07.01.2013 Aufrufe

Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

Festschrift für Fritz W. Scharpf - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

von Beyme · Die Asymmetrisierung des postmodernen Föderalismus 251<br />

Wo Regionalparteien stark sind, haben die föderalen Akteure eine unterschiedliche<br />

Haltung zu den autonomen Einheiten angenommen. Starke Führungskräfte<br />

wie Felipe González haben sich aus dem Gerangel der Autonomien<br />

fern gehalten, weniger starke – wie der konservative Führer Galiziens,<br />

Fraga – haben die Autonomie benutzt, um ihre parteipolitische Macht zu<br />

festigen.<br />

d) Die föderalen Finanzverfassungen sind ein Gemisch aus De-jure- und<br />

De-facto-Asymmetrien. Selbst im dualen Föderalismus der USA mit einem<br />

unbeschränkten Steuerrecht und getrennten Steuerverwaltungen sind die<br />

Kompetenzen der Ebenen in der Innenpolitik nicht ganz klar abgesteckt, sodass<br />

es zu Überlappungen kommt. Gleichwohl entstanden keine gemeinsamen<br />

Steuern (Rentzsch 2000: 44).<br />

Der fiskalische Föderalismus wurde mit wachsender Globalisierung und<br />

Internationalisierung der Wirtschaft häufig entscheidender als die Parteienkonstellation.<br />

Auch in Deutschland zeigten sich gelegentlich negative Allianzen<br />

von Länderchefs aus beiden Lagern. Castles (2000: 192) ging so weit,<br />

die Befunde über die Beziehungen zwischen Dezentralisierung und wirtschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit eher auf die Haushalts- als auf die politische<br />

Struktur des Systems zurückzuführen. Im transnationalen Vergleich erwies<br />

sich die Finanzverfassung der Bundesrepublik als die zentralisierteste, die<br />

zugleich die höchste Regelungsdichte aufweist (Rentzsch 2000: 50). Der<br />

Asymmetrisierungsdruck, der vom Finanzbedarf ausgeht, drängt überall in<br />

Richtung Mischung der Finanzsysteme, mit Elementen des Trenn- wie des<br />

Verbundsystems. Auch in noch-nicht-föderalistischen Regimen, wie in Spanien,<br />

lässt sich diese Tendenz nachweisen (Wendland 1998: 237).<br />

Keine Föderation kommt ohne Transfers an die Gliedstaaten aus. Die Finanzierung<br />

des Bundes geschieht nicht mehr über Matrikularbeiträge wie im<br />

Deutschen Reich bis 1918 und in der Europäischen Union. Je stärker wohlfahrtsstaatlich<br />

eine Föderation orientiert ist, umso mehr wurde die Anhebung<br />

der Finanzkraft der schwächsten Gliedstaaten vorgenommen, wie in Deutschland,<br />

Kanada und Australien. Dies ist auf die parlamentarische Regierungsform<br />

zurückgeführt worden (Rentzsch 2000: 54), aber vermutlich spielen<br />

die ideologischen Traditionen im System keine geringere Rolle als die institutionelle<br />

Gestaltung zwischen Exekutive und Legislative.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!