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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Totalität <strong>über</strong>geschichtlich bzw vorgeschichtlich ist; b) in ihrer jeweiligen<br />

geschichtlichen Erscheinung aber zugleich geschichtlich.<br />

Das „Recht an sich“ ist daher den bekannten „Wandlungen“ der<br />

Geschichte unterworfen, aber mehr noch ist jede Wandlung den absoluten<br />

Inhalten des Rechtes an sich unterworfen. Denn kein geschichtliches<br />

Recht kann sich bewähren und halten, wenn es nicht dem ewigen Recht<br />

als wenigstens einer von dessen Bestimmungen entstammt.<br />

Es versteht sich, daß hier <strong>die</strong> wichtigsten Menschheitsfragen unserer<br />

unmittelbaren Zukunft liegen, denn <strong>die</strong> sogenannte Globalisierung macht<br />

letztlich Sinn und Zweck nur, wenn sie einer weiteren Erscheinung eines<br />

erweiterten Rechtes <strong>die</strong>nt. Die aktuelle Menschheit kennt noch nicht ein<br />

wirklich realisiertes Menschheitsrecht, weil es noch keine Menschheit als<br />

rechtlich geeinte gibt. Die Offenbarungsgeschichte ist noch nicht zu Ende,<br />

ja bezüglich der menschheitlichen Dimension einer Weltgerechtigkeit<br />

scheint sie eher erst an ihrem Anfang zu stehen. Vieles bewegt sich noch<br />

in formellen Vorsta<strong>die</strong>n sowohl der Konzeptierung wie ohnehin der<br />

Realisierung.<br />

Die Sphäre des Denkens, in der <strong>die</strong> Gerechtigkeitsbegriffe gründen, ist<br />

also <strong>die</strong> Sphäre der göttlichen Vernunft, der Raum des notwendigen<br />

Denkens der göttlichen Vernunft. Es gibt in Gott <strong>die</strong>se „Region des<br />

Denkens“, deren <strong>die</strong> Menschheit sukzessive teilhaftig wird, nicht um nur in<br />

ihr und an und <strong>über</strong> sie nachzudenken, sondern um danach <strong>die</strong> Welt zu<br />

einer geeinten Menschheitswelt zu machen.<br />

Dies ist nicht Aufklärung im bekannten Sinn: daß der Mensch <strong>die</strong> Welt und<br />

<strong>die</strong> Geschichte als deren Herr in <strong>die</strong> eigenen Hände gemäß eigener<br />

Gedanken nehmen sollte und könnte. Denn ein Gesetz kann nur eines<br />

sein, seiner Wahrheit und Tragfähigkeit nach, wenn es in der<br />

Notwendigkeitssphäre gründet, <strong>die</strong> nicht eine erdachte und nicht eine<br />

gemachte sein kann, weil in <strong>die</strong>sem Falle der Begriff der Notwendigkeit<br />

und Wahrheit sogleich in sich zusammenfiele. Alles Sollen wäre ein bloß<br />

erdachtes und von unserem willkürlichen Denken vorkonstruiertes, - ein<br />

eingebildetes Sollen. Es wäre gleichgültig, Eigentum als Recht oder als<br />

Unrecht bestimmen zu sollen; es wäre gleichgültig, Leben als Recht zu<br />

schützen oder zu vernichten undsofort.<br />

Auch hierin liegt natürlich ein Vorklang an den eigentlichen ontologischen<br />

Gottesbeweis: ist nämlich das Recht in einem nichtwillkürlichen Denken<br />

Gottes begründet, dann ist auch dessen „Denkfreiheit“ daran nicht nur<br />

gebunden, sondern sie erweist sich erst in ihren absoluten<br />

Notwendigkeiten als sich setzende und absolute Freiheit. Wir wissen, daß<br />

in Gott Freiheit und Notwendigkeit ungetrennt sind, daß keine Willkür und<br />

Kontingenz in ihm ist. Weder der Fatumsglaube alter Religionen noch der<br />

Kontingenzglaube moderner Provenienz (Jonas) ist imstande, <strong>die</strong>se<br />

Untrennbarkeit zu erkennen und festzuhalten.<br />

Dies auch deshalb brisant, weil <strong>die</strong> Rechtsvorstellungen der alten<br />

Religionen, nicht mehr der säkularisiert christlichen, indem sie sich auf<br />

göttliche Bücher oder Buchoffenbarungen berufen, in denen Gott alles<br />

gesagt und bestimmt habe, aus welchen sich daher jede Dimension von<br />

Recht und Gerechtigkeit ableiten lasse, letztlich einen Willkürgott<br />

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