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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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von Beyme · Die Asymmetrisierung des postmodernen Föderalismus 247<br />

Gerade der kanadische Prozess der Föderalismusreform zeigte jedoch ein<br />

Dilemma alter Föderationen: Hohe Amendmentbarrieren sollten die Gleichheit<br />

ungleicher Einheiten schützen. In den USA – und in gewisser Weise<br />

auch in Kanada – haben diese Schutzbarrieren jedoch verhindert, dass der<br />

Föderalismus neue Gleichgewichte zum Schutz der »state rights« findet,<br />

weil die Amendmentprozedur langwierig ist und meistens die geplanten Reformen<br />

niemals ratifiziert werden.<br />

In Systemen eines »devolutionary federalism« wie in Spanien, wo Kompetenzen<br />

schrittweise und nach politischer Opportunität abgegeben werden,<br />

ist die Asymmetrisierung des Systems weiterhin vorprogrammiert (Moreno<br />

1999: 167). Föderalismus ist lange als Ziel angesehen worden. In einem<br />

System asymmetrischer Autonomien wird der Weg zum Ziel und Föderalisierung<br />

zum Eventualprogramm.<br />

d) Nur die Föderationen, die aus einem Staatenbund hervorgegangen sind,<br />

haben in der zweiten Kammer gleiche symmetrische Repräsentation, unabhängig<br />

von der Größe der Gliedeinheiten. Fast alle Föderationen weichen<br />

vom demokratischen Prinzip ab, da die kleinen Einheiten selbst in der Volkskammer<br />

leicht überrepräsentiert sind, wie in Kanada oder im Falle Bremens<br />

in Deutschland. Selbst durch die Stimmenspreizung nach der deutschen Einigung,<br />

mit denen die großen westlichen Bundesländer einer Majorisierung<br />

durch die kleinen Länder mit Hilfe der fünf neuen Ostländer vorbeugten, ist<br />

noch eine gewisse Überrepräsentation der kleineren Einheiten im Bundesrat<br />

gegeben. In einigen vollföderalisierten Systemen ist die zweite Kammer als<br />

Kammer der Staaten angelegt, wie in der Schweiz und in Deutschland. In<br />

anderen alten Föderationen wie den USA und in Australien ist der Senat<br />

nicht direkt ein Organ der Repräsentation der Staaten. Zwischen Senatoren<br />

und Gouverneuren der Staaten gibt es in den USA immer wieder Konflikte.<br />

In Spanien gibt es zwar den Senat als territoriale Kammer, aber die autonomen<br />

Gemeinschaften partizipieren nicht durch den Senat. 1994 wurde ein<br />

»General-Ausschuss <strong>für</strong> die Autonomien« geschaffen, um den Gebietseinheiten<br />

mehr Einflussmöglichkeiten zu geben (Grau i Creus 2000: 59). Belgien<br />

hat mit dem föderalen Umbau des Staates 1993 den Senat zu einem<br />

Haus der Sprach-Gemeinschaften, nicht aber der Regionen gestaltet. Vier<br />

verschiedene Gruppen von Senatoren, von denen außer <strong>für</strong> die Kinder des<br />

belgischen Königs wieder ethnische Kontingente festgelegt wurden, machten<br />

die Zusammensetzung dieses Organs außerordentlich kompliziert (Deschouwer<br />

2000: 109).

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