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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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206 III · Die Handlungsfähigkeit der Demokratie<br />

Übersicht 1 Ausgewählte Typen von Mehrebenensystemen<br />

Intragouvernemental<br />

parlamentarisches<br />

Regierungssystem<br />

(Parteienwettbewerb)<br />

präsidentielles<br />

Regierungssystem<br />

(Verhandlungsdemokratie)<br />

Intergouvernemental<br />

Wettbewerb Kooperation<br />

z.B. Regulierungsbzw.Standortwettbewerb<br />

der Mitgliedstaaten<br />

der EU<br />

z.B. Regulierungsbzw.Standortwettbewerb<br />

zwischen<br />

Einzelstaaten in den<br />

USA<br />

z.B. »Politikverflechtung«<br />

in der<br />

EU, Deutschland,<br />

Kanada<br />

z.B. intergouvernementaleKooperation<br />

in der Schweiz<br />

oder in den USA<br />

oder weniger stark ausgeprägtem Parteienwettbewerb und präsidentiellen<br />

Regierungssystemen beziehungsweise Verhandlungsdemokratien (Lijphart<br />

1999). Intergouvernementale Prozesse können beispielsweise nach Regeln<br />

der Kooperation (Verhandlungen) oder des Wettbewerbs verlaufen. Kombiniert<br />

man diese beiden Merkmale, so ergeben sich die folgenden vier Typen<br />

eines Mehrebenensystems.<br />

Die folgende Analyse beschränkt sich auf einen (in der Übersicht grau<br />

markierten) Typus von Mehrebenensystem, der allerdings in Bundesstaaten<br />

sowie in der Europäischen Union besonders bedeutsam ist. Ich bezeichne<br />

ihn in Anlehnung an die gängige Terminologie der deutschen Föderalismusforschung<br />

als »Politikverflechtung«, verbinde damit jedoch die Vorstellung<br />

einer zweifachen Verflechtung durch Kooperationszwänge zwischen den<br />

Ebenen einerseits und zwischen Regierungen und den sie tragenden Parlamentsmehrheiten<br />

andererseits. Im Unterschied dazu findet etwa die intergouvernementale<br />

Kooperation in den USA unter der Bedingung statt, dass<br />

die Regierungen des Bundes und der Gliedstaaten relativ unabhängig von<br />

den parlamentarischen Organen agieren können. Der Begriff Politikverflechtung<br />

soll also die intergouvernementale Kooperation zwischen Regierungen<br />

in einer parlamentarischen Demokratie erfassen.<br />

Mehrebenensysteme zeichnen sich ganz allgemein – im Unterschied zu<br />

monokratischen oder hierarchischen Strukturen – durch die Vermehrung<br />

von Vetopositionen aus. Inhaber dieser Positionen können Entscheidungen<br />

verhindern, indem sie die erforderliche Zustimmung verweigern. In der Po-

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