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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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152 III · Die Handlungsfähigkeit der Demokratie<br />

und »Verhandlungsdemokratie« (<strong>Scharpf</strong> 1993a), wie in der Schweiz und<br />

weithin in der Bundesrepublik Deutschland. Beide Demokratieformen erörtert<br />

<strong>Scharpf</strong> aus dem Blickwinkel der empirischen Demokratietheorie und<br />

dem einer normativ-analytischen Perspektive, welche die Bewertung – über<br />

die klassischen Demokratiequalitäten hinaus – insbesondere auf wohlfahrtstheoretische<br />

Konzepte gründet. Vor allem seit etwa Mitte der achtziger Jahre<br />

kommt die systematische Analyse des Regierens im Zeichen intensivierter<br />

europäischer Integration und voranschreitender Internationalisierung insbesondere<br />

der Kapitalmärkte hinzu. Beide Vorgänge stellen die Demokratie<br />

vor neue Prüfungen. Vor allem können sie die Input-Legitimation und die<br />

Output-Legitimation erheblich beeinträchtigen (Abschnitt 2).<br />

Im Ergebnis erreicht <strong>Scharpf</strong>s demokratietheoretischer Beitrag in wichtigen<br />

Teilen die ehrgeizigen Ziele, die er 1970 abgesteckt hatte. Teilweise<br />

ragt er sogar weit über die Ziele von 1970 hinaus. Gewiss: Die komplexe<br />

Demokratietheorie ist nicht abgeschlossen. Auch sind Korrekturbedarf und<br />

Ausbaumöglichkeiten berichtenswert. Doch diese schmälern nicht den Erfolg<br />

und die Leistungskraft der komplexen Demokratietheorie auch im Vergleich<br />

zu alternativen Theorieentwürfen (Abschnitt 3).<br />

1 »Komplexe Demokratietheorie« – Das Programm<br />

von 1969/1970<br />

Den Auftakt zur »komplexen Demokratietheorie« gibt die 1970 veröffentlichte<br />

Schrift »Demokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung«<br />

(<strong>Scharpf</strong> 1970). Die Demokratietheorie ist die überarbeitete und erheblich<br />

erweiterte Fassung der Antrittsvorlesung, die <strong>Scharpf</strong> 1969 an der neu gegründeten<br />

Universität zu Konstanz gehalten hatte. »Komplexe Demokratietheorie«<br />

nennt er sein Vorhaben, so die programmatisch zu verstehende Überschrift<br />

des vierten Teils der Demokratietheorie-Schrift (<strong>Scharpf</strong> 1970: 66,<br />

ferner 92).<br />

Die »komplexe Demokratietheorie«, so erläutert ihr Verfasser, reagiert<br />

auf »eine Mehrzahl normativer Anforderungen« (<strong>Scharpf</strong> 1970: 66), also<br />

nicht nur auf eine Anforderung, wie die beteiligungszentrierte Demokratietheorie<br />

2 oder outputzentrierte Lehren. Zum wissenschaftlichen Hintergrund<br />

2 So beispielsweise die im selben Jahr publizierte Schrift von Pateman (1970) sowie Jürgen<br />

Habermas’ einflussreiche Abhandlung über die politische Beteiligung als ein Wert an sich,

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