Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Werden Gottes zur Natur eben das entscheidende Kriterium äußerlich: das<br />
Sein.<br />
Wir hätten eine konstruierte Welt, eine Schein-Welt, der nur <strong>die</strong> Qualität<br />
des Denkens und von Denkprozessen zukäme; oder umgekehrt: der nur<br />
ein Sein zukäme, das man nicht als solches erkennen könnte; - man<br />
könnte nicht einmal sagen, daß eine so konstruierte Natur sei, daß ihr<br />
Sein zukomme. (Mit dem Sein einer objektiv realen Welt hat jeder<br />
Konstruktivismus unlösbare Probleme, weil er eben <strong>die</strong>se Trennung von<br />
Begriff und Sein zu seiner Prämisse erhoben hat.)<br />
Da Gott weder als Werden zur Natur, noch <strong>die</strong> Natur ein Erscheinen Gottes<br />
als des Seins (Wesens) des Erschienenen sein kann, weil im ersten Fall<br />
das Sein zum Begriff äußerlich hinzukäme, im zweiten Fall jedoch Gott als<br />
ein Sein der Natur <strong>die</strong>ser als seinem Gegen- und Fremdsein (Erscheinen)<br />
gegen<strong>über</strong>stünde, so wäre <strong>die</strong> Vereinigung beider nur in unser Erkennen<br />
(und Handeln, Machen?) fallend, also auch hier resultiert jener<br />
Konstruktivismus, der Begriff und Sein getrennt hat. Ein Gott, der nur als<br />
Sein der Natur vorausgesetzt wäre, könnte allenfalls als Wesen der Welt,<br />
als Erscheinen <strong>die</strong>ses Wesens begriffen werden, nicht als deren Schöpfer,<br />
nicht als deren zeugender Grund.]<br />
Wenn wir <strong>die</strong>s in konkreteren Formen nehmen und Gott als <strong>die</strong> Idee für<br />
sich seiend vorstellen, von ihr anfangen und das Sein auch als Totalität<br />
des Seins, als Natur fassen, so zeigte sich der Fortgang von der Idee zur<br />
Natur 1. entweder als ein bloßer Übergang in <strong>die</strong> Natur, in welcher <strong>die</strong><br />
Idee verloren, verschwunden wäre; 2. in Ansehung des Überganges, um<br />
<strong>die</strong>s näher anzugeben, wäre es nur unsere Erinnerung, daß das einfache<br />
Resultat aus einem Anderen hergekommen wäre, das aber verschwunden<br />
ist; in Ansehung des Erscheinens wären es wir nur, <strong>die</strong> den Schein auf<br />
sein Wesen bezögen, ihn in dasselbe zurückführten. [180 <strong>Hegel</strong><br />
rekapituliert <strong>die</strong> angegebenen Relationen der Einseitigkeit „in konkreteren<br />
Formen“. - Gott sei <strong>die</strong> denkende Idee; <strong>die</strong> Natur sei <strong>die</strong> seiende Idee des<br />
Seins; in <strong>die</strong>sem Falle wäre, wie schon erwähnt, ein Werden (Gottes als<br />
der denkenden Idee) in ein Anderes, in dem <strong>die</strong> Idee verschwände, (weil<br />
das Denken im Sein verschwunden wäre) womit <strong>die</strong> Natur zum Seinsgott<br />
aufgestiegen wäre.<br />
Und nicht günstiger <strong>die</strong> zweite Möglichkeit: <strong>die</strong> Natur bliebe als<br />
selbständiges Sein, unableitbar und ungenerierbar aus dem göttlichen<br />
Denken der Idee, mithin ohne Vernunft und Verstand, der Vernunft und<br />
dem (schöpferischen) Denken Gottes gegen<strong>über</strong>. Die Einheit <strong>die</strong>ses<br />
Beziehens der Gegen<strong>über</strong>stehenden fiele nur in uns (wäre unser<br />
Konstrukt), wäre <strong>die</strong> Konstruktion unseres konstruierenden Wesens und<br />
seiner (akosmischen, weltlosen) Reflexion. Im ersten Fall ist <strong>die</strong> Idee<br />
„verschluckt“, im zweiten Fall ist sie verschienen. Alles nur Traum und<br />
Schein.<br />
In der wahren Relation jedoch erfolgt eine Rückkehr der Idee aus ihrer<br />
Natur, freilich wiederum - nach <strong>Hegel</strong> - nicht eine evolutionäre<br />
(evolutionsbiologische), sondern eine, <strong>die</strong> immer schon geschehen ist. -<br />
(Wie aber, fragen wir heute erstaunt: wenn doch ein endlicher Geist<br />
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