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Holz-Tusche | KonstruktionsHilfen 2023

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D • 1 Schwerpunktthemen • Fassade VHF<br />

PLANUNG D • 1<br />

dass eine Dauerhaftigkeit der Beschichtung nicht sichergestellt<br />

werden kann.<br />

Bei nicht ausreichender Instandhaltung kann sich die<br />

Schutzfunktion von Beschichtungen umkehren, indem über<br />

Schadstellen in der Beschichtung flüssiges Wasser in das<br />

<strong>Holz</strong> eindringt und aufgrund der dampfbremsenden Wirkung<br />

der Beschichtung nicht mehr hinreichend austrocknen<br />

kann (Einkapselung der Feuchte). Beschichtungsmittel müssen<br />

die Anforderungen nach DIN EN 927-2 erfüllen.<br />

In diesem Abschnitt werden die manuell auf der Baustelle<br />

aufzubringenden Beschichtungen von Vollholz und <strong>Holz</strong>werkstoffen<br />

im Fassadenbereich behandelt. Die Aufgaben<br />

dieser Beschichtungen sind:<br />

• Feuchteschutz,<br />

• Schutz vor UV-Strahlungen (Sonne),<br />

• dekorative Wirkung,<br />

☜ Die planmäßige Wartung mit Regenerationsanstrichen ist<br />

zu ermöglichen.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen kann auf Beschichtungen<br />

komplett verzichtet werden:<br />

• Unbedenklichkeit gegenüber Pilzbildung (Schimmel,<br />

Bläue),<br />

• Hinreichende Beratung des Bauherren bezüglich farblicher<br />

Veränderungen (ungleichmäßiger Vergrauung), mit<br />

deren ausdrücklicher Zustimmung (siehe Abschnitt D • 1<br />

»»Vergrauungslasuren««).<br />

Alle Fassaden und besonders jene aus <strong>Holz</strong> setzen eine fachgerechte<br />

Konstruktion voraus. Die Heterogenität des <strong>Holz</strong>es<br />

erfordert besonderes Augenmerk auf den Schutz der<br />

Schmalseiten bei <strong>Holz</strong>werkstoffen bzw. den Hirnholzflächen<br />

bei Vollholz . Schwind- und Quellverformungen aufgrund<br />

der klimabedingten <strong>Holz</strong>feuchteänderungen sind konstruktiv<br />

unbedingt zu berücksichtigen. Unbeschichtete <strong>Holz</strong>bekleidungen<br />

unterliegen höheren Schwankungen.<br />

Nicht nur bei einer Beschichtungen sollen gegenüber der<br />

Horizontalen alle <strong>Holz</strong>oberflächen um mindestens 15° geneigt<br />

sein. Alle Sichtkanten gerundet r ≥ 3 mm, scharfe und<br />

gefaste Kanten sind wegen der Stoßanfälligkeit nicht geeignet.<br />

Außerdem »flieht« die Beschichtung beim Auftragen<br />

von der Kante, der Film ist dann zu dünn.<br />

Beschichtungssysteme<br />

Als Beschichtungssysteme werden für Außenbekleidungen<br />

aus <strong>Holz</strong> im Wesentlichen Dünnschichtlasuren oder deckende<br />

Beschichtungen verwendet. Wobei die Empfehlung<br />

deutlich in Richtung der deckenden Beschichtung gehen<br />

muss.<br />

Die Beschichtungsfarbe hat einen großen Einfluss auf die Beständigkeit<br />

des Anstrichsystems. Bei Sonneneinstrahlung<br />

entstehen bei dunklen Farbtönen der Außenbekleidung höhere<br />

Temperaturen gegenüber hellen Tönen. Thermische<br />

Spannungen erhöhen die Rissigkeit.<br />

Tabelle 88: Merkmale von Beschichtungen.<br />

Merkmal<br />

Dünnschichtlasur<br />

deckende<br />

Beschichtung<br />

Bindemittelanteil bis 30% 30 – 60%<br />

sd-Wert bis 0,5 m bis 1,0 m<br />

Filmbildend gering ja<br />

Schichtdicke 20 – 60 μm 40 – 80 μm<br />

Erscheinungsbild<br />

durchschimmernde<br />

<strong>Holz</strong>maserung<br />

deckend<br />

Pigmentierung gering ausreichend<br />

UV-Schutz kaum bis mäßig erfüllt a<br />

Grundierung stets erforderlich stets erforderlich<br />

Einsatzbereich geschützte Lagen<br />

Fassadenbeschichtung<br />

a<br />

Bei ausreichender Pigmentierung wird das <strong>Holz</strong> vollständig vor UV-<br />

Strahlung geschützt.<br />

Oberflächenbeschaffenheit<br />

• Grobsägeraue Oberflächen sind für beschichtete Fassaden<br />

kaum geeignet. Beschichtung allenfalls mit Dünnschichtlasuren<br />

oder niedrigviskose Dispersionsfarben .<br />

• Feinsägeraue Oberflächen sind dagegen sehr gut geeignet.<br />

Hochviskose Anstriche sind allerdings auch hier<br />

nicht geeignet. Durch die große Oberfläche ist die »Verzahnung«<br />

zwischen Beschichtung und Untergrund<br />

gegeben, es besteht eine gute Haftung. Es ist bei der<br />

rauen Oberfläche einfacher eine dickere Schicht aufzubringen.<br />

Zu empfehlen ist vor der Beschichtung die<br />

Oberfläche abzubürsten um lose Späne abzutragen.<br />

Soll die Oberfläche glatt sein, gibt es verschiedene Möglichkeiten:<br />

• Standardmäßig gehobelte Oberflächen können Hobelschläge<br />

aufweisen. Dieses sind Quetschungen des <strong>Holz</strong>es<br />

und können eine geringe Haftung der<br />

Beschichtung ergeben. Bessere Ergebnisse liefern:<br />

• zusätzlich geschliffene Oberflächen, jedoch nicht aufgerissen<br />

(wollig), der Schleifstaub ist gründlich zu entfernen;<br />

• hydrogehobelte Oberflächen (verbessertes Hobelverfahren,<br />

wie sie standardmäßig in Hobelwerken angewendet<br />

werden).<br />

Tabelle 89: Einfluss der Farbtönung auf die Oberflächentemperatur.<br />

Tönung<br />

Oberflächentemperatur a<br />

weiß, hellgetönt 40 – 50 °C<br />

mittelgetönt 50 – 65 °C<br />

dunkelgetönt, schwarz 65 – 80 °C<br />

a Quelle: Bundesausschuss Farbe und Sachwertschutz, Merkblatt Nr. 18<br />

Klimabeanspruchung<br />

Ist das Beschichtungssystem und das <strong>Holz</strong> günstig gewählt,<br />

ergeben sich dennoch unterschiedliche Wartungsintervalle.<br />

Hinter den Angaben der Tab. 90 verbirgt sich eine enorme<br />

Varianz. Die Dauerhaftigkeit einer Beschichtung lässt sich<br />

nur schwer abschätzen. Es gibt Hersteller, die Garantieversprechen<br />

von 10 Jahren und mehr abgeben.<br />

Geht man bei den Werten der Tabelle von »mittelgetönten«<br />

Lasuren aus, so können die Wartungsintervalle bei deckenden<br />

Beschichtungen in exponierten Lagen zwischen 5 und<br />

10 Jahren liegen (siehe Tab. 94). Diese können sich bei dunklen<br />

Farbtönen um ca. 20 % verkürzen und bei hellen Farbtönen<br />

um ca. 20 % verlängern.<br />

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