Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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entstanden oder/und durch Zufall „zusammengehalten“, also organisiert,<br />
ist eine Hypothese, <strong>die</strong> sich der Möglichkeit zufälligen Denkens verdankt.<br />
Ob aber <strong>die</strong>se (Über)Akzentuierung der Kategorie der Zufälligkeit wirkliche<br />
Instanz, wirklicher Grund und wirkliche Ursache sowie wirkliches (oder<br />
auch nur höchstes und tiefstes, erstes und letztes) Organisationsprinzip<br />
ist, kann auf der Ebene der Kategorie (und des Denkens) nicht mit<br />
abschließender Gewißheit erörtert werden, weil ‚<strong>die</strong> Notwendigkeit’ und<br />
andere verwandte Kategorien um nichts weniger zum Haushalt unseres<br />
Denkens und Erkennens zählen.<br />
Wird aber ein empirisches Argument aus empirischen Datis angeführt, um<br />
<strong>die</strong> Zufälligkeit <strong>die</strong>ser Welt zu behaupten, so führt <strong>die</strong>s lediglich zur<br />
Einsicht, daß Zufall und Zufälligkeit ohne Zweifel in der Welt ist; doch<br />
davon war im Axiom einer Zufälligkeit der (ganzen) Welt nicht <strong>die</strong> Rede.<br />
Die Welt als ganze soll eine zufällige sein, <strong>die</strong>s das fixierte Axiom, das als<br />
bloß induktiv eingeführtes, also erschlossen durch Verallgemeinerung von<br />
Zufälligkeiten, <strong>die</strong> in der Welt ohne Zweifel wirklich sind, auch nur ein<br />
willkürliches Axiom ergeben kann.<br />
Es ist natürlich auch nicht zu sehen und nicht zu begreifen, wie e contrario<br />
aus der vorausgesetzten Zufälligkeit der Welt das Gegenteil bewiesen<br />
werden soll können: <strong>die</strong> Instanz einer Notwendigkeit, der sich <strong>die</strong> Totalität<br />
der Welt, <strong>die</strong> doch eine zufällige sein soll, verdanke. Der Satz, daß <strong>die</strong><br />
Zufälligkeit der Welt einer Notwendigkeit sich verdanke, ist<br />
selbstwidersprüchlich.<br />
Daß jeglicher Gedanke von Einheit, Ganzheit und Totalität zuschanden<br />
würde, regierte der Zufall <strong>die</strong> Welt ge<strong>net</strong>isch und systematisch, versteht<br />
sich. Die Dialektik von Ganzem und Teilen, von Einheit und Unterschieden<br />
undsofort verschwindet, wenn der Zufall Prinzip des Seins <strong>die</strong>ser Welt ist.<br />
Was sich zu sich bestimmt, was seinen Begriff verwirklicht, setzt in <strong>die</strong>ser<br />
seiner Zweckbeziehung das Überwundensein und Überwindenkönnen aller<br />
Zufallsrelationen voraus. Zufälligkeit, Notwendigkeit, Zweck und Mittel,<br />
Wirklichkeit und Möglichkeit: wenigstens <strong>über</strong> <strong>die</strong> Relationen <strong>die</strong>ser<br />
Kategorien des Wesens von Welt muß verbindliche Einsicht gewonnen<br />
sein, soll ein „e contrario“-<strong>Beweise</strong>n erfolgen können.]<br />
Aber unter Welt verstehen wir nur das Aggregat der weltlichen Dinge, nur<br />
das Zusammen <strong>die</strong>ser unendlichen Menge von Existenzen, <strong>die</strong> wir im<br />
Anblick vor uns haben, deren jede zunächst selbst als für sich seiend<br />
vorgestellt wird. Die Welt begreift <strong>die</strong> Menschen so sehr in sich als <strong>die</strong><br />
natürlichen Dinge; als <strong>die</strong>s Aggregat, etwa auch nur der letzteren, wird <strong>die</strong><br />
Welt nicht als Natur vorgestellt, unter der man etwa ein in sich<br />
systematisches Ganzes, ein System von Ordnungen und Stufen und<br />
vornehmlich von Gesetzen versteht. Die Welt drückt nur so das Aggregat<br />
aus, daß, was sie ist, schlechthin auf der existierenden Menge beruht; so<br />
hat sie keinen Vorzug, wenigstens keinen qualitativen Vorzug vor den<br />
weltlichen Dingen. [194 „Welt“ ist allerdings eine unbestimmte Ganzheit,<br />
an der nur der empirische Inbegriff von Ganzheit festgehalten und<br />
vorgestellt wird. „Welt“, <strong>die</strong>ses Wort fasst ein Vorstellungs-Allgemeines<br />
zusammen, <strong>über</strong> das daher kein Streit entstehen kann, solange sich <strong>die</strong><br />
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