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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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Die objektive Bedeutung <strong>die</strong>ses zunächst nur subjektiven Schließens aber<br />

wird sich damit zugleich von selbst herausheben, daß <strong>die</strong> unzulängliche,<br />

endliche Form jenes <strong>Beweise</strong>ns aufgehoben wird. Die Endlichkeit<br />

desselben besteht vor allem in <strong>die</strong>ser Einseitigkeit seiner Gleichgültigkeit<br />

und Trennung von dem Inhalte; mit dem Aufheben <strong>die</strong>ser Einseitigkeit<br />

erhält es auch den Inhalt in seiner Wahrheit in sich. Die Erhebung zu Gott<br />

ist für sich das Aufheben der Einseitigkeit der Subjektivität <strong>über</strong>haupt und<br />

zuallererst des Erkennens. [188 Neuerlicher Hinweis auf einen Aspekt der<br />

Einseitigkeit: <strong>die</strong> Trennung von Form und Inhalt. Dies liegt schon im<br />

Wesen der Reflexion, also im Reflektieren des Wesens: ist nämlich der<br />

Begriff der wahre Inhalt, weil in seiner wahren Form gesetzt und erkannt,<br />

und ist <strong>die</strong>ser dem Wesen unzugänglich, dann folgen Gleichgültigkeit des<br />

Wesens gegen den Begriff durch den Begriff des Wesens selbst.<br />

Das Wort „Begriff“ ist hier in endlichem und unendlichem Sinne<br />

verwendet. Im Wesen können und müssen wir sagen: etwas, das nur in<br />

seinem Begriff sei, sei nur an <strong>die</strong>sen gefesselt, und ob wir <strong>die</strong>sen Begriff<br />

setzen, obliege unserer Reflexionsfreiheit; im Begriff (des Begriffes) ist <strong>die</strong><br />

höhere Freiheit, <strong>die</strong> Endlichkeit des nominalistischen Willkürbegriffes<br />

begriffen zu haben.<br />

Daher gilt auch im endlichen Verstandes- und Willkürdenken, daß für den<br />

einen (Verstand) <strong>die</strong>ser Begriff wesentlich, für den anderen ein anderer<br />

Begriff wesentlich sei; ein differenzierterer Verstand hat einen<br />

differenzierteren Begriff der Sache, aber <strong>die</strong>ser Begriff wird als Leistung<br />

des Subjekts, des verständigen, gedacht und anerkannt. Kommt ein<br />

anderes mit einer anderen Leistung, kann ihm nicht absolut widersprochen<br />

werden. Es ist nur „Diskurs“, nicht Beweis möglich.]<br />

Zu dem Unterschiede, wie er von der formellen Seite als eine<br />

Verschiedenheit der Arten von <strong>Beweise</strong>n des <strong>Dasein</strong>s Gottes erscheint, ist<br />

noch hinzuzufügen, daß von der einen Seite, welche <strong>vom</strong> Sein zum<br />

Begriffe Gottes <strong>über</strong>geht, zwei Gestalten von <strong>Beweise</strong>n angegeben<br />

werden. [189 Offensichtlich gibt <strong>Hegel</strong> im folgenden eine Art Einteilung<br />

der nächsten Vorlesung, sie wird auf <strong>die</strong> Beweisarten der herkömmlichen<br />

<strong>Beweise</strong> näher eingehen.]<br />

Der erste Beweis geht von dem Sein aus, welches, als ein zufälliges, sich<br />

nicht selbst trägt, und schließt auf ein wahrhaftes, an und für sich<br />

notwendiges Sein, - der Beweis e contingentia mundi. [190 Weil das<br />

Seiende der Welt, <strong>die</strong> Welt insgesamt, eine zufällige und insofern unwahre<br />

Sache sei, wird durch Dekonstruktion <strong>die</strong>ser Konstruktion ein wahres Sein<br />

des Seienden als dessen nichtkontingenter Grund erschlossen.<br />

Dabei fällt natürlich auf, daß das Arsenal jener, <strong>die</strong> mit kontingenten<br />

Spatzen um sich schießen, nur durch <strong>die</strong> Negation seiner Positionen<br />

rekrutierbar ist: durch das unbedacht vorausgesetzte Gegen-Sein des als<br />

Voraussetzung in Dienst genommenen zufälligen und unwahren, nicht sich<br />

tragenden und nicht an und für sich seienden Seins.<br />

Prominentes Opfer <strong>die</strong>ses Unbedachtseins: Evolutionstheoretiker, wenn sie<br />

<strong>die</strong> Zufälligkeit der Evolution aus deren Notwendigkeit, und deren<br />

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