Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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<strong>die</strong> absolute Differenz von Gott und Welt gewahrt, <strong>die</strong> Gefahr des<br />
Pantheismus, von welcher vorhin gesprochen wurde, ist nicht real.<br />
Wir sehen, daß <strong>Hegel</strong> hier zunächst keineswegs von einer Aufhebung des<br />
Glaubens in das Denken des (Ge<strong>net</strong>ivus objectivus) Glaubens spricht;<br />
jedenfalls nicht in äußerlicher Weise; weiters ist aber zu sehen, daß es<br />
doch um <strong>die</strong>sen Imperativ zu tun ist: der Glaube soll sich als sein eigenes,<br />
als Denken des Glaubens (Ge<strong>net</strong>ivus subjectivus) - nicht als ein<br />
„philosophisches“ oder irgendein anderes - erfassen und Wissen werden.<br />
Der Glaube soll sich in sein inneres Wesen gleichsam läutern, ohne sich<br />
als Glaube - an <strong>die</strong> göttlichen Inhalte - aufzugeben, im Gegenteil, erst in<br />
dem denkenden Glauben hat er auch <strong>die</strong> Gewißheit des Wissens, <strong>die</strong> nun<br />
durch das Denken der Glaubensinhalte vergewissert wurde. Es soll eine<br />
Aufklärung möglich sein, <strong>die</strong> den Glauben nicht destruiert und als eine<br />
Entfremdung des Bewußtseins glaubt begreifen zu können und zu müssen,<br />
sondern <strong>die</strong> ihn als Wissen gleichsam in einen neuen Äon hin<strong>über</strong>rettet, in<br />
den Äon des säkularen Bewußtseins, in <strong>die</strong> Zeit eines entgötterten<br />
empirischen Bewußtseins.]<br />
XXVII. - Dieselbe ist ferner wesentlich in der Natur unseres Geistes<br />
begründet, sie ist ihm notwendig; <strong>die</strong>se Notwendigkeit ist es, <strong>die</strong> wir in<br />
<strong>die</strong>ser Erhebung vor uns haben, und <strong>die</strong> Darstellung <strong>die</strong>ser Notwendigkeit<br />
selbst ist nichts anderes als das, was wir sonst <strong>Beweise</strong>n nennen. Daher<br />
haben wir nicht <strong>die</strong>se Erhebung auswärts zu beweisen: sie beweist sich an<br />
ihr selbst; <strong>die</strong>s heißt nichts anderes, als sie ist für sich notwendig; wir<br />
haben nur ihrem eigenen Prozesse zuzusehen, so haben wir daran selbst,<br />
da sie in sich notwendig ist, <strong>die</strong> Notwendigkeit, deren Einsicht eben von<br />
dem <strong>Beweise</strong> gewährt werden soll. [27 Dieser Verweis auf <strong>die</strong> innere<br />
Notwendigkeit ist also jene auf <strong>die</strong> des „reinen Denkens“, auf dessen<br />
Zirkel, dessen Zwang zur Selbstbegründung. Wir dürfen nicht nur, wir<br />
sollen und müssen einer Autonomie teilhaftig werden, <strong>die</strong> nicht allein <strong>die</strong><br />
unsere ist, in der wir nur stets wieder unserem Denken und Geist<br />
begeg<strong>net</strong>en, sondern in der wir zugleich einem anderen begegnen, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
unsere ermöglicht und trägt.<br />
Der Notwendigkeit liegt also eine inhaltlich erfüllte Freiheit voraus, ein an<br />
und für sich seiendes Denken, das absolute Denken des absoluten<br />
Denkens. Dieses denkt sich selbst, und an seinem Selbst ist das unsere in<br />
dessen höhere Notwendigkeit und damit Freiheit zu erheben. Die<br />
Erhebung ist dann der Beweis selbst, <strong>die</strong> immanente Selbstbeweisung, -<br />
der Zirkel ist der höchste bzw. innerste unseres Geistes als des zugleich<br />
nicht-unseren Geistes.]<br />
Zweite Vorlesung<br />
I. - Wenn <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> als ein <strong>Beweise</strong>n des <strong>Dasein</strong>s Gottes<br />
ausgedrückt zu werden pflegte, so, wie sie in der ersten Vorlesung gestellt<br />
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