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Holz-Tusche | KonstruktionsHilfen 2023

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E • 2 Produkte zum Bauen • <strong>Holz</strong>schutz<br />

i<br />

Schimmelbefall auf <strong>Holz</strong><br />

PLANUNG E • 2<br />

Der Begriff Schimmelpilz bezeichnet keine spezifische Pilzgattung.<br />

Bei <strong>Holz</strong> ist zwischen <strong>Holz</strong> zerstörenden Pilzen und<br />

<strong>Holz</strong> verfärbenden Pilzen zu unterscheiden. Die holzverfärbenden<br />

Pilze, Bläue- und Schimmelpilze, ernähren sich lediglich<br />

von Zellinhaltsstoffen (z.B. Zucker, Stärke, Eiweiß),<br />

greifen jedoch die eigentliche <strong>Holz</strong>substanz nicht an.<br />

Bläue ist eine bläuliche oder blaugraue Verfärbung von <strong>Holz</strong>,<br />

die von bestimmten Pilzen verursacht wird. Durch die Verfärbung<br />

wird das <strong>Holz</strong> einerseits optisch beeinträchtigt, andererseits<br />

können Bläuepilze die Beschichtung von <strong>Holz</strong>bauteilen<br />

im Außenbereich, z.B. bei <strong>Holz</strong>fenstern, beschädigen und<br />

dadurch als Wegbereiter für einen nachfolgenden Befall mit<br />

<strong>Holz</strong> zerstörenden Pilzen (<strong>Holz</strong>fäule) wirken.<br />

Schimmelpilze benötigen für ihr Wachstum vor allem Feuchtigkeit<br />

und Nahrung. Für die Schimmelpilzbildung reicht<br />

eine Oberflächenfeuchte von 80% relativer Luftfeuchte über<br />

einen Zeitraum von wenigen Wochen aus. Und Nahrung ist<br />

beim Baustoff <strong>Holz</strong> als organischem Material per se gegeben.<br />

Bei einer unbehandelten <strong>Holz</strong>oberfläche sind die <strong>Holz</strong>inhaltsstoffe<br />

der angeschnittenen Zellen für Schimmelpilze<br />

frei zugänglich.<br />

In der Untersuchung zur »Schimmelpilzbildung bei Dachüberständen<br />

und an <strong>Holz</strong>konstruktionen«, erschienen 2004<br />

im Fraunhofer IRB Verlag, wurden Schadensfälle analysiert<br />

und konstruktive Regeln zur Vermeidung von Schimmelbefall<br />

erarbeitet.<br />

Schimmel bei Dachüberständen<br />

Vermehrt sind Schäden durch Schimmelpilzbildung an<br />

sichtbaren Dachüberständen und Dachuntersichten aus<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffplatten festzustellen. Folgende Ausführungsempfehlungen<br />

wurden aus den Schadensursachen abgeleitet:<br />

• Material, <strong>Holz</strong>art<br />

- Vermeidung von <strong>Holz</strong>arten mit gutem Nährstoffangebot<br />

(z.B. Zucker), wie Buche, Birke, Seekiefer<br />

- BFU- sowie Furnierschichtholzplatten ausgestattet<br />

mit möglichst fungizidem Beschichtungssystem<br />

• Oberflächenbeschichtung<br />

- Allseitige Behandlung der <strong>Holz</strong>werkstoffplatten vor<br />

dem Einbau mit fungizidem Beschichtungssystem<br />

- Versiegelung aller Schnittkanten, z.B. durch Acryl-<br />

Latex, Baumwachs<br />

• Konstruktive Maßnahmen<br />

- Anordnung einer oberseitigen Dämmung zur Vermeidung<br />

von Tauwasserbildung<br />

- Baulicher <strong>Holz</strong>schutz, z.B. ausreichende Blechüberhänge<br />

an den Ortgängen<br />

Schimmel in Dachräumen<br />

In Dachräumen tritt Schimmelpilzbildung auf Hölzern und<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffen häufig schon während der Bauzeit auf. Ursache<br />

sind Tauwasserprobleme durch Konvektionsströme.<br />

Die eingetragene Warmluft kühlt sich bei entsprechenden<br />

Außentemperaturen an der kalten Dachkonstruktion ab. Der<br />

Taupunkt wird unterschritten, große Mengen an Tauwasser<br />

fallen aus. Mögliche Gründe sind Undichtigkeiten der Decke<br />

zum Dachgeschoss, insbesondere Durchdringungen der<br />

Luftdichtigkeitsebene, nicht geschlossene bzw. undichte<br />

oder fehlende Bodeneinschubtreppe, sowie eine mangelhafte<br />

oder zu spät eingebaute Dampfbremse im Dachgeschoss.<br />

Ein stark erhöhter Feuchteanfall durch Putz- und Estricharbeiten<br />

ist oft ausschlaggebend für den Schimmelbefall<br />

auf trocken eingebautem <strong>Holz</strong> und Dachschalung.<br />

Ausführungsempfehlungen:<br />

• Sorgfältige Ausführung der Luftdichtungsebene im<br />

Bereich zwischen Wohnraum und unbewohntem Dachraum<br />

und bei Anschlüssen und Durchdringungen.<br />

• Bodenluke mit Dichtprofil.<br />

• Ggf. Dämmung des kompletten Spitzbodenbereiches<br />

einschließlich Dampfbremse.<br />

• Belüftungsmöglichkeit im ungedämmten, unbewohnten<br />

Dachraum. Achtung: Unterdeckungen müssen den<br />

First bei ausbaufähigen Dachräumen abdecken.<br />

• Organisation des Bauablaufes, d.h. Ausführung der Estricharbeiten<br />

erst nach Einbau der Luftdichtung<br />

• Neubautrocknung (siehe A • 5 • f »Feuchte im Neubau –<br />

Gegenmaßnahmen«).<br />

Rechenbeispiel für den Feuchteeintrag im Neubau<br />

• Eingeschossiges Wohnhaus,<br />

• Nettogrundrissfläche 150 m 2 ,<br />

• Estrichdicke von 6 cm mit 100 Liter Wasser je Kubikmeter<br />

Estrichmenge: 150 m 2 x 0,06 m = ca. 9 m 3<br />

Nach Hydratation verbleiben ca. 60 Liter Wasser/Kubikmeter,<br />

d.h. während der Erhärtungsphase verdunsten<br />

9 m 3 x 60 Liter/m 3 = 540 Liter<br />

Trockenes <strong>Holz</strong> ohne hobeln<br />

Zucker ist ein <strong>Holz</strong>inhaltsstoff und wie bei allen Inhaltsstoffen<br />

in unterschiedlicher Konzentration in den verschiedenen<br />

Hölzern vorhanden. Es kann vorkommen, dass Zucker<br />

mit dem Wasser aus den Zellwänden bei der <strong>Holz</strong>tocknung<br />

ausgeschwemmt wird. Verbleibt es auf der Oberfläche, kann<br />

dies ein Schimmelwachstum auf der Oberfläche begünstigen.<br />

Wird das <strong>Holz</strong> nach der Trocknung jedoch gehobelt,<br />

wird der freie Zucker abgetragen.<br />

Abb. 105: Ursache für Schimmel: zu hohe Baufeuchte! Es gehört zu<br />

den besonderen Phänomenen, dass <strong>Holz</strong> unterschiedlich befallen<br />

sein kann. Das linke <strong>Holz</strong> neben der Keilzinkung ist unsauber gehobelt.<br />

Entsprechend größere Mengen Glukose sind auf der Oberfläche<br />

verblieben – Begünstigung von Schimmelwachstum.<br />

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