Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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sondern zuerst <strong>die</strong> des Ereignisses selbst sein sollen und sein müssen, -<br />
soll unsere Rede und Denke nicht unwesentlich oder wesenlos verbleiben.<br />
Das scheinbar abstrakte Element des Gedankens (<strong>die</strong> eine und einfache<br />
Form) wird plötzlich zum konkreten Element und Medium, und wir sehen,<br />
daß wir auch schon im sinnlichen Medium der Erfahrung (von Bild, Wort<br />
undsofort) den Gedanken mitgeführt hatten, jedoch nur irgendwie und<br />
nebenbei, als Gehilfen gleichsam, <strong>die</strong> unseren willkürliche Zielen und<br />
Fragen <strong>die</strong>nen mußten.<br />
Schwerlich wird man einem Menschen von Vernunft einreden können, daß<br />
der Gedanke (das Prinzip, der Begriff, das Gesetz, <strong>die</strong> Regel undsofort)der<br />
Kreuzigung dasselbe sei wie <strong>die</strong> historisch geschehene und erlittene<br />
Kreuzigung. Aber war <strong>die</strong> Frage auf <strong>die</strong>sen Unterschied zielend? Und doch:<br />
welch’ ein Unterschied!, möchte man ausrufen angesichts der Realität des<br />
Unterschiedes, mag sie im Begriff durch <strong>die</strong>sen auch als begreifbar, als<br />
erscheinendes Wissen erhebbar sein.]<br />
Aber es ergeben sich hierbei auch unterschiedene, mehrere<br />
Bestimmungen. Zunächst bezieht sich <strong>die</strong> Gedankenbestimmung auf <strong>die</strong><br />
Ausgangspunkte der Erhebung des Geistes aus dem Endlichen zu Gott;<br />
wenn sie deren Unzählbarkeit auf wenige Kategorien reduziert, so sind<br />
<strong>die</strong>se Kategorien selbst doch noch mehrere. Das Endliche, was <strong>über</strong>haupt<br />
als Ausgangspunkt genannt wurde, hat unterschiedene Bestimmungen,<br />
und <strong>die</strong>se sind demnächst <strong>die</strong> Quelle der unterschiedenen<br />
metaphysischen, d. h. nur im Gedanken sich bewegenden <strong>Beweise</strong> <strong>vom</strong><br />
<strong>Dasein</strong> Gottes. [155 <strong>Hegel</strong> bleibt seiner Andeutungsrhetorik treu; doch<br />
korrigiert er <strong>die</strong>se stets wieder, freilich nur Schritt für Schritt, um stets<br />
wieder ins Metier der Vergleiche von Vorstellungsinhalten zurückzukehren.<br />
Er arbeitet sich an zwei Fronten voran.<br />
Aus Gründen, <strong>die</strong> hier nur behauptet werden, zeige sich, daß jener<br />
einfache Gedankengrund doch ein in sich differenter ist; somit wird<br />
evident, daß dasjenige, was ein bloßer Formunterschied sein sollte - in<br />
Relation zur Form des äußeren Erscheinens - an ihm selbst einen<br />
Inhaltsunterschied enthält; im Formunterschied ist eine Einheit von<br />
Formunterschieden, und <strong>die</strong> Frage erhebt sich: welche Kategorien sind<br />
durch welchen Grund getragen und erzeugt?<br />
Wenn nun <strong>Hegel</strong> behauptet, <strong>die</strong> vielen endlichen Anfangspunkte der<br />
Bewegung (auf Gott hin) basierten auf einigen metaphysischen<br />
Anfangspunkten, dann wird evident, daß <strong>die</strong> „nur im Gedanken sich<br />
bewegenden <strong>Beweise</strong> <strong>vom</strong> <strong>Dasein</strong> Gottes“ den Anspruch erheben, auch<br />
<strong>Beweise</strong> für <strong>die</strong> reale Handlungswelt Gottes sein zu können, weil <strong>die</strong><br />
endlichen Punkte unter <strong>die</strong> metaphysischen subsumiert sind, genauer:<br />
weil sie nur in den wahrhaft unendlichen Punkten, den metaphysischen,<br />
endliche Punkte sein können. Das „demnächst“ ist somit als „zunächst“ zu<br />
lesen. „Phänomenologisch“ geht das Endliche dem Unendlichen vor;<br />
ontologisch geht das Unendliche dem Endlichen vor.]<br />
Nach der geschichtlichen Gestalt der <strong>Beweise</strong>, wie wir sie aufzunehmen<br />
haben, sind <strong>die</strong> Kategorien des Endlichen, in welchem <strong>die</strong> Ausgangspunkte<br />
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