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Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

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Benz · Konstruktive Vetospieler in Mehrebenensystemen 219<br />

lungen, die Verfahren und Interaktionsbeziehungen der Akteure sowie die<br />

institutionellen Rahmenbedingungen von Verhandlungsprozessen. Teilweise<br />

sind sie bereits in der Politikverflechtungstheorie von <strong>Fritz</strong> W. <strong>Scharpf</strong> beschrieben<br />

worden. <strong>Scharpf</strong> unterschied zwischen Strategien, die das Konfliktniveau<br />

einer Entscheidung (die Wahrscheinlichkeit von Interessenkonflikten)<br />

reduzieren, Strategien, die Entscheidungsalternativen einschränken<br />

und Strategien, welche die Zahl der zu beteiligenden Akteure verringern<br />

(<strong>Scharpf</strong>/Reissert/Schnabel 1976: 40–51; <strong>Scharpf</strong> 1987: 29–30). Wir können<br />

die ersten beiden als auf die »policies« bezogene Strategien zusammenfassen,<br />

während die als Letzte genannte die »Politics«-Dimension betrifft.<br />

In der Literatur gibt es Hinweise darauf, dass Akteure auch die institutionellen<br />

Bedingungen der Verhandlung beeinflussen können. Im Einzelnen handelt<br />

es sich um die folgenden Strategien:<br />

In Hinblick auf die »policies«, die Definition der Politikinhalte, entdeckte<br />

<strong>Scharpf</strong> in seinen Studien zur Politikverflechtung zwischen Bund<br />

und Ländern konfliktminimierende Entscheidungsregeln, durch welche Probleme<br />

so definiert werden, dass alle Akteure sich als Gewinner von Entscheidungen<br />

sehen können. Das gelingt etwa durch einfache Verteilungsregeln,<br />

die möglichst alle Beteiligten gleich behandeln, durch Verzicht auf<br />

Eingriffe in bestehende Besitzstände, durch Kostenexternalisierung oder<br />

durch Vertagung von Entscheidungen über besonders konfliktträchtige Verhandlungsgegenstände.<br />

Diese Regeln kommen zu Stande, wenn Akteure die<br />

Frage der Verteilungsgerechtigkeit des Ergebnisses aufwerfen. Dadurch<br />

treten redistributive Aspekte von »policies« in den Vordergrund, die nur<br />

unter Anwendung der genannten konfliktreduzierenden Regeln gelöst werden<br />

können. Letzten Endes reduzieren diese aber die Entscheidungsqualität,<br />

weil die erzielbaren Kompromisse sich meistens nach dem Status quo richten<br />

und regelmäßig nicht den sachlichen Erfordernissen entsprechen (<strong>Scharpf</strong>/<br />

Reissert/Schnabel 1976: 48–52). Allerdings gibt es auch konstruktivere Strategien,<br />

eine Verhandlungslösung zu erreichen. Die Bündelung von Themen<br />

zu Verhandlungspaketen, in denen sich die Nutzen und Kosten <strong>für</strong> die einzelnen<br />

Beteiligten ausgleichen, ist als wichtigste zu nennen (<strong>Scharpf</strong> 1992).<br />

In der EU sind Paketlösungen gängige Praxis, die sowohl institutionelle Reformen<br />

als auch Umverteilungen von Finanzen ermöglichen. Grundsätzlich<br />

sind sie als positiv zu bewerten, da sie trotz divergierender Interessen Entscheidungen<br />

ermöglichen, die den Status quo verändern.<br />

Im Hinblick auf die »politics«, also die Interaktionsstrukturen der beteiligten<br />

Akteure können die Verhandlungsprozesse in zeitlicher, sachlicher<br />

und sozialer Hinsicht untergliedert werden: Im ersten Fall werden Verhand-

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