Hegel: Vorlesungen über die Beweise vom Dasein ... - Leo-dorner.net
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Der Islam scheint es mit dem Kontrollieren leichter zu haben, da er auf ein<br />
sinnliches Wort sinnlicher Sätze rekurrieren kann, um seine Schäfchen im<br />
Stall zu verwahren; aber auch <strong>die</strong>ser Schein unterliegt jener Struktur und<br />
Subjektivität, <strong>die</strong> dem Reflexionsverhältnis inhäriert. Im Islam scheint es<br />
keine Ungläubigen zu geben, keine geben zu können; <strong>die</strong>s beweist dem<br />
Moslem bereits, daß ohne den Koran von Gott nur unsichere, scheinhafte,<br />
bezweifelbare Kunde wäre. Und daß der Atheismus aus dem modern<br />
aufgeklärten Christentum erwachsen sei, bestätigt ihm <strong>die</strong>sen Beweis<br />
eindrücklich.<br />
Die Schwierigkeit, einen Gott, der Geist sei, somit aus keinerlei<br />
Sinnlichkeit generierbar, referierbar, an keinerlei Gegenständlichkeit als<br />
existent nachweisbar, dennoch als daseiend zu beweisen, liegen auf der<br />
Hand. Und <strong>die</strong>s - geistige Rekurrieren (Zurücklaufen, Zurückkehren) - ist,<br />
nach <strong>Hegel</strong>, auch nur möglich, indem sich unser Denken zutraut und auch<br />
wirklich dazu aufschwingt, <strong>die</strong> Selbstbeweisung Gottes aus dessen Begriff<br />
zu denken und dadurch objektiv zu erkennen, - daß seine Wirklichkeit <strong>die</strong><br />
einzig wirkliche Wirklichkeit ist.<br />
Daher gilt es hier geradezu radikal von allen sinnlichen Mitteln und<br />
Mittelchen, ohne <strong>die</strong> das religiöse Bewußtsein nicht auskommen kann und<br />
soll, Abschied genommen zu haben. Scheinbar hat das religiöse<br />
Bewußtsein an <strong>die</strong>sen Mitteln zwar ein Seiendes, ein leicht zu Erlaufendes;<br />
aber es ist doch nur ein verweisendes Seiendes, ein Symbol, eine<br />
Botschaft, ein Wort, ein Ding, eine Fahnenstange undsofort, und ob <strong>die</strong>se<br />
ihren Zweck erreichen, ist ihnen nicht an und für sich beigegeben.<br />
<strong>Hegel</strong> Ausdrucksweise ist unnötig verzwickt, wenn er Konjunktive und<br />
Indikative vermischt, ohne genau mitzusagen, worauf sie sich beziehen.<br />
Das Erheben soll das subjektive sein, in das „allein“ jene Tätigkeit falle;<br />
<strong>die</strong>se soll aber zugleich nicht anerkannt sein als Erhebung. Aber der Sinn<br />
dürfte klar sein: ist <strong>die</strong> Tätigkeit der Erhebung durch Selbstbeweisung des<br />
absoluten Geistes im endlichen Geist eine nur subjektive, dann allerdings<br />
wird zugleich nicht gewußt, daß <strong>die</strong> Erhebung sich einer „Erniedrigung“, -<br />
einer Herbsteigung des absoluten Denkens verdankt.<br />
Die „Erweckung“ muß eine objektive sein, wenn sie eine wirkliche, nicht<br />
eine nur geglaubte sein soll; nun ist sie aber als subjektive und sinnlich<br />
gegenständliche behauptet, also ist der Selbstwiderspruch<br />
beziehungsweise <strong>die</strong> Endlichkeit und Einseitigkeit <strong>die</strong>ser Reflexionsstufe<br />
durch sie unaufhebbar. Nicht zufällig steht auf <strong>die</strong>ser eine Mehrzahl von<br />
Religionen gegeneinander oder/und nebeneinander.]<br />
Wenn in <strong>die</strong>ser Einseitigkeit sich auch eine weitere Vorstellung und<br />
Entwicklung dessen, was zunächst <strong>über</strong> <strong>die</strong> Bestimmung eines<br />
Gegenscheins nicht hinausgeht, sich ergäbe, eine Emanzipation desselben,<br />
worin er seinerseits gleichfalls als selbständig und tätig als Nicht-Schein<br />
bestimmt würde, so wäre <strong>die</strong>sem Selbständigen nur <strong>die</strong> relative, somit<br />
halbe Beziehung auf seine andere Seite zuerkannt, welche einen<br />
unmitteilenden und unmitteilbaren Kern in sich behielte, der nichts mit<br />
dem Anderen zu tun hätte; es wäre nur mit der Oberfläche, daß beide<br />
Seiten scheinsweise sich zueinander verhielten, nicht aus ihrem Wesen<br />
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