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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Vorstellung und Gestaltung? Weil wir als äußere und äußerliche Geister<br />

nicht befähigt und befugt sind, an das Innere und Innerste, an <strong>die</strong><br />

innerste Unendlichkeit heranzukommen. Dies <strong>Hegel</strong>s Grundthese.<br />

Sie führt auf das Schisma von Denken und Vorstellen, mithin auf ein<br />

intellektuales Schisma, um das keine Religionskriege geführt werden<br />

können und sollen, obwohl, wie schon erwähnt, keine Religion in den<br />

aktuellen und künftigen Auseinandersetzungen darauf verzichten kann,<br />

ihre Positionen und Inhalte mit dem Denken und den<br />

Gedankenbestimmungen der Vernunft zu „vergleichen.“]<br />

Das Erkennen tut aber nichts, als eben jenes Innerste für sich zum<br />

Bewußtsein zu bringen, jenen denkenden Puls denkend zu erfassen. Das<br />

Erkennen mag hierin einseitig sein und zur Religion noch mehr und<br />

wesentlich Empfindung, Anschauen, Glauben gehören, so wie zu Gott noch<br />

weiteres als sein denkender und gedachter Begriff; aber <strong>die</strong>ses Innerste<br />

ist darin vorhanden, und von <strong>die</strong>sem zu wissen, heißt, es denken, und<br />

Erkennen <strong>über</strong>haupt heißt nur, es in seiner wesentlichen Bestimmtheit zu<br />

wissen. [298 Da sich der Geist denkend gemacht haben muß, - da er sich<br />

auf den Boden des Denkens gestellt haben muß, um erkennen zu können,<br />

daß <strong>die</strong>ser Boden das Innerste des Innersten des Geistes ist - so <strong>die</strong><br />

intellektuale Position - , muß das Denken gegen<strong>über</strong> Vorstellung und<br />

Empfindung, Anschauung und Verstand ohnmächtig verharren, wenn <strong>die</strong>se<br />

auf sich beharren und sich nicht darauf einlassen (wollen), <strong>vom</strong> Denken zu<br />

Boden gezogen zu werden.<br />

„Puls“ ist eine Bewegungsmetapher; „Boden“ ist eine Stationsmetapher;<br />

der Begriff ist allerdings <strong>die</strong> Bewegung, <strong>die</strong> schaffende Bewegung; und<br />

sofern er in sich seiend und allen Inhalt in sich enthält und erhält, ist er<br />

Sein, das vollkommene und vollendete; also ist er <strong>die</strong> Einheit von Ruhe<br />

und Bewegung, von „Boden“ und „Puls.“<br />

Nun ist aber <strong>die</strong> Geschichte des Geistes nicht schon an ihr vollendetes<br />

Ende gelangt: erster Einwand; ebensowenig <strong>die</strong> Geschichte des<br />

philosophischen Denkens: zweiter Einwand. Weiters muß ein Leben und<br />

Schaffen, ebenso ein Erkennen und Wissen, das einen „Puls“ hat, nicht nur<br />

den Drang haben, weiter zu pulsieren, und da hier nicht an ein natürliches<br />

Leben gedacht werden kann und soll, kann <strong>die</strong>ses „weitere“ Pulsieren des<br />

Herzens der Idee nicht in derselben Weise einer ruhenden Bodenstation<br />

oder einer sich ewig wiederholenden Pulsation unterliegen, wie das<br />

„bisherige.“<br />

Wird aber unterstellt, <strong>die</strong> Unterscheidung von „weiterem“ und<br />

„bisherigem“ Pulsieren sei beim Pulsieren des ewigen Begriffes<br />

unstatthaft, muß man sich fragen, in welcher Weise das Endliche <strong>die</strong>ses<br />

Unendlichen a) aus ihm hervorgehen und in eine Welt treten kann und b)<br />

aus der Welt in den Begriff wieder zurücktreten kann, - notabene unter<br />

der Voraussetzung, daß sowohl <strong>die</strong> Geschichte des Geistes wie der Natur<br />

noch nicht „eingesehen“ haben, daß sie ab sofort auf der Stelle treten<br />

sollten oder, brisanter, immer schon nur auf der Stelle getreten sind.<br />

Würde uns aber <strong>Hegel</strong> dar<strong>über</strong> zu belehren versuchen, daß der Gebrauch<br />

von Metaphern im Reich des Begriffes und seines Denkens, nur ein Als-<br />

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