Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Nehmen wir aber jenes Sein in der konkreteren Gestalt, in der wir es hier<br />
haben, nämlich als <strong>die</strong> weltliche Existenz, so geben wir doch wohl zu, daß<br />
<strong>die</strong>selbe nicht für sich, nicht absolut, nicht ewig, sondern vielmehr an sich<br />
nichtig ist, ein Sein wohl hat, aber nicht ein Fürsichseiendes, - denn eben<br />
<strong>die</strong>ses Sein ist als Zufälliges bestimmt. Wenn nun so in der Zufälligkeit<br />
jede der beiden Bestimmungen nur in der Beziehung auf <strong>die</strong> andere ist, so<br />
erscheint <strong>die</strong>se Vermittlung derselben selbst zufällig, nur vereinzelt, nur<br />
an <strong>die</strong>sem Orte vorhanden. Was das Unbefriedigende ist, ist, daß <strong>die</strong><br />
Bestimmungen für sich genommen werden können, das heißt so, wie sie<br />
selbst als solche seien, sich nur auf sich beziehen, also unmittelbar, so an<br />
ihnen selbst nicht vermittelt sind. Die Vermittlung ist ihnen somit nur<br />
etwas äußerlich Angetanes, also selbst Zufälliges; d. h. <strong>die</strong> eigene innere<br />
Notwendigkeit der Zufälligkeit ist nicht dargetan. [334 Das endliche Sein<br />
ist für sich sogleich als zufälliges bestimmt; es ist <strong>die</strong> sich auf sich<br />
beziehende Endlichkeit, <strong>die</strong> sich leer wiederholt und leer behauptet;<br />
behauptete sich als unendlich, fiele auf, daß sie nur sich selbst hat, um<br />
sich als unendlich zu behaupten; ihr Fürsichsein ist eine Fiktion, ebenso<br />
ihre Ewigkeit, ihre Absolutheit, ihre Unendlichkeit. Wäre das Zufällige an<br />
ihm selbst und durch sich selbst das Ewige, hätten wir einen<br />
aristotelischen Widerspruch ausgesprochen.<br />
Die nur zufällige Vermittlung von Sein und Nichts (Existenz und<br />
Nichtexistenz) fällt mit der Zufälligkeit „vor Ort“ unmittelbar zusammen;<br />
und es fragt sich natürlich, wie <strong>die</strong> vereinzelte und einzelne Zufälligkeit<br />
jemals soll in eine universale Vermittlung aufgehoben werden. Das radikal<br />
Einzelne und Vereinzelte kann auch absolut unaufgehoben bleiben und<br />
also „vergessen“ werden, - erinnerungslos verschwinden, wie es auch<br />
ohne Absicht und ohne Gesetz in <strong>die</strong>se Welt gekommen ist. Aber <strong>die</strong>ser<br />
Vereinzelung macht sich ein Einzelnes, das als Begriff existiert unmöglich<br />
schuldig, unmöglich fähig, unmöglich wirklich.<br />
Das „Unbefriedigende“ scheint nun zu sein, daß <strong>die</strong>se vereinzelte<br />
Vermittlung auf <strong>die</strong> ganze, auf <strong>die</strong> aller Wesen kann <strong>über</strong>tragen werden;<br />
als ob alle als vereinzelte existierten und existieren könnten. Umgekehrt<br />
darf <strong>die</strong> universale Vermittlung den Einzelnen auch nicht von außen<br />
angesetzt werden; es muß deren innere Notwendigkeit sein, innerhalb<br />
welcher sich auch das Zufällige angesammelt und ernotwendigt hat.<br />
Vergleiche <strong>die</strong> Logik der res facta in der Geschichte: immer scheint alles<br />
„nur“ Mögliche möglich zu sein; dennoch wird nur eine Möglichkeit<br />
Wirklichkeit, eine Partei erringt <strong>die</strong> Macht, richtet ihr Unheil an, wird<br />
wieder vernichtet, und <strong>die</strong> Geschichte scheint von vorne zu beginnen. Ist<br />
nun Vernunft in der Geschichte oder regiert (allmächtig) durchgängige<br />
Kontingenz?]<br />
Diese Reflexion führt somit auf <strong>die</strong> Notwendigkeit des Ausgangspunkts an<br />
ihm selbst, den wir als gegeben, eben als Ausgangspunkt aufgenommen<br />
haben, - sie führt auf den Übergang nicht <strong>vom</strong> Zufälligen zum<br />
Notwendigen, sondern der an sich innerhalb des Zufälligen selbst statthat,<br />
von einem jeden der Momente aus, <strong>die</strong> dasselbe konstituieren, zu seinem<br />
Anderen. Dies würde zur Analyse der ersten abstrakten logischen<br />
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