung und der unterlegenen und in <strong>die</strong> Minderheit<br />

abgedrängten Richtung der Mutaziliten, <strong>die</strong> ein freies Gewissen wohl<br />

ermöglicht hätte.]<br />

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