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Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net

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soll kein Gegenstand für unser Erkennen sein können; ein<br />

obskurantistisches Übergehen und Verhalten zu ihm wäre damit<br />

unvermeidlich. - <strong>Hegel</strong> unterschlägt hier (wie sonst auch gern) freilich,<br />

daß nicht jedes Endliche befähigt und befugt ist, den Übergang, <strong>die</strong><br />

Erhebung zu machen; gerade eines, das von sich behauptet, es sei bereits<br />

in seiner Endlichkeit und als seine Endlichkeit ein sich genügendes<br />

Unendliches, gehört hierher.<br />

Der These, was im Geist sei, das muß auch im Erkennen sein, was im<br />

Geist des Glaubens sei, das muß - auf <strong>die</strong> eine oder andere Weise - auch<br />

erkennbar sei, kann auch <strong>die</strong> Religion nicht sich widersetzen; schon <strong>die</strong><br />

beliebte Behauptung, es handle sich um ein „Geheimnis“ setzt und lobt<br />

aus eine Erkenntnis. Ein Geheimnis ist etwas, nicht nichts; und sein<br />

Unterschied von allen Nichtgeheimnissen <strong>die</strong>ser Welt kann in aller Regel<br />

und Gemütsruhe ziemlich deutlich und klar angegeben werde.<br />

Das wahre Unendliche ist das an ihm selbst Unendliche, das unendliche<br />

Sein des unendlichen Begriffes, - populär: <strong>die</strong> schöpferische und<br />

schaffende Vernunft, der sich manifestierende Geist; <strong>die</strong>ser setzt alles<br />

Endliche in sich und aus sich heraus; aber in <strong>die</strong>ser Setzung wird das Nur-<br />

Endliche bereits ausgesetzt; mag auch noch das Kontingenteste in der<br />

Idee möglich und wirklich sein, so ist es in <strong>die</strong>ser doch nicht als Endliches;<br />

<strong>die</strong> Problematik, daß damit <strong>die</strong> Idee auch für <strong>die</strong> geschichtlich-empirische<br />

Entwicklung des Begriffsinhaltes, - für <strong>die</strong> geschichtliche Verendlichungs-<br />

Reihe des unendlichen Inhaltes - konstitutiv wird, ist bedeutsam und<br />

unhintergehbar.<br />

Nur in endlicher Sicht liegt eine bloß regulative und letztlich gleich-gültige<br />

Relation der geschichtlich-endlichen Relata vor; <strong>die</strong>se Position ist<br />

bekanntlich <strong>die</strong> des Historismus, welcher lehrt, daß alle Relata der<br />

Geschichte, alle ihre empirischen Inhalte in gleicher Weise „unmittelbar zu<br />

Gott“ stünden. Eine endliche Position von Gnaden schlechter<br />

Unendlichkeit.]<br />

Es ist hier<strong>über</strong> zur Genüge gezeigt worden, daß <strong>die</strong>se Erhebung - sie sei in<br />

der Empfindung oder im Glauben, oder wie <strong>die</strong> Weise ihres geistigen<br />

<strong>Dasein</strong>s bestimmt werde - im Innersten des Geistes auf dem Boden des<br />

Denkens geschieht; <strong>die</strong> Religion als <strong>die</strong> innerste Angelegenheit des<br />

Menschen hat darin den Mittelpunkt und Wurzel ihres Pulsierens. Gott ist<br />

in seinem Wesen Gedanke, Denken selbst, wie auch weiter seine<br />

Vorstellung und Gestaltung sowie <strong>die</strong> Gestalt und Weise der Religion als<br />

Empfinden, Anschauen, Glauben usf. bestimmt werde. [297 <strong>Hegel</strong>s<br />

Wohnungsmetapher: ein Inneres und Innerstes, ausgestattet mit einem<br />

Boden, wurde bereits traktiert; <strong>die</strong> Wohnung ist das Innerste, aber in<br />

<strong>die</strong>sem Innersten ist der „Boden“ nochmals ein Innerstes, das wirklich<br />

Allerinnerste des Innersten. Auch <strong>die</strong> Metapher der pulsierenden Wurzel<br />

<strong>die</strong>nt <strong>über</strong>redender Rhetorik.<br />

Doch wird <strong>die</strong> Deutlichkeit nicht fahrengelassen: das Wesen Gottes ist<br />

Gedanke, oder mit der „in“-Metapher: in seinem Wesen sei er Gedanke.<br />

Also das Denken des Denkens, wie <strong>die</strong> Tradition der Philosophie lehrt.<br />

Warum noch dann noch <strong>die</strong> „weitere“ Bestimmung <strong>die</strong>ses Denkens als<br />

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