Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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ersetzt werden könnte, sondern weil der religiöse als bloßer<br />
(ideologischer, unwahrer) Schein des eigentlich einzig seienden<br />
philosophischen Prozesses behauptet werden müsste.<br />
Der angekündigte Vergleich kann nur vergleichen a) <strong>die</strong> Art und Weise,<br />
wie der Beweis beweist mit b) der Art und Weise, wie sich der religiöse<br />
Geist in seiner Selbsterhebung versteht und auslegt.]<br />
Der Unterschied erscheint als gering, ist aber bedeutend und macht den<br />
Grund aus, warum solches <strong>Beweise</strong>n als unzulänglich vorgestellt und im<br />
allgemeinen aufgegeben worden ist. Weil das Weltliche zufällig ist, so ist<br />
ein absolut notwendiges Wesen; <strong>die</strong>s ist <strong>die</strong> einfache Weise, wie der<br />
Zusammenhang beschaffen ist. - Wenn hierbei ein Wesen genannt ist und<br />
wir nur von absoluter Notwendigkeit gesprochen haben, so mag <strong>die</strong>se auf<br />
solche Weise hypostasiert werden, aber das Wesen ist noch das<br />
unbestimmte, das nicht Subjekt oder Lebendiges, noch viel weniger Geist<br />
ist; inwiefern aber im Wesen als solchem eine Bestimmung liegt, welche<br />
hier doch von Interesse sein kann, davon soll nachher gesprochen<br />
werden. [260 <strong>Hegel</strong> kommt auf den Anfang der Elften Vorlesung zurück;<br />
er umkreist <strong>die</strong> Sache in stets größeren und entfernteren Kreisen.<br />
Immerhin: er findet wieder zurück…<br />
Der Satz der Kontingenz lautete: Die Welt ist zufällig, und weil das<br />
Zufällige nicht durch sich Bestand haben kann, hat auch <strong>die</strong> Welt keinen<br />
durch Zufall, ergo ist sie durch ein nichtzufälliges Sein und Wesen. Die<br />
conclusio erschließt den Gegensatz des Zufallssatzes, somit eine<br />
verbindliche Aussage <strong>über</strong> ein Etwas, das notwendig ist und als <strong>die</strong>ses<br />
notwendige Sein zugleich Grund der Welt sei.<br />
Die nähere Bestimmung <strong>die</strong>ser Notwendigkeit und <strong>die</strong>ses Gründens steht<br />
aus; was erschlossen wurde, ist dadurch <strong>die</strong> unbestimmte Bestimmtheit<br />
eines Wesens, gleichsam ein Grenzbegriff, dessen Grenze nicht ignoriert<br />
werden kann. <strong>Hegel</strong> verweist auf künftige Erörterungen dar<strong>über</strong>, wie das<br />
unbestimmte Wesen an ihm selbst bestimmt werden könnte und bestimmt<br />
werden muß.<br />
Ist der Grund der Welt eine Substanz; wenn ja: welche? Ist der Grund der<br />
Welt ein Geist; wenn ja: welcher? Ist der Grund der Welt ein Denken und<br />
Schaffen; wenn ja, welche? In <strong>die</strong>ser einfachen Weise muß das Reservoir<br />
der Fragen zurückbehalten werden, weil <strong>die</strong> Hypothese des Schlusssatzes,<br />
<strong>die</strong> zwar als conclusio unhintergehbar ist und insofern These, nicht<br />
Hypothese ist, näherer Bestimmung bedarf; lediglich <strong>die</strong>se bleibt noch<br />
hypothetisch, nicht <strong>die</strong> Setzung eines notwendigen Wesens <strong>über</strong>haupt;<br />
und <strong>die</strong> genannten Fragen geben lediglich eine Skala von Hypothesen als<br />
Orientierungshilfe vor.]<br />
Das zunächst Wichtige ist das Verhältnis, das in jenem Satze angegeben<br />
ist: weil das Eine, das Zufällige, existiert, ist, so ist das Andere, das<br />
Absolut-Notwendige. Hier sind zwei Seiende im Zusammenhange - ein<br />
Sein mit einem anderen Sein -, ein Zusammenhang, den wir als <strong>die</strong><br />
äußere Notwendigkeit gesehen haben. Diese äußere Notwendigkeit aber<br />
ist es eben, <strong>die</strong> unmittelbar als Abhängigkeit, in welcher das Resultat von<br />
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