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Holz-Tusche | KonstruktionsHilfen 2023

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B • 6 Funktionen: Tragwerk & Bauphysik • Luftdichtheit<br />

b<br />

Undichtheit von Werkstoffen<br />

PLANUNG B • 6<br />

Die Gebäudehülle ist hinreichend luftdicht zu bauen. Die<br />

Vorseite enthält u. a. Hinweise über einzuhaltende Grenzwerte.<br />

Es ist nicht möglich unter baupraktischen Bedingungen eine<br />

absolut luftdichte Gebäudehülle zu bauen. Und es ist auch<br />

nicht nötig dies zu versuchen.<br />

☜ Je höher die gestellten Anforderungen an den Wärmeschutz,<br />

desto geringer sollte die Infiltration des Gebäudes<br />

sein.<br />

Arten von Leckagen – Infiltrationen <br />

1. Regelmäßige Fehlstellen – sind planerisch, konzeptionell<br />

zu bearbeiten. Ist eine wirtschaftliche handwerkliche<br />

Bearbeitung nicht möglich, liegt womöglich ein Planungsfehler<br />

vor. Der ausführende Handwerker sollte sich<br />

vertraglich absichern.<br />

2. größere Fehlstellen – sind nachzuarbeiten, weil sich aufgrund<br />

des Konvektionsstroms ein Feuchteschaden ergeben<br />

kann (Kondensat in der Konstruktion). Die Verantwortung<br />

trägt i. d. R. der Handwerker.<br />

3. kleinere Fehlstellen – treten meist bei den Anschlüssen<br />

von Bauteilen auf. Diese sind nur dann nachzuarbeiten,<br />

wenn der erforderliche n 50 -Wert nicht erreicht wird oder<br />

die Gefahr eines Mangels nachgewiesen wird (siehe 1.).<br />

Kleinere Fehlstellen sind nicht zwangsläufig ein handwerklicher<br />

Mangel, sondern mit einer baupraktischen<br />

Ausführung entschuldbar und seitens der Bauherrschaft<br />

zu tolerieren. Eindeutige Festlegungen gibt es dazu bisher<br />

nicht.<br />

4. Undichtheit von Baustoffen – in der Fläche der Materialien<br />

selbst (»Flächendichtheit«). Ob Baustoffe in der Fläche<br />

hinreichend luftdicht sind, kann pauschal nicht<br />

beantwortet werden. Dies hängt von dem geforderten<br />

n 50 -Wert ab.<br />

Bestehen erhöhte Anforderungen an die Luftdichtheit<br />

können ansonsten übliche Werkstoffe ungeeignet werden.<br />

Im Zweifel sollte ein Zertifikat des Herstellers angefordert<br />

oder eigene Messungen durchgeführt werden.<br />

Abb. 18: Verklebung einer Folie auf einer Bauteiloberfläche mit<br />

Unterdruckprüfung. So läßt sich zumindest qualitativ feststellen,<br />

ob die Bauteiloberfläche luftdicht ist.<br />

☜ 1. und 2. sind bautechnisch aktiv zu verhindern. 3. und 4.<br />

sind in den Maßen des geforderten n 50 -Wertes zulässig.<br />

Wie viel Luft dürfen Baustoffe durchlassen?<br />

Die Problematik der Undichtheit von Baustoffen ergibt sich<br />

zumeist aus den erhöhten Anforderungen z.B. bei Passivhäusern<br />

oder einer Zertifizierung nach RAL 30 .<br />

Die Summe der Infiltration (n 50 -Wert) der Gebäudehülle ergibt<br />

sich aus kleinen Fehlstellen (3.) und der Flächendichtheit<br />

(4.). Ist der Anteil aus 4. bereits erheblich, kann es problematisch<br />

werden die geforderten n 50 -Grenzwerte<br />

einzuhalten.<br />

Aus diesem Grund wurde in Deutschland begonnen über<br />

eine entsprechende Deklaration der relevanten Baustoffe<br />

und einer Forderung von Grenzwerten nachzudenken. In<br />

ersten Veröffentlichungen wurden Grenzwerte für die Flächendichtheit<br />

mit q 50 -Werten zwischen 0,6 und 1,0 [m 3 /m 2 h]<br />

gefordert.<br />

Luftdichtheit von OSB-Platten – Flächendichtheit<br />

Stellvertretend für andere Werkstoffe sollen hier Erfahrung<br />

über die Luftdichtheit von OSB-Platten angesprochen werden<br />

31 . OSB galt bisher als in der Fläche hinreichend luftdicht.<br />

Mit steigenden Anforderungen an die Luftdichtheit muss jedoch<br />

die Flächendichtheit berücksichtigt werden.<br />

Messungen von Peper 32 an insgesamt 14 OSB-Platten unterschiedlicher<br />

Güten, Dicken und Hersteller ergaben keine eindeutigen<br />

Ergebnisse. Vielmehr wurden erhebliche Streuungen<br />

festgestellt:<br />

• innerhalb der einzelnen Platten wichen die Werte zum<br />

Teil um mehr als 100% ab (3 Proben aus jeder Platte wurden<br />

untersucht).<br />

Mittelwerte der Platten: q 50 = 0,08 – 0,78 m 3 /m 2 h<br />

Einzelwerte der Messungen: q 50 = 0,03 – 1,27 m 3 /m 2 h<br />

• Die verschiedenen Plattendicken (16/18/22 mm) ergaben<br />

noch keine Hinweise auf besondere Vorteile.<br />

• Nur eine Platte im Test blieb beim Durchschnittswert<br />

unterhalb des Zielwertes q 50 =0,1m 3 /m 2 h. Eine weitere<br />

Platte knapp oberhalb des Zielwertes.<br />

• Die eine untersuchte OSB4-Platte war zwar besser als<br />

der Durchschnitt, jedoch nicht die Beste und mit<br />

q 50 =0,25m 3 /m 2 h deutlich oberhalb des Zielwertes.<br />

• Ein Hersteller im Test erzielte durchschnittlich bessere<br />

Werte q 50 =0,18m 3 /m 2 h, hatte jedoch ebenfalls Streuungen<br />

bei den Einzelwerten bis q 50 =0,50m 3 /m 2 h.<br />

30 »Güte- und Prüfbestimmungen für energieeffiziente Gebäude« RAL-GZ 965. n 50 ≤1,0h -1 bzw. 0,6 h -1 bei Passivhäusern, sowie n 50 ≤1,5 h -1 bei der Altbausanierung.<br />

31 Ebenso anzusprechen wären die unterschiedlichen Putzbeschichtungen auf verschiedenen Untergründen. Genau wie OSB wurden auch die Putzbeschichtung<br />

bisher als hinreichend luftdicht angesehen.<br />

32 »Messungen zur Andichtung von Balkenköpfen und Luftdichtheit von OSB-Platten«, Peper/Bangert/Rupps/Bastian am Passivhausinstitut Darmstadt,<br />

veröffentlicht beim 8. Internationalen Buildair-Symposium 2013.<br />

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