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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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eisglatten See der Philosophie begeben hat, ohne das Laufen auf <strong>die</strong>sem<br />

jemals erlernt zu haben, noch jemals erlernt haben zu wollen. Er hält sich<br />

bescheiden am Ufer zurück und bezichtigt <strong>die</strong> wenigen Eisläufer, <strong>die</strong> er<br />

verschwommen im Nebel zu erblicken vermag, einer widernatürlichen und<br />

unmenschlichen, einer widervernünftigen und widergöttlichen<br />

Unbescheidenheit. Er hält ihr Tun für das einer Chimäre.<br />

Bitter beklagt er sich: <strong>Hegel</strong> und dessen Philosophie möchten, ebenso wie<br />

<strong>die</strong> ihm als perenne vorausgegangene und längst als Chimäre widerlegt<br />

geglaubte Philosophie, seinem Verstand dessen Logik ausreden und<br />

ausdenken; eben jene, durch <strong>die</strong> er soeben erkennt, im Nebel nichts als<br />

Chimären zu erblicken.]<br />

Der Gegenstand, <strong>die</strong> Gemeinschaft Gottes und des Menschen miteinander,<br />

ist eine Gemeinschaft des Geistes mit dem Geiste, - er schließt <strong>die</strong><br />

wichtigsten Fragen in sich. Es ist eine Gemeinschaft: schon darin liegt <strong>die</strong><br />

Schwierigkeit, ebensosehr den Unterschied darin festzuhalten, als ihn so<br />

zu bestimmen, daß auch <strong>die</strong> Gemeinschaft erhalten werde. Daß der<br />

Mensch von Gott weiß, ist nach der wesentlichen Gemeinschaft ein<br />

gemeinschaftliches Wissen, - d. i. der Mensch weiß nur von Gott, insofern<br />

Gott im Menschen von sich selbst weiß; <strong>die</strong>s Wissen ist Selbstbewußtsein<br />

Gottes, aber ebenso ein Wissen desselben <strong>vom</strong> Menschen, und <strong>die</strong>s<br />

Wissen Gottes <strong>vom</strong> Menschen ist Wissen des Menschen von Gott. Der<br />

Geist des Menschen, von Gott zu wissen, ist nur der Geist Gottes selbst.<br />

[320 Gemeinschaft darf <strong>die</strong> Differenz nicht vernichten; <strong>die</strong> Differenz in<br />

derselben darf <strong>die</strong> Gemeinschaft nicht verunmöglichen; das Wort<br />

Gemeinschaft soll sowohl vergemeinschaften wie auch nicht bloß<br />

vergemeinschaften.<br />

Statt „gemeinschaftlich“ reden wir heute von „dialogisch“ und von<br />

„Dialog“; aber neue Worte tun nur neue Worte zu ewigen Sachen hinzu,<br />

wenn es um <strong>die</strong> der Menschheit geht. Im Sich-um-Sich-Wissen Gottes von<br />

sich im Wissen des Menschen von sich darf das erstere nicht nach dem<br />

Modus des zweiten vorgestellt, noch weniger gedacht werden; vorgestellt<br />

wird es ohnehin in <strong>die</strong>sem defizienten Modus, weil <strong>die</strong> Vorstellung einer<br />

defizienten Verstandeslogik folgen muß, wenn sie vorstellt, was an sich<br />

nicht mehr vorstellbar ist.<br />

Die Schwierigkeit <strong>Hegel</strong>s, <strong>die</strong>se Asymmetrie im Verhältnis des Unendlichen<br />

und des Endlichen festzuhalten, ist auch eine Schwierigkeit unserer<br />

Sprache und ihres Denkens; deren indogermanische Gnaden sind<br />

endlicher Natur, ein Erbstück der Geschichte des Geistes, eine bestimmte<br />

Art von Gemeinschaft, noch nicht <strong>die</strong> letzte und beste. Daher kann auch<br />

der Satz: „Der Geist des Menschen, von Gott zu wissen, ist nur der Geist<br />

Gottes selbst“, auf wenigstens zweifache Weise verstanden werden, und<br />

er wurde und wird auch so verstanden. (Vergleiche Göschels Aphorismen-<br />

Kommentar) - Die Differenz von Verstand und Vernunft verfolgt uns bis an<br />

unser Lebensende.]<br />

Hierher fallen dann <strong>die</strong> Fragen von der Freiheit des Menschen, von der<br />

Verknüpfung seines individuellen Wissens und Bewußtseins mit dem<br />

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